Niederlagen
Gefährliches Zeitspiel

25.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr

Niederlagen ist der FC Bayern nicht gewohnt. Auf sportlicher Ebene nicht. Am Verhandlungstisch genauso wenig. Doch nun hat Thomas Tuchel abgesagt. Er verzichtet auf die Nachfolge von Trainer Jupp Heynckes und wird stattdessen ein Job-Angebot im Ausland annehmen. Dieses "Nein" schmerzt die FCB-Vereinsbosse. Es deckt bekannte Probleme auf und schafft zugleich neue.

Dabei hätte alles so einfach sein können. Tuchel war dem Vernehmen nach sehr angetan von einem Engagement in der bayerischen Landeshauptstadt. Und die Bayern wollten ihn. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sogar schon nach der Entlassung Carlo Ancelottis im Herbst 2017. Aber: Präsident Uli Hoeneß war dagegen. Und sträubte sich lange Zeit gegen die Idee, dass, ähnlich wie Pep Guardiola, erneut ein verkopfter Trainer und kein Kumpeltyp wie Heynckes die Münchner coacht. Nun folgte mit der Absage die Quittung für die Hängepartie.

Ob es mit Tuchel funktioniert hätte, ist fraglich. Sicher ist: Es war leichtfertig vonseiten der Bayern zu glauben, der Ex-BVB-Coach würde sich über ein halbes Jahr hinhalten lassen. Der Klub steht nach wie vor ohne Trainer für die kommende Saison da. Ein hausgemachtes Problem, das große sportliche Baustellen schafft und Fragen aufwirft. Wie plant der neue Coach mit den Altstars Franck Ribéry und Arjen Robben? Wie sollen neue Spieler nach München gelockt werden, wenn nicht einmal der Trainer feststeht? Hoeneß kann die Zeit nicht anhalten. Der Umbruch muss auch unter seiner Ägide kommen. Junge Spieler, ein unverbrauchter Coach, frische Ideen und unbequeme Entscheidungen. Sonst werden die Münchner auf Dauer nicht mehr in Europas Spitze vertreten sein. Doch genau das ist der selbst auferlegte Anspruch.