Pfaffenhofen
Ganz schön exotisch

30.08.2011 | Stand 03.12.2020, 2:28 Uhr

Die fremd klingenden Warennamen am Stand des Vereins Pirapora auf dem Pfaffenhofener Wochenmarkt sind gewöhnungsbedürftig. Für den Durchblick bei Kaffee, Tee, Nudeln und Schokolade aus fernen Ländern sorgen für ihre Kunden mit 14 anderen Mitstreitern auch Jakob Müller und Annemarie Hagl (rechts), die hier gerade beim Schichtwechsel sind - Foto: Raths

Pfaffenhofen (PK) Jeden Dienstag und Samstag ist Wochenmarkt in Pfaffenhofen. Der PK widmet dem traditionellen Treiben, dessen Wurzeln bis ins Mittelalter reichen, eine eigene Serie. Heute geht es um den Stand des Vereins Pirapora.

Sollte es heute vielleicht auch ein bisserl Exotik sein? Diese Frage stellt sich womöglich mancher auf dem Pfaffenhofener Wochenmarkt, wenn er am Stand des Vereins Pirapora, auch bekannt unter dem Namen Eine-Welt-Laden, vorbeikommt. Dort nämlich gesellen sich Chiapas zu Yungas, Cargado zu Milagro.

Helfer gesucht

Die Rede ist jeweils von Kaffeesorten, hier die milderen. „Die ganz harten Typen bevorzugen allerdings die Länderkaffees Tanzania und Nicaragua“, weiß Brigitte Grimm als Vorstandsmitglied des Vereins. Abwechselnd mit 15 anderen Mitstreitern steht sie seit den 1990er Jahren an vielen Samstagen im Jahr am Wochenmarktstand von Pirapora. In zwei Schichten wird er besetzt, damit es niemandem zu viel wird: „Mit 67 Jahren wird man schön langsam zu alt dafür – aber junge Menschen kann man, zumindest momentan, nicht für den Wochenmarktdienst begeistern“, bedauert Grimm, die ständig auf der Suche nach neuen ehrenamtlichen Kräften für den Marktverkauf ist. Dabei ist es durchaus spannend, sich mit den Produkten aus aller Herren Länder zu beschäftigen. Standfest müsse man halt sein, meint Grimm.

Das gesamte Nahrungsmittelangebot kommt aus so genanntem fairen Handel. Das bedeutet kurz gesagt, dass Bauern in den Produktionsländern Afrika, Lateinamerika und Asien durch Fairtrade-Standards, wie beispielsweise einem konstanten Handelspreis, die Möglichkeit erhalten, ihre Dörfer oder Familien aus eigener Kraft zu stärken und ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen auf unterschiedlichste Weise nachhaltig zu verbessern.

Bei Pirapora kommt der Gewinn aus dem Wochenmarktverkauf dazu auch noch zwei sozialen Projekten zugute. „Eines ist in Südindien, wo das St. John’s Kinderheim unterstützt wird, das andere in Brasilien, dort erhält das Bildungszentrum Madacarú den zweiten Teil des Gewinnes“, erzählt Brigitte Grimm.

Ihre Kundschaft setzt sich vorwiegend aus 30- bis 40-Jährigen zusammen. Allen gemein ist, dass sie gesundheitsbewusst und ökologisch orientiert leben. „Das heißt aber nicht, dass sie auf manche Leckerei verzichten“, sagt die Teilzeit-Standlfrau. Es gebe ja auch noch sehr schmackhafte Schokolade, die gerne genommen werde. „Mascobado“ zum Beispiel oder jetzt passend zur Jahreszeit „Sommerlaune Kokos Ananas“. „Aber besonders stolz sind wir im Verein auf unsere extra von der Schokoladenmanufaktur Zotter angefertigten Schokotafel ,Pfaffenhofener Glücksmomente’, sozusagen als Hommage an Pfaffenhofen gedacht“, sagt Grimm strahlend, auch wenn der Produzent aus Österreich und nicht etwa aus der Karibik stammt.

Das Wunderkorn

Andere Kunden denken vor dem markanten Standl eher ans Mittagessen; sie schwören auf Quinua, ein Gänsefußgewächs. Grimm kennt sich aus und erläutert: „Das wird auch das Wunderkorn der Inka genannt und ist eine kostbare Bereicherung auch des bayerischen Speisezettels – es passt als leckere Beilage zu vielen Gemüse- und Fleischgerichten.“

Und wer meint, das sei schon alles an wohlschmeckenden Angeboten, der irrt. Es gibt noch mexikanischen Trachthonig aus Orangenblüten, rote Linsen aus dem Libanon, Falafelmehl aus Afrika, zeitweise auch den schwarzen Reis Khaw Dam aus Laos; lila Reis dagegen ist immer vorrätig.

„Gehaltvoll, beste Qualität, häufig mit Bio-Standard – spätestens im Vergleich mit herkömmlichen Produkten kommt man auf den Geschmack“, versichert Grimm all jenen, die etwas zweifelnd vor dem ausgefallenen Warenangebot stehen. Nur mehr im Ladengeschäft bekommt der Kunde heute im Gegensatz zu früheren Zeiten Stoffe, Schmuck oder anderes Kunsthandwerk. „Der Pfaffenhofener Wochenmarkt ist uns aber allen lieb geworden“, erklärt Grimm. Den Stand, übrigens in dieser Form einmalig in der Region, wolle schon deshalb keiner mehr aufgeben.