Appertshofen
Geglückter Neustart

Dorfladen in Appertshofen schreibt zum fünfjährigen Bestehen erstmals schwarze Zahlen

23.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:26 Uhr

Ein herzliches Verhältnis herrscht zwischen den Kunden und dem Dorfladen-Team. Der fünfjährige Christoph und Mama Martina Herrmann (links) gehen deshalb gerne bei Brigitte Kolb (von rechts), Lenka Summer, Mandy Winnicki und Inge Lins einkaufen. - Foto: Stephan

Appertshofen (DK) Der Dorfladen in Appertshofen besteht in diesem März seit fünf Jahren. Nach einigem Auf und Ab freut sich das Team um Brigitte Kolb, Mandy Winnicki und Inge Lins rückblickend auf das Geschäftsjahr 2016 zum ersten Mal über schwarze Zahlen.

Im Dorfladen in dem Stammhamer Ortsteil mit knapp über 900 Einwohnern herrscht sichtlich ein herzliches Verhältnis. Das "Du" ist an der Tagesordnung, und die ehren- wie hauptamtlich arbeitenden Verkäuferinnen nehmen sich Zeit für einen Plausch mit den Kunden. Martina Herrmann kommt deshalb gerne in das kleine Geschäft an der Dorfstraße, um zum Beispiel frische Semmeln zu holen. "Sie wissen schon fast immer, was ich will", sagt sie lachend, während sich ihr fünfjähriger Sohn Christoph eine Schaumzuckermaus aus der Schachtel nehmen darf.

Das gute Verhältnis zu den Dorfbewohnern ist Brigitte Kolb, Mandy Winnicki und Inge Lins, die sich inzwischen die Geschäftsleitung teilen, wichtig. "Der Laden ist wirtschaftlich nur möglich, wenn alle zusammenhalten", sagt Kolb mit Verweis auf den schwierigen Start des Projekts: Nachdem Jahre zuvor der letzte Tante-Emma-Laden geschlossen hatte, öffnete der Dorfladen im März 2012 als Projekt einer Unternehmergesellschaft, die sich hauptsächlich aus Dorfbewohnern zusammensetzt. "Die Idee war, dass Appertshofen unbedingt wieder ein eigenes Lebensmittelgeschäft brauchte", erzählt Kolb.

Das Entsetzen im Ort sei groß gewesen, als die damaligen Geschäftsführer im November 2014 verkündeten, dass der Laden sich nicht trage und Ende des Jahres zumachen müsse. "Die Mehrheit hat das still geschluckt", erinnert sich Kolb, die aber genau wie Lins und Winnicki nicht aufgeben wollte. "Wir haben es auf einen Neustart angelegt", sagt Letztere. In den drei Monaten des Umbaus und der Umstrukturierung sei den Dorfbewohnern wohl bewusst geworden, wie wichtig der Laden für Appertshofen ist. "So ein Mist, jetzt ist er zu", sollen die Leute in dieser Zeit laut Lins gesagt haben, weil sie auf einmal wieder weit fahren mussten, um frische Lebensmittel einkaufen zu können.

Knapp zwei Jahre nach der Neueröffnung atmen die Frauen ein wenig auf: 2016 hat der Dorfladen zum ersten Mal schwarze Zahlen geschrieben. "Die Appertshofener sind wohl wachgerüttelt worden", vermutet Winnicki. Die Gründe für den wirtschaftlichen Aufschwung seien vielfältig. Die drei erzählen von Experimenten mit Käsespezialitäten, Verkostungen, der Sortimenterweiterung durch regionale Produkte, der offenen Eistheke im Sommer, Aktionen bei Dorffesten oder der Frischobstlieferung an die Grundschule. "Wir versuchen, über Mundpropaganda bekannt zu werden und auch so die Stammhamer verstärkt hierherzuholen", sagt Kolb.

Die Geschäftsführerinnen beá †tonen, dass sie nicht alleine für den Erfolg verantwortlich sind. "Ohne die vielen Helfer aus dem Dorf würde es überhaupt nicht gehen", sagt Kolb dankbar. Pappe wegfahren, Äpfel holen, Werbung austragen - bei all diesen Aufgaben sei die Unterstützung der Einwohner groß. "Das Dorf hat es gemeinsam geschafft, dass der Laden überlebt." Dieser besondere Zusammenhalt mache sich auch über die Whatsá †App-Gruppe bemerkbar, über die Stammkunden über restliche Semmeln informiert werden - oder die Lautsprecherdurchsage per Feuerwehrauto, dass sich die Kinder noch ein Eis holen können.

Kein Wunder, dass sich das kleine Geschäft - die Frauen sprechen von einem "Raumwunder", in das alles von Wurstware über Streichhölzer bis hin zu Likörflaschen passt - mittlerweile zu einem richtigen Treffpunkt entwickelt hat. "In den Jahren, als es den Laden nicht gab, haben sich die Leute nur in der Kirche und auf dem Friedhof gesehen", meint Winnicki zugespitzt. Heute komme sogar regelmäßig ein Frauenstammtisch in die Dorfstraße. Ziel sei es außerdem, im Sommer draußen eine Kaffee-Ecke einzurichten. "Das ist eine Bereicherung für den Ort."