Schrobenhausen
"Gefährliches Viertel- oder Achtelwissen"

Rolf Miller spricht vor seinem Auftritt in Schrobenhausen über seine Bühnenfigur – und warum Bayern sein Mekka ist

04.10.2012 | Stand 03.12.2020, 1:00 Uhr

Kabarettist Rolf Miller hat den Durchblick – auch wenn es nicht so scheint - Foto: Agentur Susanne Buhr

Schrobenhausen (SZ) Er hockt rund anderthalb Stunden nur auf einem Stuhl, grinst und sagt ansonsten eher wenig – und wenn er dann doch etwas sagt, dann ist das sprachlich meistens schief. Doch Kabarettist Rolf Miller aus dem Odenwald gelingt es mit seinen scheinbar dümmlichen Gedankengängen Wahres zu enthüllen.

Dafür gab es unter anderem das Scharfrichterbeil sowie den Deutschen Kleinkunstpreis. Am Samstag, 13. Oktober, kommt Miller mit seinem Programm „Tatsachen“ in die Schrobenhausener Stadthalle. Im Interview mit der SZ spricht er über seine Figur – und warum der Odenwald mit dem Schrobenhausener Land vieles gemein hat.

 

Sie haben Verwaltungswissenschaften studiert. Da kann man doch gar nicht anders als Kabarettist werden, mit Hang zu Wortverdrehungen.

 Rolf  Miller: Ja,  das Wortverdrehen, das habe ich da gelernt. Aber das Beamtendeutsch, das wäre für meine Figur zu intelligent. Der hat weniger Wortschatz, der wäre nicht mal Beamter in der mittleren Laufbahn. Ich versuche mit einfachen Worten Kompliziertes auszudrücken. Im Grunde mache ich das Gegenteil dessen, was ein Beamter macht.

 

Sie können sich ihr Bühnen-Alter-Ego nicht in einer Amtsstube vorstellen?

Miller: Ja, doch. Es gibt ja in kleinen Gemeinden den Bauhofchef oder den Chef vom Hauptamt. Der macht das Mitteilungsblatt, der weiß mehr als der Bürgermeister, was passiert, und für die Rechtschreibfehler hat der seine Sekretärin.

 

Was für Berufe haben denn Jürgen und Achim, die als seine Kumpels immer wieder in Ihren Programmen auftauchen?

Miller: Die schlagen sich so durch. Die waren ja schon Polizist, Schiffschaukelbremser – ich kann mich gar nicht erinnern, was die noch alles waren. Aber ich versuche das offen zu lassen. Ich tu mich auch schwer zu sagen, was meine Figur für einen Beruf hat. Aber die Berufe sind in der kleinen Dorfgemeinde, wo die herkommen, eh unwichtig, die haben sowieso alle das Haus vom Vater geerbt. Das Gemeinde- und Vereinsleben ist eigentlich das Entscheidende.

 

Das ist hier ja ähnlich. Würden sich denn die Drei auch mit den Menschen in unserer Region gut verstehen?

Miller: Absolut. Bei euch in der Gegend habe ich ja richtige Heimspiele. Es ist jedes Mal so, dass ich mir danach sage: Schade, dass ich da die DVD nicht aufgenommen habe. Das ist sensationell, Bayern ist mein Mekka.

 

Und die Schrobenhausener müssen jetzt nicht vorher Odenwäldlerisch lernen, bevor sie Sie am 13. Oktober verstehen können?

Miller: Nein, ich war jetzt auch in Isny im Allgäu und Balingen, da redet man tiefstes Schwäbisch, das hat alles nichts mit meinem Dialekt zu tun. Der Odenwald ist ja im Grunde eine Kopie eurer Gegend. Provinz ist überall, gibt’s auch in Berlin-Friedrichshain.
 
 

Trotz aller Provinzialität: Ihre Figur kennt sich schon einigermaßen in der Welt aus. Woher hat sie denn ihr Wissen?

Miller: Das ist reines Fernsehwissen. Alles von der Glotze aus. Er kriegt schon auch mit, was man so redet. Aber das ist nicht gefährliches Halbwissen, es ist Viertel- oder Achtelwissen.