Neuburg
Gedenken an Isabella Braun

Weihnachtsgeschichten, Lichterweg, Vortrag: Neuburg feiert den 200. Geburtstag der Jugendbuchautorin

13.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:26 Uhr

Engagiert in Sachen Isabella Braun: Horst Haitzinger (linkes Bild, von links), der ein gewitzt originelles Titelbild für den Erzähl-Band gestaltete, Dieter Distl, der die Texte edierte, und Peter Czoik, der ein fundiertes Nachwort beisteuerte. Monika Baumgartner (rechts) war eine großartige Interpretin der besonderen Sprache und mehr noch der engagierten Anliegen der großen Jugendbuch-Schriftstellerin. - Fotos: Heumann

Neuburg (DK) 200 Jahre alt wäre die Jugendbuchautorin Isabella Braun am Samstag geworden. Den ganzen Tag über fanden zu ihren Ehren zahlreiche Veranstaltungen statt.

Das offizielle Neuburg leckt noch ganz schön an den Wunden vom verlustig gegangenen Schulnamen. Oberbürgermeister Bernhard Gmehling nennt es schlichtweg „einen Fehler“, das Sonderpädagogische Förderzentrum lieber nach dem Kommunalpolitiker Walter Asam denn der einst hochverehrten Jugendbuchautorin Isabella Braun fortan zu benennen. Wenn Gmehling wenigstens die Neuburger jetzt auffordert, „doch nachhaltig über Isabella Braun nachzudenken“, geschah dies an ihrem 200. Geburtstag jedenfalls in einem ausgesprochen würdigen Rahmen.

Jahrelang war es dem Verschönerungsverein und der Frauenunion ziemlich exklusiv vorbehalten, die Erinnerung an die Frau wach zu halten, die als Begründerin und selbst wichtige Vertreterin der christlichen Jugendliteratur gilt, deren Einfluss lange über ihre Lebenszeit und weit ins 20. Jahrhundert hineinreichte und sein Ende erst im Ungeist Nazideutschlands fand. Der wiederbelebte Verschönerungsverein weiß sich schon seit den Tagen seiner Gründerväter in der Pflicht, hatten die doch schon 1886 im Englischen Garten der Dichterin ein Denkmal errichtet. Diesem stattet die Frauenunion seit vielen Jahren am Geburtstag der Schriftstellerin einen von Fackeln illuminierten Besuch ab, so auch diesen Samstag wieder.

Und erstmals sind jetzt auch einige Texte Isabella Brauns wieder in einer wohlfeilen Ausgabe zugänglich. Zusammen mit seinen Töchtern hat Neuburgs langjähriger Kulturamtsleiter Dieter Distl speziell auf Weihnachten bezogene Texte aus dem umfangreichen Oeuvre der fleißigen Frau zusammengestellt. Exakt 24 Kapitel ergeben so einen etwas anderen, eben literarisch hochfeinen, für Gmehling gar „den schönsten Adventskalender aller Zeiten“.

Mutet die Sprache auch manchmal recht altmodisch an und wirkt „ihre Frömmigkeit auf uns bigott“, so die Distls, so gewähren die Schilderungen einen tiefen Einblick in das Leben der damaligen Zeit, wobei Isabella Braun sehr genau auch die sozialen Unterschiede der damaligen Gesellschaft erfasst.

Zusätzlicher Gewinn, dass mit Monika Baumgartner eine der markantesten Mundartsprecherinnen Bayerns einige dieser Texte las. Der Chor Windrose – mit der Uraufführung eines von Leiter Werner Lecheler vertonten Braun-Gedichts – und der im Familienquartett aufspielende Stadtkapellmeister Alexander Haninger steuerten Stimmungsvolles bei.

Der Kongregationssaal war der denkbar idealste Ort für diese Feier, war exakt hier doch die alte Wirkungsstätte Isabella Brauns, die dem Raum wie der von den Fenstern aus erblickbaren Natur ein liebevolles Denkmal setzte: „Gerade unter dem Fenster rauscht die Donau dahin; bald hatte sie einen trauten, bald einen klagenden, bald einen drohenden und zornigen Ton.“ Gut 250 Zuhörer bei dieser besonderen Feier bezeugten eine wohl anders endende Volksabstimmung zum Namen Isabella Braun.