Neuburg
Gegen Elend und Leid in der Welt

Zum Welttag der Armen speisen Ehrenamtliche und Bedürftige in Neuburg gemeinsam

27.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:09 Uhr
Armenspeisung in Neuburg: Mitarbeiter der Caritas und bedürftige Menschen haben beim Welttag der Armen gemeinsam gegessen. Zuvor fand ein Gottesdienst in der Heilig-Geist-Kirche statt. −Foto: Hammer

Neuburg (ahl) Sieben weiße, einsame Figuren haben in den vergangenen Tagen vor der Pfarrkirche Heilig Geist in Neuburg gestanden. Sie waren die Vorboten für den Welttag der Armen, der in Neuburg mit einem Gottesdienst mit Domkapitular Andreas Magg, der zugleich Diözesan-Caritasdirektor ist, begangen wurde.

"Den Welttag der Armen hat Papst Franziskus vor zwei Jahren ins Leben gerufen, um uns zu ermutigen, Arme nicht zu vergessen, sondern uns solidarisch mit ihnen zu zeigen", sagte Domkapitular Andreas Magg zu Beginn des gut besuchten Gottesdienstes. Dieser war vom Caritasverband der Diözese Augsburg gemeinsam mit dem Caritas-Kreisverband und der katholischen Pfarrgemeinde Heilig Geist organisiert worden. Nach dem Gottesdienst war im Sinne einer Armenspeisung eine Begegnung der Caritas-Verantwortlichen sowie Vertreter von Landkreis und Stadt mit Bedürftigen im Pfarrheim angesagt. Serviert wurde Burgunderbraten mit Beilagen, alternativ Gemüselasagne, jeweils mit Salat und Nachspeise.

Magg erinnerte in seiner Predigt daran, dass die Kirche als Bewegung armer Menschen entstanden ist. Armut sei "weit mehr als das Fehlen von materiellen Dingen", sondern sie verändere das ganze Leben, führe zu Scham, Rückzug und Ausgrenzung. Arme Menschen hätten selten Anteil am kulturellen und gesellschaftlichen Leben. Welche Facetten Armut noch hat, ließ sich an den Zetteln nachlesen, die an die erwähnten Figuren vor der Kirche geheftet waren. "Das sind Sätze von Neuburgern", erklärte Magg. "Ich bin arbeitslos", "Wenn es die Tafel nicht gäbe, müsste ich hungern", "Ich bin einsam", oder "Ich schäme mich wegen meiner alten Kleider" stand da zu lesen. Die Figuren selbst waren erstmals in Schwabmünchen zum Einsatz gekommen, seitdem werden sie in der Diözese ausgeliehen.

Den Vorwurf, manche Menschen nutzten Sozialhilfe aus, konterte Magg mit gegenteiligen Beispielen. Er kenne auch Menschen, die ihnen zustehende Hilfe nicht annähmen, weil sie anderen nicht zur Last fallen wollten. Helfer müssten in Kauf nehmen, dass einzelne sie ausnützten. Er rief in seiner Predigt dazu auf, "dem Armutsphänomen auf den Grund zu gehen", Elend und Leid wahrzunehmen, wie Jesus Armen zu helfen und zu versuchen, Armut von anderen abzuwenden.

"Armut ist, wenn Menschen ausgegrenzt sind", sagte Caritas-Geschäftsführer Hans-Peter Wilk, "die Ursachen dafür sind vielfältig". Seine Mitarbeiter hatten gezielt Menschen angesprochen, welche die Dienste der Caritas in Anspruch nehmen, sei es nun die Schuldnerberatung, der Betreuungsverein oder die Tagesstätte. Auch zwei Obdachlose seien auf ihrer Parkbank angesprochen und zum Essen nach dem Gottesdienst eingeladen worden. Dabei ging es nicht nur um das Essen an sich, sondern - ebenso wichtig - um das Miteinander, die Begegnung auf Augenhöhe. Die Mitarbeiter mitgezählt nahmen rund 90 Personen teil.