Pfaffenhofen
Gelungene Premiere für Kirchenmusiker Alois Kammerl

Erstes Orgelkonzert beinhaltete eine große Palette an Stücken von Johann Sebastian Bach bis Wolfgang Sauseng

14.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:08 Uhr
Alois Kammerl ist Pfaffenhofens neuer Kirchenmusiker und Herr über drei Manuale, 40 Register und rund 2800 Orgelpfeifen. −Foto: Steininger

Pfaffenhofen - Seit zwei Wochen ist Alois Kammerl (56), der neue Kirchenmusiker von St. Johannes Baptist, in Amt und Würden.

Eine Kostprobe seines Könnens erlebten die Zuhörer am Sonntagnachmittag anhand von fünf verschiedenen Orgelwerken berühmter Komponisten aus drei Jahrhunderten.

Überrascht zeigte sich Pfarrer Albert Miorin über die relativ vielen Kirchenbesucher, die das Konzert trotz des schönen Wetters und des Kreuzfestes in Scheyern vorgezogen hatten. Vielleicht sei das auch einer gewissen Neugierde zu verdanken, vermutete Miorin, der seiner Freude Ausdruck verlieh, dass sich Kammerl als neuer Kirchenmusiker beworben hatte. Seit dessen Eintritt habe man schon "wohltuende Töne vernehmen dürfen" betonte Miorin und wünschte den Kirchenbesuchern ein schönes, eindrucksvolles Konzert.

Das leitete Kammerl mit einigen erklärenden Worten über die Werke ein, die er für seine Premiere ausgewählt hatte. Die stammten aus der klassischen Orgelmusik ebenso wie aus neuzeitlichen Kompositionen und waren bestens geeignet, die klangliche Vielfalt dieses Instruments ebenso zu demonstrieren wie die Virtuosität des Künstlers, der sich mit diesem auseinandersetzt.

Über drei Manuale und Fußpedale verfügt die Pfaffenhofener Sandtner-Orgel, neben 40 Registern und rund 2800 Orgelpfeifen. Die schien man alle auf einmal zu hören, als zum Auftakt der erste Satz aus Felix Mendelssohn-Bartholdys "Sonate Nr. 4" aus dem Jahr 1845 erklang. "Allegro con brio", (lebhaft, mit Schwung), "Andante religioso" (ruhig, andachtsvoll), "Allegretto" (heiter) und "Allegro maestoso vivace" (schnell, erhaben und lebendig) lauten die Tempi-Anweisungen für die vier Sätze, denen Kammerl ausdrucksvoll nachkam. Auf den machtvollen ersten Satz folgen zwei Sätze mit ausgeprägtem Liedcharakter und mit drastisch reduzierten Orgelpfeifen, besonders im dritten Satz, bei dem die Flöten dominieren. Der vierte Satz dagegen beschließt die Sonate, die zu den besten Orgelwerken des Komponisten gehört.

Die "Toccata septima" von Georg Muffat ist eine von zwölf Toccaten, in der Musikliteratur als "anspruchsvoll" bezeichnet. Kammerl zeigte sich dem Werk absolut gewachsen, wie auch Johann Sebastian Bachs "Contrapunctus Nr. 7", einem von 14 Werken aus Bachs Zyklus "Die Kunst der Fuge".

Ein ganz anderes Bild der Orgelmusik präsentierte Kammerl mit "Variations sur un Theme de Clement Jannequin" von Jehan Alain (1911 bis 1940), einem Komponisten der Orgelmoderne. Die Variationen drehen sich um ein Chanson aus dem 16. Jahrhundert und variieren in ihrer Melodik ebenso wie in ihren Klangfarben, die Molltöne klingen am Ende aus in einem versöhnlichen G-Dur-Akkord.

Ein noch moderneres Werk ist "Ballo" von Wolfgang Sauseng, das Zitate aus Frescobaldis "Cappriccio" enthält und eine Art Tongemälde inklusive Totentanz darstellt, bevor es nach furiosen Klängen abrupt endet. Dieses Werk ist für Zuhörer gewöhnungsbedürftig, es enthält neben schrägen Akkorden wahre Kakophonien an Tönen oder besser "Geräuschen", die man von einer Kirchenorgel nicht erwartet hätte. Ein Werk, das gute Organisten verzückt, aber die Zuhörer eher verwirrt und überfordert.

Aber bestens geeignet, um hohe Virtuosität zu demonstrieren, was Alois Kammerl eindrucksvoll gelang. Er kann mit der Sandtner-Orgel umgehen, und er beweist hohe Variabilität, was die verschiedenen Genres der Orgelmusik anbelangt: Melodisch, gefühl- wie machtvoll, präzise und virtuos. Da darf man gespannt sein, was die Orgelmusik in Pfaffenhofen noch an Überraschungen für die Freunde der Kirchenmusik bereit hält.

SZ

Hans Steininger