Gegen Ängste und für mehr Mut

22.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:47 Uhr

Klatschen, singen, tanzen: Die Mitmachlieder kamen bei den Jugendlichen der fünften Klassen sichtlich gut an.

Beilngries (DK) Pfarrer, Lehrer und Liedermacher Johannes Matthias Roth war gestern zu Besuch in der Hauptschule. Vor mehr als 150 Kindern der fünften Klassen aus Hauptschule und Gymnasium spielte und sang er seine "Bewegten Mut- und Mitmachlieder" mit Ulrike Konnerth aus Irfersdorf.

Mit einem großen runden Spiegel in den Händen läuft Ulrike Konnerth durch die Reihen. Lässt dort ein Mädchen sich selbst sehen, hält dem Buben daneben den Spiegel vors Gesicht. So unterschiedlich die Kinder, so unterschiedlich die Reaktionen. Schüchternes Lächeln. Lustiges Grimassen ziehen.

"Ich bin ich!" rockt derweil auf der Bühne Liedermacher Johannes Matthias Roth, lädt zum Mitsingen ein: "Nur ich seh so aus, bin so, wie ich." Kein Fußballstar. Kein Model und kein Fernsehpüppchen. "Ich sehe hier im Saal viel schönere Mädchen und Jungen als in diesen ganzen Deutschland-sucht-Fernsehsendungen. Und besser singen könnt ihr sicher auch", ruft Roth den Jugendlichen zu. Die beweisen gern, dass er Recht hat, singen, tanzen und klatschen begeistert mit. "Ich bin ich. Du bist du." Beim "Wir sind wir" sollen sich die Jugendlichen an den Händen fassen, erste Scheu ist schnell überwunden, als Roth rät: "Und wenn es nur der mit dem kleinen Finger ist, zeigt das Wir!"

Johannes Matthias Roth ist evangelischer Pfarrer, seit dem Jahr 2000 zudem mit größter Begeisterung Liedermacher. Über 250 Stücke hat er mittlerweile geschrieben, Kinder und Erwachsene bei unzähligen Auftritten begeistert. Mehrere Auslandstouren führten ihn nach Luxemburg, Singapur und Papua Neuguinea, nach Paraguay und in arabische Länder. Seine ersten Stücke schrieb er als Religionslehrer, weil er so Unterrichtsthemen besser verdeutlichen konnte.

"Musik und Glaube machen Spaß. Das möchte ich mit meinen Liedern und Texten zeigen", sagt Roth. Deshalb hätten die meisten seiner Songs einen eingängigen Refrain, Textpassagen mit "Ohrwurmqualität". Dann könne jeder mitsingen, sei dabei, anstatt nur zuzuhören. "Das ist bei Kindern doch besonders wichtig", weiß der Pädagoge.

Vorrangig hat Roth aber das Ziel, Menschen stark zu machen, Mut zu machen mit seinen Liedern und Texten. Verständnis zeigt er in seinen Stücken für die Probleme der Kinder in Schule, Familie, mit Freunden. Formuliert Sehnsüchte, Ängste, aber auch Mut und Hoffnung. "Gib nicht auf, bleib nicht liegen, steh auf und geh deinen Weg", singt er mit Ulrike Konnerth und holt sich zum Mitmusizieren und Mitsingen einige Mädchen und Buben auf die Bühne.

Bei den langsameren Stücken ist es gar nicht so einfach, die begeistert tanzenden und singenden "Mitmacher" zu ruhigeren Bewegungen zu animieren. Aber auch das schaffen Roth und Konnerth – genauso wie den Sprung zu Textstellen in der Bibel und Gedanken an Gott. Roth erzählt von Hagar und deren Wüstenerfahrung aus dem 1. Buch Mose und vermittelt anschließend mit seinem Lied "Du bist ein Gott, der mich sieht" den Jugendlichen das Gefühl, nie allein zu sein, auch nicht bei Selbstzweifeln und in vermeintlicher Einsamkeit.

Viel Applaus spenden die Schüler Hauptschulrektor Ewald Schiebel, der bei einem Lied zur Gitarre greift. Und noch jemand ist begeistert: Eine Gruppe Senioren ist mit der Leiterin des Beilngrieser Seniorenzentrums, Rosi Meier, zum Konzert gekommen. Sie freuen sich über die lebhaften Jugendlichen fast ebenso wie über die mitreißende Musik. Die 84-jährige Babette Schröder erklärt lachend: "Das gefällt uns schon auch noch. Die singen richtig schön!"