Neuburg
Gefängnisstrafen für Kupferdiebe

Schöffengericht verurteilt drei Drahtzieher einer Augsburger Bande

30.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:12 Uhr

Neuburg (szs) Quer durch ganz Bayern zog sich die Spur einer Diebesbande, die im Sommer vergangenen Jahres Kupferkabel im großen Stil gestohlen hat. Nach 17 Brüchen in mehreren Kieswerken und einem angerichteten Schaden von mehr als einer halben Million Euro gingen die fünf Männer der Polizei ins Netz.

Vor einer Woche kamen zwei Handlanger mit Bewährungsstrafen davon (wir berichteten). Am Dienstag saßen nun die drei Drahtzieher der Gruppe in Neuburg auf der Anklagebank: Das Schöffengericht unter Vorsitz von Richter Gerhard Ebner verurteilte das Trio zu Freiheitsstrafen.

Neuburg-Zell, Geisenfeld, Weichering, Wolnzach, Mindelheim, Holzheim, Freising, Oberndorf am Lech, Altendorf bei Bamberg: 17 Brüche listete Staatsanwältin Anna Weiss in ihrer Anklageschrift auf. 25 Minuten brauchte die Juristin, um alle Taten vorzutragen. Gründlich, routiniert und äußerst dreist gingen die Täter demnach bei ihren heimlichen Nachtschichten vor. Per Google-Earth spähten sie mögliche Ziele aus: Kieswerke, deren Förderbänder mit langen Stromkabeln vernetzt sind und die schlecht gesichert waren. In der Nacht rückten die fünf Männer dann mit Kleintransportern an, zwickten Absperrketten ab, durchschnitten Zäune, trugen einmal sogar einen Erdwall ab, um sich Zugang zu verschaffen, und kappten die wertvollen Kabel. Bis zu 2200 Meter der teuren Kupferleitungen erbeuteten die fünf Männer aus Augsburg bei nur einem Bruch. Das Diebesgut verscherbelten sie dann an eine Augsburger Firma. Den großen Reibach machten sie aber offenbar nicht: Rund 60 000 Euro bekam die Bande laut Verteidiger Dietmar Geßler insgesamt – für Kabel im Wert von über 300 000 Euro.

Eine Unachtsamkeit brachte die Ermittler auf die Spur der Bande: Nachdem eine Streife einen der Verdächtigen schlafend im Auto in der Nähe eines Tatortes angetroffen hatte, zapfte die Polizei die Handys an. Im November vergangenen Jahres ertappte man die Truppe dann auf frischer Tat an einer Tankstelle – die Transporter voller gestohlener Kabel.

Nachdem einer der drei Drahtzieher bei der Polizei ausgepackt hatte, zogen alle anderen nach und legten umfassende Geständnisse ab: Michael P. (Namen geändert), 33 Jahre alt, selbstständiger Transportunternehmer, verheiratet, drei Kinder; Andreas S. (37), Kraftfahrer mit einer schwangeren Frau; Johann R. (36), gelernter Schweißer, verwitwet, zwei Kinder. „Ich war in finanzieller Not, habe Schulden, hatte kein Geld“, erzählte Michael P. vor Gericht. Alle drei beteuerten, nur auf die schiefe Bahn geraten zu sein, weil sie es nicht geschafft hätten, sich mit den Hungerlöhnen für Kurierfahrten finanziell über Wasser zu halten. Verteidiger Holger Haß mahnte, die Russlanddeutschen seien Abbilder gescheiterter Integration. Die großen Hoffnungen der Zuwanderer hätten sich in Deutschland zerschlagen. „Wir, die Gesellschaft, wir haben versagt, vollkommen!“, sagte er.

Haß forderte eine Bewährungsstrafe für seinen Mandanten, seine Kollegen Geßler und Martin Angermayr ebenfalls. Das Schöffengericht folgte jedoch Staatsanwältin Weiss, die auf Freiheitsstrafen zwischen drei Jahren und vier Monaten und vier Jahren plädierte. Vorsitzender Richter Gerhard Ebner sprach alle Drei des schweren Bandendiebstahls schuldig. Michael P. muss für drei Jahre und sechs Monate hinter Gitter, Andreas S. für drei Jahre und Johann R. für zwei Jahre und vier Monate.