Neuburg
Gefüllte Bänke wie sonst nur an Weihnachten

Valentinstags-Segnungsgottesdienste für Paare bescheren der Kirche ein volles Haus

13.02.2022 | Stand 22.09.2023, 23:44 Uhr
Josef Heumann
Ein schönes Zeichen der Verbundenheit: Rosen verteilen die beiden Geistlichen Herbert Kohler und Vitus Wengert nach dem Gottesdienst; zuvor segneten sie die Jubelpaare einzeln. −Foto: Heumann

Neuburg - Bevor der nächste Feiertag zwischen Larifari und Kommerz versackt, setzt die Kirche ein machtvolles wie sinn(en)trächtiges Zeichen. Und siehe da: Die Kirchenbänke zum speziellen Valentinstagsgottesdienst füllen sich wie sonst nur zu Weihnachten oder ganz besonderen Vorkommnissen.

Nun war der Valentinstag nie ein besonders hervorgehobener Feiertag - die Kirche und die Liebe, das hat nun mal seine ganz eigene Bewandtnis. Aber es darf schon wieder mal daran erinnert sein, dass dieser von allerlei Nettigkeiten und Neckereien umrankte Tag einen zutiefst christlichen Ursprung hat. Der weist in frühchristliche Zeit zurück, als am 14. Februar 269 ein Valentin von Terni hingerichtet wurde - weil er Dinge machte, die der Obrigkeit nicht passten, verboten waren. Und dies wirft gleich noch einmal ein ganz anderes Licht in kirchenbewegten Zeiten auf diesen rebellischen Geist.

Der Überlieferung nach soll Valentin, der auch sonst viel Gutes getan haben will, trotz Verbots Paare christlich getraut haben. Selbst der heute merkantil beflügelte Brauch, Blumen zum Tag zu verschenken, geht angeblich schon auf diesen römischen Priester oder gar Bischof zurück.

Vor beinahe 2000 Jahren waren es staatliche Gebote, die dieser Valentin negierte und die ihm schließlich den Märtyrertod einbrachten, ist das Thema, Paare zu segnen und zu trauen, plötzlich ganz anders wieder höchst virulent geworden. Stadtpfarrer Herbert Kohler pflegt jetzt schon seit einigen Jahren den Brauch, Ehejubilare in einem persönlichen Schreiben zu einem Valentins-Gottesdienst einzuladen. Ausdrücklich bedauert er, dass pandemiebedingt immer noch nach der kirchlichen Feier nicht auch ein weltlicher Austausch im Anschluss möglich ist. Aber für manch persönliches Wort nehmen sich die beiden Geistlichen, Stadtpfarrer Kohler und sein Vorgänger im Amt, Monsignore Vitus Wengert, auch in der Kirche einfach die Zeit, wenn sie die Paare segnen.

Der aufmerksamen Einladung folgen zwischenzeitlich so viele Paare, dass die Gottesdienste geteilt schon werden müssen, in weiteren, auch ökumenisch geprägten Runden sind auch alle Paare ohne Jubiläums-Datum (und unbedingt Trauschein) eingeladen. Die Tipps schon in der Lesung für ein funktionierendes Miteinander passen wunderbar für die Ehe wie im Zweifelsfall auch den synodalen Weg; viel ist von Verständnis und gegenseitiger Achtung der Rede, von Hierarchie weniger.

Das Evangelium zum Tag ist eins der kürzesten. Gott zu lieben und gleich als Zweites den Nächsten wie sich selbst zu lieben, das sei das ganze Gesetz. Eine Rose, wie die beiden Geistlichen am Ende auch den Paaren überreichen, nimmt Pfarrer Kohler zum Ausgang seiner Überlegungen, was Liebe und Partnerschaft ausmachten. Dabei interessieren den Geistlichen durchaus auch die Dornen der Rosen. Anders als bei der Blume jetzt zum Verschenken, sollten die in einer Partnerschaft keinesfalls abgemacht werden. Eine Beziehung brauche Dornen, "pass auf mich auf, sagt die Rose mit ihren Dornen." Auch das wisse die Botanik: "Tief wurzelnde Rosen sind schier unausrottbar."

DK

Josef Heumann