Schrobenhausen
Gelungene Integration schafft Nachwuchssorgen

Seliger-Gemeinde Schrobenhausen wird weiter von Helmut Eikam geführt

08.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Im familiären Rahmen traf sich der Vorstand der Seliger-Gemeinde Schrobenhausen und Umgebung: Im Bild Beisitzer Horst Rössler (vorne links), zweiter Vorsitzender Hans Tomani (hinten l.) sowie Vorsitzender Helmut Eikam (2.v.r.). ‹ - Foto: Hammerl

Schrobenhausen (SZ) Im familiären Kreis traf sich die Seliger-Gemeinde Schrobenhausen und Umgebung zur Jahreshauptversammlung in Klingsmoos. Bundesvorsitzender Helmut Eikam führt den Verein auch nach den turnusmäßigen Neuwahlen weiter.

Eigentlich hatte er ja gemeint, "was Schrobenhausen angeht, müssten wir mehr Aktivitäten entfalten, daher schlage ich vor, einen neuen Vorsitzenden zu wählen, der mehr Zeit hat als ich". Ob er hier einen sehe, wurde er daraufhin gefragt und warf sein Auge auf Karl Mosch, der ihm gegenüber saß. Der erkundigte sich vorsorglich, wie sich Eikam auf seinen Reisen in die alte Heimat verständige. "Musst du da tschechisch reden", fragte er, was Eikam verneinte. Trotzdem ließ sich der Klingsmooser mit Hinweis auf seine sonstigen Aktivitäten nicht überreden, den Vorsitz zu übernehmen, woraufhin Eikam dann doch wieder kandidierte.

Einzige Aktivitäten des aktuell 15 Mitglieder zählenden Vereins waren Spargelessen und die Vorbereitung der Bundesversammlung im Herbst in Alexanderbad zum Thema 70 Jahre Kriegsende und Beginn der Vertreibung. Auf Bundesebene war deutlich mehr los gewesen. Eikam, der auch Bundesvorsitzender ist, berichtete von der Bundesversammlung mit Besuch des Konzentrationslagers Flossenbürg und Kranzniederlegung an der Gedenktafel für in Flossenbürg ermordete Sozialdemokraten. Festredner der Bundesversammlung war Reinhard Gall gewesen, zudem gab es Erfahrungsberichte von Dissidenten zu hören und einen Vortrag zum Rechtsradikalismus in Tschechien von Monika Horèkovè. Dem Bundesverband gehört eine Wanderausstellung zur DSAP (Deutsche Sozialdemokratische Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik), deren geistiger Nachfolger die Seliger-Gemeinde (benannt nach Josef Seliger, dem ersten Vorsitzenden der DSAP) ist. Die Ausstellung war im vergangenen Jahr unter anderem in Köln, im Landtag in Wiesbaden, im Prager Parlament, in Jesenik und im Mährischen Schönberg zu sehen. Teilgenommen haben einige österreichische Seliger-Gemeindemitglieder an dem "Brünner Lebensmarsch" am 31. Mai, der in umgekehrter Richtung des Brünner Todesmarschs von 1945 verlief. Der Bundesverband hat noch 3000 Mitglieder, Tendenz fallend - wie bei allen Vertriebenenverbänden.

Heuer plant die Schrobenhausener Seliger-Gemeinde eine Ausstellung über "Dora Müller - eine deutsche Sozialdemokratin in Brünn". Die Ausstellung wurde von der Stadt Brünn konzipiert, die damit Dora Müller ehrt, die sich um die in Brünn verbliebenen Deutschen verdient gemacht hat. Dora Müller ist die Mutter des Karlskroner Zahnarztes Franz Müller, der ebenfalls Mitglied der Schrobenhausener Seliger-Gemeinde ist. Wann die Ausstellung frei ist für Schrobenhausen, ist noch nicht sicher. Eikam rechnet mit Sommer. Weiter ist ein Vortrag von Sakra Navratilova geplant, einer tschechischen Doktorandin, die sich mit der Sozialdemokratie der 20er und 30er Jahre in Brünn beschäftigt. Schließlich soll es noch einen weiteren Vortrag geben über Wenzel Jaksch, der von März bis Oktober 1938 letzter Vorsitzender der DSAP, und später Bundestagsabgeordneter der SPD gewesen war, und Eduard Benesch, den letzten Staatspräsidenten der Tschechoslowakei. Anlass ist das Wenzel-Jaksch-Gedächtnisjahr 2016, denn Jaksch starb vor 50 Jahren anno 1966.

Nach den Rechenschaftsberichten zeigte Eikam den etwa halbstündigen Film von Horst Herz "Die verbliebenen Deutschen", in dem Herz zwei Zeitzeugen interviewt hat, beziehungsweise sie sich über die damalige Zeit unterhalten lässt. Erwin Scholz war in Reichenberg geblieben und hatte es bis zum Leiter der Stadtverwaltung gebracht, Kurt de Witte war bis in die 60er Jahre in Karlsbad beheimatet.

Die Neuwahlen ergaben folgendes Ergebnis: Vorsitzender Helmut Eikam, Vize Hans Tomani, Schriftführerin und Kassierin Claudia Eikam, Beisitzer: Horst Rössler, Klaus Habermann.