Ganz schön verrückt

"Superheld liest": Kunterbuntes für Kinder in der Ingolstädter Werkstatt

14.03.2022 | Stand 23.09.2023, 0:13 Uhr
Schauspieler Steven Cloos hat sich diesmal eine Geschichte von Barbro Lindgren ausgesucht: "Loranga". −Foto: Weinretter

Ingolstadt - Rrrrrchhhhh.

Steven Cloos kauert im Schneidersitz auf dem Tisch und knurrt. Loranga hat sich mit "Roter Hund" infiziert. Jetzt hält er sich für einen Hund. Und benimmt sich auch so. Knurrt. Bellt. Tobt durch den Garten. Verbeißt sich in die Waden des Nachbarn. Trotzdem kichert das Publikum. Denn der Nachbar ist grässlich! Immer diese Beschwerden! Weil die Musik bei Loranga zu laut ist. Weil Eulen in seinem Briefkasten nisten. Weil die Giraffe sein Bett gefressen hat. Immer gleich grantig! Immer gleich mit der Polizei drohen! Da ist so ein kleiner Wadenbiss nur gerecht, oder?

"Loranga, der beste Papa der Welt" heißt das Buch von Barbro Lindgren, das Steven Cloos und Momo Mosel für ihr "Superheld liest"-Format am Samstagnachmittag ausgewählt haben. Kunterbunt und völlig verrückt geht es da zu im literarischen Universum der schwedischen Kinderbuchautorin (*1937), die nicht mit Astrid Lindgren verwandt ist, wohl aber mit dem Astrid-Lindgren-Preis ausgezeichnet wurde. In "Loranga" erzählt sie von dem kleinen Jungen Masarin, der mit seinem Vater Loranga und seinem Großvater Dartanjang in einem Haus im Wald lebt. Hier gibt es Eis und Zimtschnecken statt Gemüse, laute Popmusik statt Ermahnungen und eine Giraffe, die auf dem Müllhaufen lebt und bisweilen kuriose Fressanfälle hat. Zum Beispiel hat sie das ganze Garagendach ratzeputz weggefressen. Was zur Folge hatte, dass der Regen die Garage in ein Schwimmbad verwandelt hat. Toll ist das - wenn das Schwimmbad nicht gerade von den Tigern in Beschlag genommen würde, die plötzlich zu hunderten auf dem Hof auftauchen.

Masarin, Loranga und Dartanjang stolpern von einem Abenteuer ist nächste. Und eins ist verrückter als das andere. Während Steven Cloos liest und von einer Figur in die nächste schlüpft, legt Regisseurin Momo Mosel - für die sich die Kinder den Künstlernamen "Karasch, das bunte Buntschwein" ausgedacht haben - eine Folie nach der anderen auf den Overheadprojektor: der Wald, das Haus, ein Gefängnis, Noten, Tiger, Eulen, Farben, Wörter, Päng, Wuff, Wau. Keck und witzig wird die Geschichte so illustriert.

Aber immer wieder sucht der lesende Superheld den Kontakt zum Publikum. Will wissen, wie es weitergehen könnte. Was am verrücktesten ist. Oder auch, was die Kinder selbst lesen. Denn das ist das Tolle an diesem Format: Nach so einer inspirierenden Lesung hat man Lust, zu Hause selbst auf literarische Entdeckungsreise zu gehen.

DK


Anja Witzke