Nürnberg (DK
Gegen die alte Liebe

Trainer Alois Schwartz trifft mit dem 1. FC Nürnberg auf seinen ehemaligen Verein SV Sandhausen. Dort war der 49-Jährige bis zum Sommer sehr erfolgreich. Nun geht es aber für beide Vereine um den Anschluss nach oben.

01.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Nürnberg (DK) An den siebten Spieltag der diesjährigen Saison erinnert sich Alois Schwartz noch gut. Für den Trainer des 1. FC Nürnberg war der 1:3-Sieg in Bielefeld eine Erlösung. Denn zuvor hatten die Nürnberger nach dem Weggang von René Weiler im Sommer und einer personellen Zäsur einen denkbar schlechten Saisonstart erlebt. Nach dem sechsten Spieltag fand sich der Club am Tabellenende wieder. Zwei Punkte, 9:18 Tore und eine 1:2-Heimniederlage ausgerechnet gegen den großen Rivalen SpVgg Greuther Fürth bedeuteten den Tiefpunkt. Und einen Negativrekord für den Club. Auch Schwartz wirkte zunehmend ratloser. "Als Trainer habe ich so etwas noch nicht erlebt."

Schwartz wackelte bedenklich - und als fast schon jeder mit einer Entlassung rechnete, gelang dem 49-Jährigen doch noch der ersehnte Befreiungsschlag. Der Sieg in Bielefeld war dann der Start zu einer Aufholjagd. Diese fand allerdings am vergangenen Montag bei der 1:3-Niederlage gegen den Aufstiegsfavoriten VfB Stuttgart ein Ende. Trotzdem haben die Nürnberger nun einen Platz im Mittelfeld ergattert. Der Traum vom Aufstieg in die Bundesliga ist allerdings nun wieder in weite Ferne gerückt.

Gegen seinen ehemaligen Verein SV Sandhausen will Schwartz nun mit den Nürnbergern am Samstag (13 Uhr) eine neue Serie starten. Doch vor der Partie verspürt der Trainer eine besondere Anspannung: "Wir werden uns vorbereiten wie auf jedes andere Spiel auch. Aber für mich ist es kein Spiel wie jedes andere", sagte er gestern in Nürnberg. Von 2013 bis 2016 hatte Schwartz erfolgreich in Sandhausen gearbeitet. "Ich freue mich, dass es weiter gut läuft in Sandhausen", sagte er. Mit einem Sieg könnten die Nürnberger die punktgleichen Sandhausener überholen.

Schwartz kann im Angriff wieder auf Tim Matavz zurückgreifen, der seine Syndesmoseverletzung überwunden hat und wieder mit der Mannschaft trainieren konnte. Kapitän Miso Brecko steht nach einer Gelb-Sperre wieder zur Verfügung. Fraglich ist in der Abwehr der erkrankte Georg Margreitter. Tim Leibold fällt wegen Schambeinproblemen weiterhin aus.

Auch für Sandhausen ist die Partie etwas Besonderes - auch wenn das Kriegsbeil längst wieder begraben ist. Schwartz hatte Sandhausen im Sommer nur einen Tag vor dem Trainingsbeginn verlassen. "Der Zeitpunkt hat uns erschüttert, wir waren sehr enttäuscht", erklärte Geschäftsführer Otmar Schork. Doch das ist verziehen, schließlich haben sich beide Seiten viel zu verdanken. Während sich Sandhausen in der Zweiten Liga etablieren konnte, schaffte es Schwartz, sich durch die bodenständige und erfolgreiche Arbeit für einen größeren Verein zu empfehlen. Sich selbst skizzierte Schwartz einmal in der "Bild"-Zeitung: "Bei Schleifer denkt man an Magath, bei Motivator an Daum, bei Taktikfuchs an Rangnick", erzählt er. "Ich glaube, ein Trainer muss von allem ein bisschen haben, um erfolgreich zu sein. Zu viel Kumpel verwischt den Respekt. Einen gewissen Schliff braucht man. Man muss sein Spiel durchziehen, aber auch den Gegner beachten."

Dieser Eindruck verstärkt sich beim Blick auf seine vorherigen Trainerstationen. In Erfurt fand Schwartz eine zerstrittene Mannschaft vor, die enttäuschte. Er war dort mehr als Psychologe gefragt und formte wieder ein Team. In Sandhausen musste er aus dem kleinsten Budget der Zweiten Liga eine schlagkräftige Mannschaft bilden. Dies gelang ihm, weil sein Team gute taktische Lösungen bot und als Gemeinschaft auftrat. Vor allem präsentierten sich die Sandhausener defensiv sehr stabil.

In Nürnberg hat sich Schwartz nach der anfänglichen Krise gefangen und kommt auch mit der deutlich größeren Aufmerksamkeit gut zurecht. Die Mannschaft wirkt inzwischen stabil, steht kompakt und gibt sich mit Mittelmaß längst nicht zufrieden. "Unsere Serie ist gerissen, jetzt schauen wir, dass wir eine neue starten", sagte Schwartz nach dem 1:3 in Stuttgart - und das am besten gegen seinen alten Klub.