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Gedächtnis-Steinheben: Wer war Josef Schnell?

17.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:01 Uhr

Von Mathias Petry

Schrobenhausen (SZ) Noch heute ist der Respekt ihm gegenüber unüberhörbar, wenn sein Name fällt: Josef „Bubi“ Schnell, eine der großen, spannenden Figuren der deutschen Sportgeschichte. Wenn an diesem Sonntag auf der Schrobenhausener Wiesn das große Kräftemessen beim Steinheben ansteht, schwebt sein Name über dem Wettkampf, ihm ist er gewidmet. Wer war dieser Josef Schnell?

Am 2. Februar 1934 kam er in Schrobenhausen zur Welt, wurde Tankwart und Schreiner. Früh wurde sein Talent erkannt, und ab 1953 war er international einer der bekanntesten Mittelschwergewichtler. Siebenmal vertrat er bei den Europa- und Weltmeisterschaften die deutschen Farben, 1955 wurde er mit 385 Kilogramm WM-Siebter. Insgesamt holte er sieben Deutsche Meistertitel nach Schrobenhausen, einen mit der Mannschaft. Als persönliche Bestleistung erzielte er 1959 420 Kilogramm (135-125-160) im olympischen Dreikampf.

Parallel begann Schnell im Jahr 1957 eigene Trainingsgeräte zu entwickeln. Über die Jahre erwarb er eine Vielzahl von Patenten. Bei den Olympischen Spielen in München war die Firma Schnell 1972 offizieller Lieferant. Schnell exportierte seine Geräte in die ganze Welt und entwickelte immer neue Trainingsmethoden.

Als Trainer führte Bubi Schnell Sportler wie den Gewichtheber Rudolf Mang oder den Kraftsportler Werner Kucera in die Weltspitze in ihren Disziplinen. Er war jemand, der immer neue Herausforderungen suchte, und sie auch fand. Josef Schnell war eine beeindruckende Persönlichkeit, ein großer Sportler, ein findiger Unternehmer.

Und ein Mann der Extreme. In seiner Werkstatt stand zeitweise ein Flügel, an dem er zur Entspannung zwischendurch musizierte, und wenn ihm danach war, flog er nach Afrika, um dort an den wildesten Motorradexpeditionen teilzunehmen. Dass Schrobenhausen bis heute einen Klang in der Gewichtheber- und Kraftsportbranche hat, beruht auf seinem Engagement, seiner Energie, seinem Wirken.

Bubi Schnell starb nach schwerer Krankheit im September 2010 im Alter von 74 Jahren. Die ihm gewidmete Bayerische Meisterschaft beginnt an diesem Sonntag um 17 Uhr im Festzelt der Schrobenhausener Wiesn.