Ingolstadt
Gedächtnis auf Rollen

Audi ist mit seinem Zentralarchiv in einen platzsparenden Neubau im Güterverkehrszentrum umgezogen

25.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:11 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Spätestens wenn ein Umzug ansteht, merkt der Wohnungsinhaber, was sich im Lauf der Jahre so alles angesammelt hat. Bei einem Unternehmen wie Audi ist es noch ein bisschen mehr. Zum Beispiel im Zentralarchiv der Autobauer, das in den vergangenen Wochen in einen Neubau eingezogen ist.

Peter Sauer, der das Archiv leitet, hat die Großaktion seit Anfang August mit sechs Ferienarbeitern und drei Kollegen von der Stammmannschaft unfallfrei geschafft. Das Ergebnis ist im Untergeschoss des nagelneuen 15-Millionen-Euro-Baus zu besichtigen, der neben Audi Tradition im Güterverkehrszentrum errichtet wurde. Das Gemeinschaftsprojekt mit der städtischen Tochter IFG ist das einzige unterkellerte Gebäude überhaupt im GVZ.

„Ich bin schon zum zweiten Mal umgezogen“, erzählt Sauer, denn das Audi-Archiv sei bis vor 18 Jahren in einem Ziegelbau an der Esplanade untergebracht gewesen. Zuletzt war es in einem Firmengebäude an der Hindemithstraße einquartiert. Seit August hat das Sauer-Team die Kleinigkeit von 155 000 Archivboxen ins GVZ transportiert. Dort lagern sie jetzt auf einer Fläche, die zehn Tennisplätzen entspricht.

Der Archivchef freut sich über „50 Prozent Platzersparnis“, weil die Boxen in einem Rollregalsystem archiviert sind, während sie bisher in fest installierten Regalen aufgereiht waren. Auf einem knapp ein Meter starken Stahlbetonfundament lasten hier etwa 600 Tonnen Papier: Entwicklungspläne, Verträge aller Art, Fahrzeugdaten, Rechnungen, Marketingkonzepte. Wer hier nach Dokumenten aus den Anfängen der historischen Audi-Ursprungsfirmen sucht, wird allerdings nicht fündig. „Wir sind ein Archiv der Gegenwart“, erklärt der Leiter, also mit Archivalien aus der jüngeren Unternehmensgeschichte.

Was in den einzelnen Archivboxen drin ist, wissen die Archivmitarbeiter nicht. Nur die Nutzer, das sind die einzelnen Audi-Fachabteilungen, kennen den Inhalt und fordern für sich das Material an. Heike Bock, die das Medienservice-Center leitet, drückt es so aus: „Wir sind nicht Herr der Dokumente, wir sind die Serviceabteilung.“

Bock ist optimistisch, dass in Zukunft „das Archivgut nicht mehr wächst“, Stichwort Digitalisierung. „Wir möchten erreichen, dass die Zahl der Einlagerungen die der Vernichtungen nicht übersteigt.“ Nach Angaben der Audi-Managerin werden jährlich rund 20 Millionen Blatt digitalisiert. „Das wird sich fortsetzen.“

Nicht umsonst gibt es in dem neuen Servicecenter auch einen großen Scanraum, in dem die Mitarbeiter in rasantem Tempo Papierinformationen in digitaler Form speichern. Alles in allem werden in dem Gebäude einmal über 100 Audi-Kollegen beschäftigt sein. In der Anlieferungszone im Erdgeschoss – „das ist unser Luxus“ – können die Mitarbeiter geschützt vor Wind und Wetter Material aus- und einladen.

Fünf Digitaldruckmaschinen erledigen Firmenaufträge wie Infobroschüren, Einladungen und Aushänge. Und hier werden die Gehaltsabrechnungen für alle 60 000 Mitarbeiter des Unternehmens gedruckt, was besondere Datenschutzauflagen mit sich bringt. Heike Bock: „Das ist einer unserer Hochsicherheitsbereiche.“