Gegen Todesstrafe: Auch Kreisstadt setzt Zeichen

25.11.2008 | Stand 03.12.2020, 5:24 Uhr

 

Pfaffenhofen (PK) Am Sonntag, 30. November, findet auf Initiative der Gemeinschaft Sant’Egidio zum siebten Mal ein Aktionstag unter dem Motto "Städte für das Leben – Städte gegen die Todesstrafe" statt. Pfaffenhofen schließt sich heuer dieser Kampagne an.

Über 800 Städte weltweit, darunter 45 Hauptstädte, beteiligen sich an der Aktion. In vielen Metropolen wird an diesem Tag ein charakteristisches Gebäude besonders beleuchtet, so in Rom das Kolosseum, in Brüssel das Atomium, in Aachen das Ponttor, in Würzburg die Festung, in Berlin der Rathausturm, in Nürnberg die Straße der Menschenrechte – und in Pfaffenhofen der Kirchturm.

Andere Städte führen besondere Aktionen durch. So wird in Leipzig fünf Minuten vor jeder vollen Stunde die Glocke im Carl-Goerdeler-Denkmal geläutet. Mit diesen Gesten und einer Reihe von Veranstaltungen wollen die Organisatoren ihren Protest gegen die Todesstrafe zum Ausdruck bringen.

In Deutschland ist die Zahl der Städte, die sich an diesem Aktionstag beteiligen, auf über 100 angestiegen, darunter unter anderem Berlin, Hannover, Köln, Stuttgart, Mönchengladbach, Schwerin und Weimar.

Besonders im vergangenen Jahr hat sich viel auf dem Gebiet der Abschaffung der Todesstrafe getan. Ein Meilenstein in diesem Kampf war die Resolution der UNO-Vollversammlung, die mit großer Mehrheit alle Staaten der Erde auffordert, ein Moratorium zu verhängen und die Todesstrafe abzuschaffen. Zum ersten Mal in der Geschichte wird diese grausame Strafe damit offiziell geächtet und für nicht mehr dem internationalen Standard angemessen erklärt. Diese Resolution bedeutet zwar keine rechtliche Verpflichtung, sie setzt aber ein moralisches Signal, das die Staaten der Welt in die Pflicht nimmt.

In jüngster Vergangenheit haben Ruanda, Kirgisien, Gabun und Usbekistan die Todesstrafe abgeschafft. Wichtig ist auch eine neue Entwicklung in China. Dort hat das Parlament ein Gesetz verabschiedet, das die Hinrichtungen einer besseren Kontrolle unterstellt, indem nun der Oberste Gerichtshof jedes Todesurteil bestätigen muss. Mittlerweile wenden 137 Staaten die Todesstrafe nicht mehr an, nur eine Minderheit von 60 Staaten übt diese Praxis noch aus.

In den vergangenen zehn Jahren, seit die Gemeinschaft Sant’Egidio eine Kampagne mit einem Appell für ein weltweites Moratorium initiierte, hat sich das Zahlenverhältnis zwischen den Ländern mit und ohne Todesstrafe deutlich verändert und es hat sich eine eindeutige Tendenz zur Abschaffung gezeigt. Sant’Egidio ist eine christliche Laienbewegung mit über 50 000 Mitgliedern in 70 Ländern, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzt. Sie engagiert sich unter Beteiligung zahlreicher Organisationen im Kampf gegen die Todesstrafe und hat die Aktion "Cities for life – Städte für das Leben" gegründet. Für die 1998 initiierte Unterschriftenkampagne für ein Moratorium der Todesstrafe hat die Gemeinschaft Sant’Egidio über fünf Millionen Unterschriften gesammelt, die dann dem Präsidenten der UNO-Vollversammlung übergeben wurden.

In Pfaffenhofen haben Pfarrer Frank Faulhaber und Kulturreferent Steffen Kopetzky für den Aktionstag gegen die Todesstrafe ein Programm zusammengestellt, das um 10.30 Uhr mit einem Familiengottesdienst in der Stadtpfarrkirche beginnt und um 11.30 Uhr im Pfarrsaal mit der Lesung des Schauspielers Peter Pruchniewitz aus John Grishams Roman "Der Gefangene" fortgesetzt wird. Ab 15 Uhr gastiert die Europa Philharmonie in der Stadtpfarrkirche und spielt klassische Kompositionen von Ludwig van Beethoven, Johann Sebastian Bach und Antonin Dvorak. Karten sind im Vorverkauf bei Schreibwaren Daubmeier und an der Abendkasse erhältlich. Um 17.15 Uhr findet am oberen Hauptplatz eine ökumenische Andacht von Pfarrerin Christiane Murner, Pfarrer Hannes Neubauer und Stadtpfarrer Frank Faulhaber statt. Die Beleuchtung des Kirchturms ab 17.45 Uhr durch Lichtkünstler Markus Jordan setzt den Schlusspunkt.