Landershofen
Gartlerball gegrillt

16.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:38 Uhr

Landershofen ist das Grünwald von Eichstätt, unser Millionärs- und Prominentenviertel, in dem die wichtigsten Bürger Villa an Villa residieren, seit der Landrat Pappenberger den Vorort zu seinem Wohnsitz erwählte.

Wer in Landershofen siedelt, der hat es geschafft in die Eichstätter High Society oder zumindest in den hiesigen Geldadel.

Doch selbst hier gilt die alte Weisheit: Geld allein macht nicht glücklich, und mit Geld kann man nicht alles kaufen. Wie sangen schon die Beatles: "Can't Buy Me Love". Und so haben die Stützen der Landershofener Dorfgesellschaft, also der Feuerwehr- und der Gartenbauverein, ihren jährlichen gemeinsamen Faschingsball beim "Pröll" abblasen müssen. Denn, wie mein hipper Urururenkel Lenzi, sagen würde: Der Pröll hat die "härteste Tür der Stadt". Den Spruch hat er vom Türsteher in der Disco.

Mein Lenzi ist selbst ein großer Pröll-Fan, seit die alteingesessene Wirtschaft in ein florierendes Hamburger-Eldorado (Anmeldung erbeten) umgewandelt worden ist. Der größte Traum der zumeist jungen Gäste ist, einen gigantischen Monsterburger restlos zu verzehren, was ihnen Aufnahme in eine Fotogalerie namens "Wall of Fame", Ruhmeswand also, verschafft. Das packen nicht viele... und leider, leider schon gar nicht die üblichen Gäste des Dorf-Faschingsballs. Kurzum: Die Vereine sind sich mit dem Wirt nicht einig über die Konditionen für die Saalnutzung geworden und haben mich per Depesche wissen lassen, der Landershofener Fasching sei "auf der Burgergrillpfanne geopfert" worden. Anders gesagt: Die Landershofener sind von einer ganz besonders heimtückischen Art der "Gentrifizierung" getroffen worden.

Das ist heuer besonders bitter, weil Prinz Michael II. von der Eichstätter Faschingsgesellschaft ausgerechnet ein waschechter Landershofener ist und noch dazu ein Feuerwehrmann. Und die Vorsitzende des Gartenbauvereins ist niemand Geringere als unsere Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel, eine Frau, die sich für jede "Wall of Fame" der Welt geeignet hält. Jetzt aber musste sie erleben, dass es eine Sache ist, in Berlin den Bundespräsidenten wählen zu dürfen, eine ganz andere aber, einem Verein unkomplizierten Zugang zur örtlichen Wirtschaft zu verschaffen. Dass der Oberbürgermeister ein Landershofener ist, ist dann auch schon wurst.

Es ist den Landershofenern leider zu spät eingefallen, mich, den Schlossleutnant, um Hilfe zu bitten. Ich und meine ewig verfressenen invaliden Kumpane hätten im Unterschied zu den braven Gartlern eine Umsatzgarantie organisieren können: für jeden Mann einen XXL-Triple-Burger! Und mein Lenzi würde alle seine vielen Freunde aus Landershofen mitbringen. Die sind übrigens bei der Feuerwehr.

Pfüat Gott, Ihr

Schlossleutnant

Lorenz Krach