Riedenburg (DK) Schlitzohrige Gauner und zarte Liebesbande, spannende Rededuelle und ein dramatischer Pistolenschuss: Bei der Altmühlbühne Riedenburg erfahren die Besucher des Stücks "Schmugglerbazi" aus der Feder von Ralph Wallner, wie es in einer einsamen alten Jägerhütte in den bayerischen Bergen in den "guten alten Zeiten" so richtig rund gehen kann. Die Darsteller ernteten bei der Premiere am Samstagabend viel Applaus für ihren herzblütigen Auftritt.
Wer ist dieser ominöse Baron (Dieter Mansdorfer), vor dem der zwielichtige Bockerer (Christian Hollweck) und der herrlich lispelnde Fuchs (Kuno Mößl) zwar gewaltig Angst haben - den sie aber trotzdem schlitzohrig über den Tisch ziehen wollen? Was verbirgt sich hinter dem großen Holzschrank in der Hütte, wer lauscht unter dem rustikalen Esstisch und was liegt in der Schlafkammer im Bett? Gibt es für den symphatischen Basti (Florian Schöberl) und seine Komplizin Fini (Andrea Kammerl) trotz ihrer Betrügereien als kleine Schmuggler ein Happy End? Und was sucht eigentlich Lebenskünstlerin Paula (Susi Schäffer), die Männern gern schöne Augen macht und es mit dem Eigentum anderer nicht so genau nimmt, in der Hütte? Braucht sie für sich und ihre brave Tochter Hanna (Claudia Porschert) einen Unterschlupf? Oder ist sie auf der Suche nach neuen Gaunereien? Was wird wohl passieren, wenn alle aufeinander treffen, wenn es plötzlich um viel Geld geht und keiner dem anderen mehr traut?
So viele Fragen - und jede einzelne wird beim diesjährigen ländlichen Schwank der Altmühlbühne Riedenburg in drei Akten spannend und natürlich mit viel Humor beantwortet. Zur Freude und besten Unterhaltung des Publikums, das sich bei der Premiere ausgezeichnet amüsierte. Freche Sprüche hatte vor allem Paula auf den Lippen, die nicht nur für ihre Tochter immer guten Rat hatte, sondern auch der einsamen Fini einen Postboten als Mann ans Herz legen wollte. So ein Beamter könne schließlich ein guter Liebhaber sein - nach dem Motto: "Wer bei der Arbeit schlafen kann, der steht am Abend seinen Mann!" Ausgerechnet Paula ist es dann am Ende, die mit einer gehörigen Portion Frechheit dafür sorgt, dass alle glücklich sind. Wie? Das darf natürlich noch nicht verraten werden, damit es bei allen anderen Aufführungen für die Gäste spannend bleibt.
Bewundernswert ist auch heuer das Bühnenbild, für das wieder Bühnenmaler Michael Besl verantwortlich zeichnet. Mit viel Liebe zum Detail wird der Zuschauer in die Jagdhütte entführt: Ein ausgestopfter Wildschweinkopf hängt an der holzverkleideten Wand, genauso ein Hirschgeweih. Spinnweben ziehen sich über Schränke und den offenen Kamin, über dem ein eiserner Kochtopf schaukelt. Hier sitzen am Holztisch Basti und Fini, um sich von ihrem anstrengenden Schmugglermarsch auszuruhen, beide schwarz getarnt, damit sie im dunklen Wald nicht erkannt werden. Maskenbildnerin Astrid Hollweck hat sich um die Schmugglergesichter gekümmert, genauso wie um das Aussehen der anderen Darsteller. Jedem ist seine Rolle wie auf den Leib geschneidert, die Regisseurinnen Bettina Mansdorfer und Caroline Paulus haben die perfekte Besetzung für ihre Inszenierung vom "Schmugglerbazi" gefunden. Was keine leichte Aufgabe ist, so Bettina Mansdorfer, denn: "Wir brauchen dringend neue Spieler, Helfer für die Bühne, die Maske, einfach aktive Leute im Verein. Jeder ist willkommen, der Spaß am Theater hat, damit die Zukunft der Altmühlbühne gesichert ist."
Schon viele Jahre führt Bettina Mansdorfer Regie und ihre Begeisterung hat nie nachgelassen, sagt sie. Gemeinsam mit Caroline Paulus wählt sie das Stück aus. "Wenn uns ein Dreiakter gut gefällt, aber halt etwas nicht exakt passt, wird es einfach passend gemacht", verrät Mansdorfer. Sie stand selbst schon als Schauspielerin auf der Bühne und weiß damit genau, was sie von ihren Darstellern verlangen kann. Im Juli heuer stand bereits fest, dass der "Schmugglerbazi" inszeniert wird, die Proben begannen im September. Dass alle Akteure mit Begeisterung dabei sind, war bei der Premiere spürbar, Unsicherheiten gab es nicht. Oder fielen nicht auf, denn für Texthänger gab es gleich zwei Souffleusen: Steffi Gruber und Kathrin Schmied verstecken sich hinter dem Kaminofen und im Herrgottswinkel, um im Notfall das passende Stichwort zuzuflüstern.
Zu den treuesten Gästen der Altmühlbühne gehören Wolfgang Mayer und seine Frau Claudia aus Ingolstadt. Auch heuer saßen sie bei der Premiere im Zuschauerraum, direkt vor der Kasse am Eingang. Ihr Stammplatz, wie Wolfgang Mayer verriet. "Wir waren vor Jahren für einen Ausflug in Riedenburg und genau an dem Tag wurde Theater gespielt. Wir haben nachgefragt und es war leider ausverkauft. Aber auf den Stühlen vor dem Tresen am Eingang durften wir dann doch sitzen und seitdem sind wir hier jedes Jahr. Wir sind große Fans von solchen Theateraufführungen und in Riedenburg ist es immer klasse", erzählte Wolfgang Mayer.
Wer sich die spannende Geschichte von den Schmugglern und ihren Abenteuern nicht entgehen lassen will, hat noch bei weiteren Aufführungen Gelegenheit: Am Freitag, 22. November (19.30 Uhr), Samstag, 23. November (19 Uhr), Sonntag, 24. November, und Sonntag, 1. Dezember (jeweils 18 Uhr), Donnerstag, 5. Dezember, (19.30 Uhr), Freitag, 6. Dezember, (19.30 Uhr) sowie Samstag, 7. Dezember, (19 Uhr) öffnet sich wieder der Vorhang im Fuchsstadl Riedenburg. Karten gibt es im Vorverkauf bei Schreibwaren Kirchmaier, die Telefonnummer lautet (09442) 991508.
Regine Adam
Zum Finale betraten alle Mitwirkenden noch einmal die Bühne, neben den Darstellern auch Regie, Maske und Souffleusen. -Foto: Foto: Adam
