Roth
Gegen Rechtsradikalismus und Rassismus

Birgit Mair warnt bei gut besuchtem Vortrag im Rother Asylcafé vor der zunehmenden Fremdenfeindlichkeit

27.02.2020 | Stand 02.12.2020, 11:52 Uhr |
Über die Gefahren des zunehmenden Rechtsextremismus informiert Birgit Mair (Mitte) bei einem Vortrag in Roth. − Foto: Asylcafé

Roth - Mehr als sechzig Besucherinnen und Besucher haben sich bei dem Vortrag von Birgit Mair im Rother Asylcafé gedrängt.

Aufgrund des tragischen Geschehens in Hanau war diese Veranstaltung von "Roth ist bunt" und der vhs im Landkreis Roth ein Beitrag zur Information und Aufklärung.

Birgit Mair vom Nürnberger Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung ging auf Aktivitäten und Personen der Neonaziszene bis hin zu den Rechtspopulisten in der Region in den letzten Jahren bis heute ein. Unter anderem erwähnte sie auch das Thema Reichsbürger, das 2016 mit dem Tod eines Polizisten in Georgensgmünd Schlagzeilen machte.

Die Zahl der Reichsbürger in Deutschland stieg 2017 sprunghaft an, weil die Behörden die Szene nach dem Polizistenmord verstärkt beobachteten. Auch um den bekannten Reichsbürger aus Georgensgmünd gab und gibt es weitere Sympathisanten und Aktive, die mit dem Mann verkehrten. Menschen, die den deutschen Staat nicht anerkennen, ihren Ausweis abgeben, und seine Gesetzgebung im Allgemeinen ablehnen.

Auch Greding ist "bunt" und hat eine feste und sehr interessierte Interessensvertretung, aber das "Hippodrom" in Greding ist auch ein beliebter Treffpunkt der süddeutschen AfD. 2019 wurde bei einem Treffen des völkisch-nationalistischen Flügels um Björn Höcke in Greding die erste Strophe des Deutschlandlieds gesungen. Birgit Mair selbst war als Journalistin in Greding vertreten, wo ihr von einem AfD-Funktionär das Handy aus der Hand gerissen worden war. Sie zeigte ihn deswegen bei der Polizei an.

Nürnberg ist immer wieder Ort rechter Umtriebe. So verübte der NSU drei seiner zehn Morde sowie einen Sprengstoffanschlag in der Frankenmetropole. Im Juni 2018 demonstrierten 250 Personen aus der Holocaust-Leugner-Szene. Am Ende zeigte ein Redner sogar noch den Hitlergruß.

"In den vergangenen fünf Jahren hat Nürnberg 70 extrem rechte Demonstrationen erlebt", sagte Mair. Bekannt sei etwa Elena Roon geworden, die 2016 mehrere Kundgebungen organisierte, die sich vor allem gegen Geflüchtete richteten. Die AfD-Politikerin hatte 2017 ein Hitlerbild geteilt. Dazu schrieb sie "Vermisst seit 1945" und "Adolf, bitte melde Dich! Deutschland braucht Dich! " 2018 wurde sie in den Bezirkstag von Mittelfranken gewählt.

Die Referentin legte mit zahlreichen Beispielen den Widerspruch zwischen sozialer Rhetorik und der neoliberalen und marktradikalen Politik der AfD offen. De facto sei die AfD keine Partei, die für die Rechte der Armen kämpft. Migrantinnen und Migranten würden als Sündenböcke für Missstände markiert und die Spaltung der Gesellschaft so vorangetrieben.  

Rechtspopulistische Rhetorik stellte die Rechtsextremismus-Expertin auch bei der Internetplattform "Hallo Meinung" des Schwarzenbrucker Bauunternehmers Peter Weber fest, ebenso aber auch der Facebookseite des Bürgermeisterkandidaten von Büchenbach im Landkreis Roth.

Dass aus Worten Taten werden können, belegte die Referentin: "In den letzten 30 Jahren töteten extrem Rechte bundesweit mehr als 200 Menschen. Während es 2011 in Deutschland knapp zwanzig Anschläge auf Geflüchtete und deren Unterkünfte gab, waren es 2016 mehr als 3000. Mehr als 500 Menschen wurden dabei verletzt, darunter auch Kinder.

Der Vortrag schuf unter den Zuhörenden das Solidaritätsgefühl, dass man sich gegen Rechtspopulismus offen stemmen sollte.

HK

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