Gefährliche Zuspitzung

Kommentar

20.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

Er werde, hat Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy immer wieder erklärt, keine Unabhängigkeit Kataloniens zulassen. Damit befindet er sich im Einklang mit der Justiz, denn das spanische Verfassungsgericht hat das von der Regionalregierung in Barcelona geplante Referendum für illegal erklärt.

Man kann den Einsatz der paramilitärischen Polizeieinheit Guardia Civil in Barcelona also als Versuch werten, Recht und Ordnung sicherzustellen.

Dennoch ist die Zuspitzung brandgefährlich. Sie spielt den Separatisten in die Hände. Sie können auf einen Solidarisierungseffekt hoffen. Bislang lagen die Gegner einer Abspaltung von Spanien deutlich in Führung. Das aber könnte sich nun ändern. Denn auch jene Katalanen, die für einen Verbleib im spanischen Staat sind, haben wenig Verständnis, wenn eine Truppe, die unter Diktator Franco brutal in der Region gewütet hat, nun gegen die Separatisten vorgeht. Das könnte den Stimmungsumschwung bringen.

Rajoy muss sich vorwerfen lassen, dem Konflikt in Katalonien nicht rechtzeitig die nötige Aufmerksamkeit geschenkt zu haben. Schon vor den gestrigen Ereignissen war es schwer vorstellbar, dass ein Kompromiss gefunden wird. Und nun? Ein Gewaltausbruch kann nicht mehr ausgeschlossen werden. Die EU sollte sich als Vermittlerin anbieten.