Geldanlage - Die Zinstricks der Banken

15.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:56 Uhr

Die Zinsversprechen mancher Sparanlagen sind Blendwerk für Anleger. Undurchsichtige Konditionen schaffen überhöhte Renditeerwartungen. Wie behalten Sparer den Durchblick?

Die Deutschen sind fleißige Sparer. Der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) rechnet für das vergangene Jahr mit einer unverändert hohen Sparquote. Wir erwarten, dass der Anteil der Ersparnis am verfügbaren Einkommen wie im Vorjahr 11,2 Prozent beträgt, so BVR-Vorstandsmitglied Andreas Martin. Mit rund 38 Prozent lagert der Löwenanteil des Geldes bei Banken und Sparkassen. Rund 1,78 Billionen Euro sind dort auf Girokonten, Festgeldern und anderen Spareinlagen deponiert.

Ein Grund für den hohen Zuspruch liegt in den Renditeversprechen der Banken. Viele Produkte werben mit "Extrazins", "Zinsboni" oder "Wachstumszinsen". So wird Anlegern beispielsweise 50 Prozent Bonuszins versprochen – doch viele wissen gar nicht, welcher Basisbetrag dem Bonus zugrunde liegt. Anders als bei Ratenkrediten oder Baudarlehen müssen die Geldinstitute für Spareinlagen keinen Effektivzins angeben. So verirrt sich mancher Sparer im Dickicht der Konditionen.

Auf diese Tricks sollten Anleger achten:


Stufenzins: Bei Sparanlagen mit Zinstreppen stellen Banken gern den höchst möglichen Endzins in den Mittelpunkt ihrer Werbung. Bei einer Geldanlage, bei der die Zinsen jedes Jahr steigen, erhält der Anleger aber nur im letzten Sparjahr den vollen Zinssatz. Die Durchschnittsrendite bemisst sich nach dem Mittel der einzelnen Zinssätze pro Jahr.

Beispiel: 1. Jahr: 1,5 Prozent; 2. Jahr: 2,0 Prozent; 3. Jahr: 2,5 Prozent; 4. Jahr 2,75 Prozent; 5. Jahr 3,0 Prozent; 6. Jahr 3,5 Prozent; 7. Jahr 5,0 Prozent. Die Werbung verspricht hohe Zinsen von bis zu 5,0 Prozent – klingt gut, denkt der Anleger und rechnet Pi mal Daumen mit 3,5 bis vier 4,0 Prozent Rendite. Weit gefehlt! Die Durchschnittsrendite liegt gerade mal bei 2,89 Prozent.

Bonuszins:
Banksparpläne locken gern mit 50, 75 oder 100 Prozent Zinsbonus. In Wirklichkeit wird aber ein geringer Basiszins gewährt, hohe Bonuszinsen greifen erst nach vielen Sparjahren und dann auch nur auf den im letzten Sparjahr eingezahlten Anlagebetrag oder auf die zuletzt gezahlten Zinsen.

Beispiel: Banksparplan der Postbank. Das Institut wirbt mit einem Geldbonus von bis zu 100 Prozent auf die eingezahlte Jahresrate. Doch diesen gibt es erst nach 25 Sparjahren und dann auch nur einmal. Wer monatlich 50 Euro investiert, erhält also nach einem Vierteljahrhundert 600 Euro von der Bank geschenkt. Der jährliche Basiszins beträgt aktuell nur 0,25 Prozent, was die Postbank auf ihren Internetseiten als attraktive Grundverzinsung bezeichnet. Da es im ersten Sparjahr keinen Bonus gibt, beträgt die Verzinsung des eingezahlten Geldes lediglich 0,25 Prozent. Im 2. Sparjahr spendiert die Postbank 1.0 Prozent Bonus, in unserem Beispiel also sechs Euro. Damit liegt die Rendite im 2. Sparjahr nur unwesentlich über 0,25 Prozent. Unterm Strich erzielt unser Beispielanleger nach 25 Jahren eine Endrendite von 2,92 Prozent.

Topzins: Viele Tagesgeldkonten werben mit hohen Topzinsen. Doch für was oder wie lange gibt es diesen Zins? In vielen Fällen belohnt die Bank den Anleger nur, wenn er ein neues Tagesgeldkonto eröffnet, frisches Geld zur Bank überweist oder Wertpapiere überträgt. In der Regel gibt es solche Lockzinsen nur für kurze Zeit oder nur für einen bestimmten Anlagebetrag. Beispiel Cortal Consors. Die Direktbank bietet attraktive 3,5 Zinsen immerhin für ein ganzes Jahr. Bedingung: Kunden müssen Wertpapiere für mindestens 6.000 Euro neu kaufen oder zu Consors übertragen, außerdem gibt es die 3,5 Prozent nur für Beträge bis 25.000 Euro.

Wertzuwachs:
Statt der Rendite werben Banken gern mit dem durchschnittlichen Wertzuwachs, zum Beispiel bei Fonds. Der aber kann bei langen Laufzeiten deutlich höher liegen als die Rendite. Der Unterschied: Die angegebene Kursentwicklung zeigt Gewinne oder Verluste innerhalb bestimmter Zeiträume. Hingegen entsprechen Renditen der effektiven jährlichen Verzinsung. Beispiel: Ein Aktienfonds erreicht innerhalb von zehn Jahren eine Wertsteigerung von 116 Prozent. Wer glaubt, dies entspricht einer Durchschnittsrendite 11,6 Prozent, der irrt. Vielmehr liegt die Jahresrendite bei 8,0 Prozent. Der aufgelaufene Gesamtgewinn entsteht durch den Zinseszinseffekt.

Auf effektive Rendite achten

Da Lockvogelangebote bei Zinsanlagen und kumulierte Angaben zu Wertsteigerungen häufig täuschen können, sollten Anleger darauf achten, dass bei der Wahl ihrer Geldanlage stets die jährliche Rendite ausgewiesen wird. Berücksichtigt die Rechnung zudem sämtliche Kosten der Geldanlage, kann man die effektive Rendite ermitteln. Am aussagekräftigsten ist stets der Vergleich der konkreten Guthabensumme am Ende der Laufzeit.

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