Ingolstadt
"Geh Oide, sei stad!"

Der Ingo wird sieben – Ein Gespräch über politische Korrektheit im Zeitalter der Emanzipation

05.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:58 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Gut, er ist jetzt nicht so direkt die Personifizierung der politischen Korrektheit – aber fast! Unser Ingo. Der Mann, wo im Lokalteil immer das letzte Wort hat, wie er selbst sagen würde. Heute wird der tiefbayerische Kommentator aus der Feder unseres Kollegen Carsten Rost sieben Jahre alt.

Ob es ihm passt oder nicht und warum er weiter den Macho in sich hegt, verrät der Ingo im Interview.

 

Prost!

Ingo: Des geht ja scho wieda guad los! I werd von dene ganzen Gscheidhaferln und andere Intellektuelle dauernd nur aufs Saufen reduziert!

 

Und aufs Blöddaherreden.

Ingo: Des geht ned anders. Es gibt ja schließlich grad gnua zum Motzn in dera Stadt! Man muss se ja nur umschaun. Weil’s wahr is! Guad, a Gscheidhaferl bin i eigentlich selber. A Intellektueller jetzt eher ned ganz so . . .

 

Bitte erklären Sie noch mal die Bedeutung des Wortes Gscheidhaferl für alle Neu-Ingolstädter aus Wolfsburg, Weismain, Ostwestfalen und dem Sauerland!

Ingo: Des kommt aus dem Niederbayerischen, denn des is eh des viel treffendere Bairisch. Ein Gscheidhaferl is jemand, der wo so gscheid is, dass es für a ganzes Haferl glangt – also a Haferl voller Gscheidheit. Deshalb hab i auch immer des letzte Wort.

 

Doch wenn Sie wirklich so gescheit sind, wieso reden Sie dann dauernd so blöd daher?

Ingo: Des is alles a tiefere, traurige Wahrheit! I bin jedenfalls ned blöder als die meisten Leut, über die i jeden Tag motz.

 

Jetzt sagen S’ halt auch mal was Nettes! Bitte! Was fürs Herz.

Ingo: Fürs Herz is mei Konkurrenz auf der zweiten Seite im Lokalteil zuständig, da wo sich d’ Leut auf irgendwas freun. I bin ja eher fürs Handfeste da. Also die Abteilung „Geistreich, aber doch auch gemein“.

 

Mehr politische Korrektheit wäre schon nett. Uns lesen schließlich auch junge Menschen!

Ingo: A geh, Schmarrn! Politische Korrektheit is dreckfad. Es gibt so schöne gscherte Sprüch über Großkopferte, Gschaftlhuber, Grattler, Pritschler, Preißn, Lätschnbenis, Hiasln, Hamperer, Hanflinge, blede Tritschn, Muhakln, Bazis, Biesler, Blunzn, Radlertrinker, Strizzis, Duadln, Docherln und andere Gfläzn!

 

Die Franken fehlen noch.

Ingo: Ja! Und de Freien Wähler.

 

Dauernd diese Seitenhiebe auf die Freien Wähler. Warum nicht mehr Witze über Sozis wagen?

Ingo: Weil’s bei dene, ehrlich gsagt, ned amal für Witze glangt, höchstens für unfreiwillige. Unserne Regierenden san a Segen für Gaudiburschn wie i oana bin. Schaug, so was wia an Stachl-Hans, wo kriagstn des heid no?

 

Und wo hört selbst für den Ingo der Spaß auf?

Ingo: Regel Nummer eins: Niemals Witze über Rothenturm! Nie! Und Regel Nummer zwei: Niemals gute Witze über Gerlfing verpassn! Denn d’Gerlfinger halten se für die Größtn!

 

Aber das sind sie doch auch!

Ingo: Ja. Aber nur in Gerlfing.

 

Und Regel Nummer drei?

Ingo: Sprüch über bedrohte Minderheiten kommen super o!

 

FDP?

Ingo: Genau. Oder INVG.

 

Ihre Macho-Attitüde ist nicht jedermanns Sache. Wie hat sich ihr Verhältnis zum Chauvinismus über die Jahre entwickelt?

Ingo: Also mei Verhältnis zum Chauvinismus is nach wie vor pfenningguad! Des siggt mei Oide zwar anders, aber de werd ja gar ned gfragt. Da sog i: Geh, Oide, sei stad! Meang, botschige!

 

Und bitte nochmals für unsere Immigranten übersetzt!

Ingo: Über das zeitgemäße Geschlechterverhältnis müsste ich einen nachhaltigen Disput mit meiner Gattin pflegen, wenn ich sie denn – was ich freilich unterlasse! – um ihre Meinung bitten täte, diese unbedarfte Person, diese streitlustige!