Nürnberg
Gebhart beendet Torflaute

Nach fünf sieglosen Partien kann der 1. FC Nürnberg beim 1:0 gegen VfL Wolfsburg wieder jubeln

04.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:52 Uhr

Nürnberg (DK) Riesige Erleichterung beim 1. FC Nürnberg: Nach fünf sieglosen Spielen in Serie feierte der Club am Samstag einen 1:0-Erfolg gegen den VfL Wolfsburg. Nach insgesamt 453 torlosen Minuten gelang Timo Gebhart der Treffer des Tages – zum ersten Heimsieg des FCN seit über einem halben Jahr.

Dass der 1. FC Nürnberg in sportlichen Krisenzeiten kein allzu sicherer Ort ist, bekommen für gewöhnlich die Übungsleiter zu spüren. Nicht weniger als 46 Trainer sind in den vergangenen 50 Jahren beim Club schon vor die Tür gesetzt worden. Und wie ungemütlich es in solchen Trennungsphasen zur Sache gehen kann, hat Dieter Hecking, der aktuelle Coach, erst in der Vorwoche beim 0:1 auf Schalke erlebt. Doch so viel vorweg: Am vergangenen Samstag musste sich Hecking keinen einzigen Vorwurf der Fans gefallen lassen, ganz im Gegenteil, und es brauchte auch keine Sicherheitskräfte, um den Mannschaftsbus sicher vom Stadion wegzubringen.

Der einzige Alarm dieses Spieltags beim 1. FC Nürnberg wurde schon eine halbe Stunde vor dem Anpfiff ausgelöst. Und er betraf auch nicht das Team, sondern sein zahlungskräftigstes Publikum: Wegen eines Wasserrohrbruchs im VIP-Gebäude rückte die Feuerwehr an. Die Aufregung in der Proseccoetage hatte sich aber schnell wieder gelegt. Auch weil es der einzige Moment des gesamten Nachmittags bleiben sollte, in dem es den Nürnbergern nass reinzugehen drohte. Mehr als zwei ungefährliche Torschüsse brachte der VfL Wolfsburg – trotz seines jüngsten Aufschwungs nach der Trennung von Felix Magath – in den folgenden 90 Minuten nicht zustande.

Warum das so war, führt zu der uralten Frage im Fußball, ob der Verlierer schlichtweg der Schlechtere war oder ob ihn der Gewinner einfach nicht besser ins Spiel kommen ließ. Die Antworten auf diese Frage klangen am Samstag auf beiden Seiten erstaunlich ähnlich: „Die Wolfsburger waren nicht schlecht, aber wir haben sie heute schlecht aussehen lassen“, sagte Club-Ersatzkapitän Hanno Balitsch. „Wir können es viel besser, aber müssen heute akzeptieren, dass es Nürnberg heute sehr gut gemacht hat“, sagte VfL-Star Diego, der von den diszipliniert verteidigenden Cluberern ebenso im Mittelfeld kaltgestellt wurde wie seine Mannschaftskameraden Josue und Jan Polak.

Gar vom besten Saisonspiel des 1. FC Nürnberg schwärmte Timothy Chandler, der Flankengeber zum Tor des Tages. Im Gegensatz zum furiosen Saisonstart, als sein Team vor allem von erfolgreichen Standardsituationen lebte, sei es gegen Wolfsburg „von der ersten Minute an gut im Spiel gewesen“ und stabil geblieben, obwohl die allgemeine Anspannung nach den vielen Enttäuschungen in den vergangenen Wochen immer stärker wurde. „Wir haben 90 Minuten lang den Druck auf Wolfsburg hochgehalten“, lobte auch Trainer Hecking. Die einzige Schwäche seiner Elf war, dass sie eineinviertel Stunden für den erlösenden Treffer benötigte.

Mit einer mangelnden Unterstützung von außen lässt sich dieses Manko allerdings nicht erklären. Trotz der jüngsten Talfahrt gab es vom Anpfiff weg Applaus für jede einzelne gute Aktion, sei es ein sicher gefangener Ball von Ersatztorhüter Patrick Rakovsky oder ein gelungener Doppelpass im Mittelfeld. Fehlte nur noch ein Erfolgsmoment nach der langen Flaute, doch den verhinderte Wolfsburgs Keeper Diego Benaglio mit drei Paraden in der ersten Viertelstunde gegen Nürnbergs Mittelstürmer Tomas Pekhart. Erst als die Partie gegen Ende der ersten Halbzeit ein wenig vor sich hin plätscherte, flaute auch die Stimmung auf den Rängen ab.

Doch gerade rechtzeitig zur Schlussoffensive kam die Stimmung zurück. Und als dann endlich Timo Gebhart zum 1:0 einköpfte (76.), schrien sich 37 000 Nürnberger den Ärger der vergangenen Wochen aus dem Leib. „In diesem Moment habe ich gespürt, wie sich alle gefreut haben“, sagte der Torschütze. Gleichzeitig war es ein Treffer, der in Nürnberg Ruhe einkehren lässt, wie Hanno Balitsch erklärte: „Dieser Sieg war so wichtig, wenn man unsere bevorstehenden Aufgaben ansieht.“ Bereits am Freitag geht es zum FSV Mainz 05, danach stehen die beiden heißen Duelle gegen den FC Bayern München und die SpVgg Greuther Fürth an. Keine Spiele, in die man eine sportliche Krisenstimmung mitnehmen sollte.