Aschbuch
Gegenwind für Stadt und Projekte

Neue Bürgerinitiative hinterfragt Pläne für Windkraftanlagen und moniert Informationspolitik

08.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:18 Uhr

Da hinten, so hoch: Diese vier Männer sprechen für die Bürgerinitiative Gegenwind-Altmühlberg: Christian Engmann (von links), Franz Riepl, Heinz Schwartz und Jürgen Bell. Sie monieren vor allem die Informationspolitik der Stadt, haben aber auch inhaltliche Forderungen wie einen anderen Mindestabstand zur Wohnbebauung. Für Donnerstag laden die Aschbucher und Irfersdorfer zu einer Informationsveranstaltung ein - Foto: Schoplocher

Aschbuch (DK) Der Name ist Programm: „Gegenwind“ nennt sich die Bürgerinitiative, die sich vor wenigen Tagen gegründet hat und die die geplanten Windkrafträder am Altmühlberg hinterfragt.

Sechs Mal so hoch wie die Aschbucher Kirche. Oder zweimal so lang wie ein Fußballplatz, bloß senkrecht. Franz Riepl macht erst einmal Pause, um den Dimensionen die Chance zur Entfaltung zu geben. Rund 200 Meter hoch könnten die Windräder werden, die in der Konzentrationsfläche unweit des Dorfes Aschbuch liegen. Ausgewiesen, und damit für Windkraft frei gegeben, hat das Gebiet der Stadtrat. Allerdings ohne Informationen „nach draußen“ zu geben, wie die Sprecher der Bürgerinitiative, die sich zum Teil vor drei Wochen noch gar nicht gekannt haben, beklagen.

„Mangelnde Transparenz und Offenheit“ lautet der Hauptvorwurf, den Franz Riepl, Christian Engmann, Heinz Schwartz und Jürgen Bell erheben. Sie seien keine Gegner von regenerativen Energien im Allgemeinen oder Windkraft im Speziellen. „Eher im Gegenteil, aber im Einklang mit Mensch und Natur“.

Allerdings verstehen sie nicht nur das Vorgehen, sondern vor allem auch den „willkürlich festgelegten“ Abstand zur Wohnbebauung nicht. Natürlich würden 1000 Meter erst einmal nach etwas klingen, meint Heinz Schwartz. Ihm als „technisch denkendem Menschen“ leuchte aber nicht ein, warum der Kilometer pauschal und ungeachtet von der Höhe des Windrads festgemacht werde. „Zehn Prozent“, wäre doch eine Angabe, sagt der Aschbucher. Er verweist zudem darauf, dass diese 1000 Meter aus einer Zeit resultierten, als derartige Anlagen zwischen 80 und 100 Meter hoch waren. Mittlerweile seien technisch wohl auch 250 Meter möglich, im Raum Beilngries gebe es Anfragen von Investoren für rund 200 Meter.

Genau derartige Dimensionen befürchtet Christian Engmann, der auf ein „im Grunde doch windarmes Gebiet“ hinweist. Da die Hanglagen wegen des Naturparks ausgeklammert werden müssten, bliebe nur der Gang in die Höhe, sagt er und stellt die Rentabilität in Frage. Da man den Bürgern allerdings keinen Einblick in die Windpotenzialanalyse der Stadt gewährt habe – „das müsste doch im Sinne der Transparenz möglich sein“ – bliebe Vieles im Bereich der Spekulation.

Die Bürgerinitiative will vor allem Eines: Informieren, und zwar umfassend. „Bisher hat nur die Stadt ihre Sicht, noch dazu ohne große Erklärungen“ darstellen können. Wäre man nicht über einen Aushang an der Mitteilungstafel „gestolpert“, hätte das ganze Dorf nichts mitbekommen, regen sich Riepl und seine Mitstreiter auf. Auch erste kritische Nachfragen bei einer öffentlichen Sitzung von Bürgerliste/Freie Wähler brachte nicht den erwünschten Einblick. „Man hat uns schnell klar gemacht, dass wir wenig Möglichkeiten haben“, erinnert sich Engmann.

Jürgen Bell vermisst vor allem die kritische Auseinandersetzung mit den Folgen von Windkraftanlagen. Lärm – „bei Ostwind noch mehr“ – Schattenschlag, Infraschall, Eiswurf und Unfallgefahren, fassen die Männer zusammen, wobei vor allem Bell auf fehlende Langzeitstudien zu den Belastungen verweist. Er sieht sogar Artikel 2 des Grundgesetzes, das Recht auf körperliche Unversehrtheit, durch das Vorgehen der Stadt „mit Füßen getreten“. Da nutze es auch nichts, dass die Stadt „ihrer Informationspflicht im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben nachkommt“.

Sorgen bereiten aber auch die Fundamente. „Wir reden über versiegelte Flächen von bis zu 8000 Quadratmeter je Einheit“, unterstreicht Franz Riepl, der auch auf die Eingriffe für die Tierwelt hinweist. Jürgen Bell und Christoph Engmann ergänzen, dass „Naturpark und Landschaft derzeit scheinbar keinen interessieren“. Engmann stört sich an der weit verbreiteten „Goldgräberstimmung“, mit regenerativen Energien das schnelle Geld zu machen. Heinz Schwartz ergänzt, dass Windkraft in diesen Regionen ohne Subventionen wohl gar kein Geschäftsmodell sei.

„Der Stromertrag steht in krassem Missverhältnis zum Eingriff in die Landschaft“, bringt es Schwartz auf den Punkt. Dies zu verhindern, sei ein Ziel der Initiative, macht Bell deutlich, der sich vor sieben Jahren bewusst für Aschbuch als neue Heimat entschieden hat. „Wenn Astrid Lindgren eine Bayerin gewesen wäre, wäre sie nach Aschbuch gezogen“, malt er ein idyllisches Bild. Handfester formulieren Engmann und Riepl die anderen Ziele: „Mehr Information und der Mindestabstand von einem Zehntel der Höhe“.

Wenn es nach den vier engagierten Aschbuchern geht, soll das Projekt „Gegenwind“ nicht auf ihr Dorf und die unmittelbar angrenzenden Ortschaften beschränkt bleiben. Elf Gemeindeteile von Amtmannsdorf bis Viehstall und Wolfsbuch seien direkt betroffen, sagt Schwartz, „im Grunde aber jeder“.

Weitere Informationen auch unter www.gegenwind-altmuehlberg.de