Thalmässing
Gegenwind aus der großen Politik

Projektierer will gegen Regierung von Mittelfranken klagen – Informationsabend in Thalmässing

05.12.2013 | Stand 02.12.2020, 23:20 Uhr

 

Thalmässing (HK) Den Standort von fünf riesigen Windrädern südlich von Thalmässing hat die Firma Juwi erstmals öffentlich bekannt gegeben. Das Thema stößt auf großes Interesse: Gut 200 Bürger lauschten am Mittwochabend den Ausführungen der Planer.

Sie ließen sich Planungsstand, Renditechancen und Zeitplan der Bürgerwindkraftanlage erläutern. Während in Allersberg oder Jahrsdorf Bürgerinitiativen gegen Windkraftanlagen kämpfen, kommt der Gegenwind in Thalmässing von politischer Seite: Nach wie vor fehle die Unterschrift des mittelfränkischen Regierungspräsidenten Thomas Bauer zur Freigabe des notwendigen Regionalplans, teilte Projektierer Erich Wust mit.

Seine Firma „Wust Wind& Sonne“ sammelt das Geld für das millionenschwere Projekt ein, die Spezialfirma Juwi aus Rheinland-Pfalz liefert die schlüsselfertigen Anlagen und kümmert sich dann um die Wartung.

Die Sechs-Monats-Frist, in der die Regierung mit der Unterschrift den Weg hätte frei machen sollen, laufe am heutigen Freitag aus. „Wir brauchen aber Rechtssicherheit“, betonte Wust. „Jetzt müssen wir im Eilverfahren eine Feststellungsklage anstrengen“, sagte er deshalb.

Wust ist über die Haltung der Regierung mehr als erbost. Das sei eine „rein politische Geschichte“ und habe mit der aktuellen Rechtsprechung nichts zu tun. Hintergrund dafür seien die Pläne von Ministerpräsident Horst Seehofer, die Abstandsflächen zwischen Windrädern und Ortschaften zu vergrößern. Die Folge: Seit Monaten werden keine Anträge mehr bearbeitet und genehmigt. Eben auch der von Erich Wust für Thalmässing. „Das ist obszön“, echauffierte sich der Unternehmer.

Zur Informationsveranstaltung waren zwei Ingenieure aus dem Juwi-Regionalbüro in Dürrwangen gekommen: Stefan Paulus und Daniel Koglin. Paulus hält es für „unverständlich, wie die Staatsregierung eine Blutgrätsche gegen die Bürger auspackt“. Dennoch ist der Energiespezialist zuversichtlich, dass die Genehmigungen doch noch erteilt werden.

Das Interesse der Bürger an diesem Projekt ist groß. Einige unterschrieben gleich an Ort und Stelle eine Reservierung für eine Beteiligung an der „Bürgerwindenergie Thalmässing“. Die Reservierung ist zunächst unverbindlich. „Der Bürger legt das Geld erst auf den Tisch, wenn die Genehmigung da ist und die Einspeisevergütung gesichert ist“, betonte Stefan Paulus.

Zunächst seien die Bürger Thalmässings am Zug, sich an dem 24,5 Millionen Euro teueren Projekt zu beteiligen. Mehr als 17 Millionen Euro sollen über Banken finanziert werden, über 7 Millionen können die Bürger beisteuern. Die Mindesteinlage beträgt 5000 Euro. „Das soll ein echtes Bürgermodell werden“, betonte Wust. Erst wenn nicht genug Geld aus Thalmässing zusammenkommt, dürfen sich auch private Geldgeber aus der Region beteiligen.

Die können mit einer Kapitalrendite von sechs Prozent rechnen, erklärte Wust. Dabei gehe man von einer Laufzeit von 20 Jahren aus. Drehe sich das Windrad länger und seien alle Darlehen getilgt, „dann kommt ein Sahnehäubchen oben drauf“. Bis zu neun Prozent könne die Rendite betragen.

Eigentlich sollten es sieben Windkraftanlagen auf der Jurahochfläche an der Landkreisgrenze werden, aber wegen der Nähe zum Flugplatz Waizenhofen und zu einer geplanten Windkraftanlage bei Titting musste Juwi auf zwei Standorte verzichten.

Die Räder der dänischen Firma Vestas erreichen eine Höhe von insgesamt 196 Metern. Daniel Koglin und Stefan Paulus betonten, dass bei dem Projekt alle Richtwerte eingehalten würden: der Schallpegel, der Schattenwurf und der Naturschutz sowie der nötige Abstand zu den nächsten Wohnhäusern bei Waizenhofen und Landersdorf. Bei letzterem sind es rund 1000 Meter.

15 Ordner mit Papier und 15 CDs hätten die Juwi-Mitarbeiter Anfang Oktober auf das Landratsamt Roth geschleppt. Die Unterlagen seien vollständig, das Genehmigungsverfahren könne beginnen, habe das Amt mitgeteilt, so Projektleiter Daniel Koglin. Er hofft, den Bau im Mai 2014 zu beginnen und die Windräder Ende des nächsten Jahres in Betrieb zu nehmen. Wer sich vorher schon ein Bild machen wolle, brauche sich nur ins Auto zu setzen und nach Berching zu fahren. „Dort steht eine baugleiche Anlage“, erklärte Koglin.