Feinschluck
Geburtstagskuchen aus Erbsen und Haferflocken

Kuh Rilke feiert auf dem Schluckerhof ihr 18. Wiegenfest- Kindergruppe "backt" einen Leckerbissen

17.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:10 Uhr
  −Foto: Karch

Feinschluck (al) Rilke ist vorsichtig und auch ein bisschen behäbig, kein Wunder, ist die Kuh doch nicht mehr die Jüngste.

Den Kuchen, den die Kinder vom Jahreskurs auf dem Schluckerhof ihr hinstellen, beäugt sie am Anfang misstrauisch, verteidigt ihn dann aber gegen ihre Artgenossinnen, die sich über ihn hermachen wollen. Denn dieser Kuchen ist nur für sie bestimmt: Rilke ist an diesem Tag das Geburtstagskind auf dem Schluckerhof. Wobei Kind in dem Fall ein dehnbarer Begriff ist. Während für Menschen das 18. Wiegenfest der Tag ist, an dem sie offiziell vom Jugendlichen zum Erwachsenen werden, ist Rilke über diese Zäsur längst hinaus. Wenn eine Kuh diesen Geburtastag feiert, gehört sie schon zu den betagteren Damen.

Deshalb ist Petra Sollmann vom Schluckerhof auch so stolz auf Rilke, den Mix aus Limousin-Rind und Fleckvieh. Denn die Lebenserwartung von Milchkühen liegt normalerweise bei gerademal sieben Jahren, dann sind sie "ausgelaugt". Kein Wunder, schließlich geben sie 30 bis 50 Liter Milch am Tag. Rilke und ihre Artgenossinnen haben es da besser, sie werden als Mutterkühe gehalten und müssen rund zwölf Liter Milch am Tag für ihre Kälber abgeben. Kälber hat Rilke, die selbst schon auf dem Schluckerhof geboren worden ist, schon viele zur Welt gebracht. "17 Kälber", zählt Petra Sollmann auf, "dreimal waren es Zwillinge". Im vergangenen Jahr hatte sie verworfen, so dass Sollmann schon geglaubt hätte, sie müsse sich von der Kuh trennen. Doch heuer ist sie wieder trächtig, schon bald wird Kalb Nummer 18 auf den Weiden des Schluckerhofs umherspringen. Dort tummeln sich derzeit rund 50 Tiere, Mütter und ihr Nachwuchs. Sehr zur Freude der Kinder, die einmal im Monat zu Petra Sollmann auf den Hof kommen. Denn die ist heuer schon im fünften Jahr als Erlebnisbäuerin tätig und ermöglicht es mit ihrem Angebot, dass Kinder die Tiere, die Abläufe und die Arbeit auf einem Bauernhof kennenlernen. "Es sind sogar immer Kinder dabei, die selbst vom Bauernhof kommen", wundert sich Petra Sollmann.

Vielleicht liegt es am abwechslungsreichen Programm der Jahreskurse, die die Erlebnisbäuerin jeweils für zehn Kinder anbietet. Einmal dreht sich alles um Kartoffeln, die in einer Pyramide im Garten gelegt und dann im Herbst geerntet werden können. Ein anderes Mal sind Hühner und Eier das Thema. Und wenn kurzfristig ein Kuh-Geburtstag ansteht, dann wird Kuchen gebacken. Allerdings keiner mit Butter, Eiern und Mehl, sondern einer aus getoasteten Erbsen und Haferflocken. Der muss auch nicht gebacken werden, sondern wird nur in eine Gugelhupf-Form gefüllt.

Mit dem Kuchen geht es Richtung Weide. Die lauten "Moggi, Moggi"- Rufe überzeugen die Kühe aber nicht. Sie sind gerade bei ihrem Mittagsschlaf und wollen nicht gestört werden. Nicht einmal der Anblick eines Eimers samt gelber Schaufel - normalerweise das Signal dafür, dass es jetzt ein Leckerli gibt - interessiert die Rinder. Das Brett mit dem Kuchen macht sie aber dann doch neugierig. Sogar die gemächliche Rilke, die sich diesen Leckerbissen nicht nehmen lässt. Mit ihrem weißgefleckten Gesicht und den besonders langen Hörnern ist sie eine eindrucksvolle Gestalt. Und jetzt 18 Jahre jung.