Ingolstadt
Gebranntes Kind

Bei Startelf-Debüt in Dortmund blieb FCI-Profi Dario Lezcano trotz einiger strittigen Szenen auffällig ruhig

03.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Seine bisher größte Torchance: Dario Lezcano (links) wird im Spiel gegen Borussia Dortmund von Nationalverteidiger Mats Hummels vor dem Einschuss zu Boden gezogen. - Foto: Eibner

Ingolstadt (DK) Dario Lezcano ist erst seit Kurzem in Deutschland. Dennoch stand der 25-jährige Paraguayer in der Fußball-Bundesliga schon im Zentrum von hitzigen Diskussionen. Selbst blieb der Stürmer des FC Ingolstadt dabei ruhig. Vielleicht ein Fehler, aber das hat einen Grund.

Die Partie in Dortmund (0:2), in der Lezcano sein Startelfdebüt im FCI-Trikot feierte, ist auch vor dem Derby am Samstag gegen den FC Augsburg (15.30 Uhr im Audi-Sportpark) noch in aller Munde. Vor allem weil FCI-Neuzugang zweimal benachteiligt wurde und den Ingolstädtern somit eine mögliche Führung verwehrt blieb. Die Szene in der 30. Minute, als Lezcano nach einem weiten Abschlag von FCI-Keeper Ramazan Özcan Nationalverteidiger Mats Hummels davoneilte, hat der Südamerikaner noch klar vor Augen. "Hummels zieht mich nach unten. Ich habe keine Chance mehr, zum Ball zu kommen. Das hätte Strafstoß und Rot geben müssen", meinte Lezcano. Nachdem er BVB-Schlussmann Roman Bürki bereits umspielt hatte, haben Lezcano nur noch wenige Meter bis zu seinem ersten Treffer im FCI-Trikot gefehlt. So aber landete der 25-Jährige auf dem Hosenboden. Dort blieb er fast regungslos sitzen. Kein Aufschrei, kein Protest, und auch Schiedsrichter Guido Winkmanns Pfeife blieb stumm. "Normalerweise hätte ich mehr reklamieren müssen, das habe ich nicht gemacht. Das muss ich erst noch lernen", meinte Lezcano später und erklärte: "Es ist ein Unterschied zwischen der Bundesliga und der Schweiz. Dort bekommt man sofort Gelb, wenn man reklamiert. Schade für uns, das war eine große Chance für uns, in Führung zu gehen."

Lezcanos Zurückhaltung ist verständlich. Denn der FCI-Stürmer hat eine Vorgeschichte aus der Schweiz, und die hat es in sich. Im Spiel seines Ex-Klubs FC Luzern gegen Grasshoppers Zürich (3:3) hatte Lezcano im vergangenen September zunächst zwei Treffer erzielt, war dann aber nach dem Ausgleich in der 87. Minute seiner Meinung nach gefoult worden. Der Paraguayer reklamierte heftig und erhielt Gelb. Lezcano konnte sich aber nicht beruhigen, protestierte weiter und sah Gelb-Rot. Jetzt rastete er endgültig aus, schlug dem Unparteiischen die Karte aus der Hand, versetzte ihm auch noch einen Kopfstoß und schubste ihn weg - Rot und eine Sperre von acht Spielen waren die gravierenden Folgen für den Südamerikaner, der zu jenem Zeitpunkt mit neun Treffern die Torjägerliste in der Schweizer Super League angeführt hatte.

Lezcano ist also ein gebranntes Kind und nunmehr lammfromm. Auch bei Hummels Eigentor später in der Partie in Dortmund regte sich der Südamerikaner nicht auf und lächelte nur, als der Unparteiische den Treffer zurücknahm und auf Foul gegen den FCI-Stürmer entschied. "Ich habe Hummels nicht berührt, er hat einen Fehler gemacht", meinte Lezcano nur.

Obwohl dem Paraguayer bisher ein Tor verwehrt blieb, hat er den Angriff der Ingolstädter sichtbar belebt. Das sieht auch FCI-Sportdirektor Thomas Linke so. "Ich habe einen positiven Eindruck von ihm. Er spricht deutsch, was für uns wichtig war, um ihn schnell zu integrieren, und er kommt gut bei seinen Mitspielern an und arbeitet für die Mannschaft", sagte Linke. Bereits seit einem Jahr hatte er den Stürmer im Visier, als der FCI im Winterquartier in Marbella ein Testspiel gegen den FC Luzern (0:1) bestritt. "Da ist er uns schon aufgefallen. Er war sehr unangenehm für unsere Innenverteidiger. Danach ist er ja Nationalspieler geworden und hat eine gute Entwicklung genommen. Wir hoffen, dass er bei uns den nächsten Schritt macht", meinte Linke.

Bereits das nächste Spiel gegen den FC Augsburg ist wieder ein besonderes für Lezcano, weil er auf seinen Nationalmannschaftskameraden Raul Bobadilla trifft. "Er war mein Zimmergenosse, als ich zum ersten Mal zur Nationalmannschaft kam. Ansonsten kannte ich ihn schon aus seiner Zeit in der Schweiz", sagte Lezcano und hofft auf drei Punkte und seinen ersten Treffer. "Dann muss er mir ein Essen zahlen", scherzte er Richtung Bobadilla. Und wenn er wieder elfmeterreif gefoult wird? "Dann hoffe ich, dass der Schiedsrichter auch pfeift, sonst reklamiere ich."