Ingolstadt
Geheimsache Chefgehalt

30.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:22 Uhr

Ingolstadt (DK) Was verdienen die Führungskräfte der städtischen Tochterfirmen? In einer offenen, bürgerfreundlichen Kommune, die Ingolstadt sein will, sollten die Gehälter eigentlich kein Geheimnis sein. Doch das Beteiligungsmanagement unter seiner neuen Leiterin will von Transparenz nichts mehr wissen.

Über das Wohlergehen der Tochtergesellschaften gibt seit vielen Jahren der so genannte Beteiligungsbericht Auskunft, ein 200-Seiten-Werk, das vielerlei Informationen über Dutzende von Betrieben enthält. Das Papier wird an die Stadträte und die Medien verteilt.

Teilweise ist die Stadt hundertprozentige Eigentümerin, teilweise nur Minderheitsgesellschafterin bei den Töchtern. "Im Vordergrund steht dabei immer der Dienst am Bürger und nicht das Gewinnstreben", heißt es in der Einführung zum Bericht 2009, der einen "umfassenden Überblick über die kommunalen Aktivitäten außerhalb des Haushalts der Stadt Ingolstadt" bieten will. Welche Umsatzerlöse haben die Stadtwerke erzielt? Wie ist die Geschäftsentwicklung bei der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft? Wie hoch fällt der Bilanzgewinn der Sparkasse aus? All diese Fragen werden beantwortet.

Noch in der Ausgabe 2008 war dem Bericht auch zu entnehmen, dass etwa der Geschäftsführer der Stadtwerke ein Bruttogehalt von 135 000 Euro im Jahr verdient, während der Chef seiner Tochterfirma Netze GmbH nur auf jährlich 97 000 Euro kommt.

Nur noch pauschal

Die neue Beteiligungsmanagerin Andrea Steinherr, die diese Aufgabe von IFG-Chef Werner Richler übernommen hat, macht allerdings einen großen Bogen um alle konkreten Zahlen, wenn es an die Chefgehälter geht. Ihre Angaben zu den zwölf Mehrheitsbeteiligungen sind sehr pauschal gehalten: "Die Bezüge teilen sich wie folgt auf: unter 50 000 Euro zwei Geschäftsführer (nebenamtlich), 50 000 bis unter 100 000 Euro sechs Geschäftsführer, 100 000 bis 160 000 Euro vier Geschäftsführer."

Steinherr begründet diese "aggregierte", also lediglich zusammenfassende Form der Information mit einer "Abwägung des Schutzes der persönlichen Daten der Geschäftsführer mit dem Transparenz- und Informationsgebot der Gemeindeordnung".

Steinherrs Kollege Ernst Wolowicz, Stadtkämmerer der Landeshauptstadt München, stellt das Transparenz- und Informationsgebot in den Vordergrund. Sein aktueller Finanzdaten- und Beteiligungsbericht 2009, der auch im Internet für die Allgemeinheit verfügbar ist, scheut sich nicht, die Einkünfte der kommunalen Topmanager aufzulisten. So erfährt der Leser zum Beispiel, dass Spitzenverdiener Harald Strötgen, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse München, Anspruch auf ein Bruttogehalt von 408 000 Euro hat. Genau 61 649,57 Euro sind "Prämienbestandteil". Strötgens vier Vorstandskollegen bei der Sparkasse bringen es auf je 367 000 Euro Jahressalär.

"Interessante Lektüre"

Auch Michael Kerkloh, Chef der Flughafen München GmbH, verdient nicht schlecht. Sein Jahresgehalt wird mit 363 000 Euro angegeben. Der Geschäftsführer der Münchner Messegesellschaft, Manfred Wutzlhofer, bekommt 283 000 Euro. Kurt Mühlhäuser, Chef der Stadtwerke München, bringt es auf stattliche 318 000 Euro jährlich. Kämmerer Wolowicz hat also allen Grund, im Vorwort seines Beteiligungsberichts den Bürgern der Landeshauptstadt eine "interessante und hoffentlich erkenntnisreiche Lektüre" zu wünschen.