Oberhausen
„Ganz nah dran an den Menschen“

Fridolin Gößl genießt als Bürgermeister in Oberhausen den Bürgerkontakt – und sucht eine neue Mitte

25.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:36 Uhr
„In unserer Mitte“ soll der Oberhausener Maibaum laut der Tafel stehen. Doch diese Mitte muss laut Bürgermeister Fridolin Gößl erst noch entstehen. Planungen und Überlegungen dafür gibt es durchaus bereits. −Foto: Janda

Oberhausen (DK) Diese Mitte.

Für viele Ortschaften ist sie mittlerweile ein unerreichbares Ziel. Zumindest als florierendes Zentrum einer Gemeinde. Auch Oberhausen kämpft mit diesem Problem. Doch das soll sich in den Augen von Fridolin Gößl bald ändern. Eine neue Mitte am Ortsrand schwebt dem Bürgermeister vor. Wo sich die Menschen aufhalten. Wo sie Möglichkeiten der Freizeitgestaltung haben. Kurzum: Wo sich das Leben abspielt. „Doch das ist ein langwieriger Prozess“, ist sich der CSU-Politiker sicher. Denn statt kleineren Einzelmaßnahmen schwebt Gößl eine zukunftsfähige Mitte vor, „da müssen wir über das gesamte Umfeld nachdenken“.

Herausforderungen wie diese sind es aber, die für den 49-Jährigen den besonderen Reiz an seinem Amt darstellen. „Im Kopf muss die strategische Planung für die nächsten zehn Jahre stehen“, beschreibt er seine Philosophie. Dabei profitiert Gößl, der neben dem Neuburger Oberbürgermeister Bernhard Gmehling mit mittlerweile 15 Jahren das dienstälteste Gemeindeoberhaupt im nördlichen Landkreis ist, auch von seinem Wohnort. Denn als Nassenfelser ist er zugleich der einzige Bürgermeister, der nicht in der von ihm geleiteten Gemeinde wohnt. Der Vorteil: „Ich habe eine Viertelstunde im Auto, die ich für die Reflexion nutzen kann.“ Also für Gedanken, die im Alltagsstress oftmals zu kurz kommen. Den Freiraum für solche Momente, das weiß Gößl nach all den Jahren nur zu gut, muss man sich als Politiker manchmal eben bewusst schaffen.

„Im Kopf muss die strategische Planungfür die nächsten zehn Jahre stehen.“

Dennoch genießt er sein Amt in vollen Zügen – vor allem wegen der Nähe zu den Menschen. „Als Bürgermeister bin ich an den Themen dran, die die Leute betreffen“, erklärt er. Ob der Kindergarten, die Schule, neue Baugebiete, Wasser und Abwasser. All das betreffe jeden Bürger jeden Tag. „Daher ist man als Bürgermeister eigentlich nie als Privatperson unterwegs“, sagt Gößl und grinst: „Das ist einerseits schön, andererseits ist man eben bei keiner Veranstaltung nur ein normaler Bürger.“ Ein Zwiespalt, mit dem sich der zweifache Familienvater längst abgefunden hat. „Es ist in Ordnung so, wie es ist“, erklärt er. Denn als Bürgermeister könne er seine Gemeinde vorwärtsbringen und etwas gestalten. So wie eine neue Mitte für Oberhausen.

Doch eigentlich sind es ja zwei solcher Zentren, die in den Köpfen der Verantwortlichen entstehen könnten. Zunächst steht der Bereich an der Hauptstraße und der Raiffeisenstraße ganz oben auf der Agenda. Gewerbe- und Wohnraum schweben Gößl dort vor. „Praxis-, Bank- und Ladenflächen“; konkretisiert der Bürgermeister. Das Grundstück dazu kommt von der Gemeinde, die gerade in Kontakt mit einem Investor steht. „Da sind wir auf der Zielgeraden“, ist er sich sicher. Anders sieht das am östlichen Ortsrand der Oberhausener Kerngemeinde aus. Rathaus, Kirche, Friedhof, Schule und Feuerwehrhaus stehen dort und bilden bereits jetzt ein zweites Zentrum. Dazu könnte bald ein Neubau für den Kindergarten kommen; das bisherige Gebäude in der Raiffeisenstraße scheint derzeit nicht zukunftsfähig zu sein. „Da stehen wir noch ganz am Anfang“, betont Gößl, der im kommenden Jahr eine Planung anstrebt. Schon jetzt ist aber klar, dass der Kostenrahmen für eine neue Tagesstätte samt Erweiterungsmöglichkeiten im siebenstelligen Bereich liegen wird.

Ebenfalls zur Baustelle könnte bald das Oberhausener Rathaus werden. Das einstige Wohnhaus bietet zwar eine gemütliche Atmosphäre, doch die Funktionalität eines Verwaltungsbaus fehlt komplett. Verwinkelt, verschachtelt und alles andere als barrierefrei ist das Haus, dazu kommt mittlerweile eine gewisse Enge. „Derzeit ist mit unserem Team noch alles zu steuern“, weiß Gößl, der als Verwaltungsfachmann um die steigenden Anforderungen von oben weiß. Sollte dieser Druck weiterhin in diesem Tempo zunehmen, ist eine personelle Aufstockung in einem oder zwei Jahren aus seiner Sicht alternativlos. Deshalb laufen im Hintergrund längst die Überlegungen für ein funktionelles und erweiterbares Rathaus. „Wir sind jetzt in der Findungsphase, das wird uns daher noch eine Weile beschäftigen“, pognostiziert der Bürgermeister.

Die Aufgaben der Zukunft, zu der auch neue Bauplätze, eine weitere Krippengruppe für Sinning sowie der Kanalbau dort und in Unterhausen gehören, sind also klar. Und auch sein Fazit zur Halbzeit der Wahlperiode fällt positiv aus. „Vieles ist gut gelaufen“, erinnert sich Gößl und nennt als Beispiel die Gewerbeentwicklung in Kreut. Entscheidend trägt dazu aus seiner Sicht das hervorragende Diskussionsklima im Gemeinderat bei.

Trotzdem gibt es Dinge, die Oberhausens Bürgermeister gewaltig gegen den Strich gehen. Etwa der immer engere gesetzliche Rahmen für die Kommunen samt Vorschriften, welche die Alltagsarbeit stetig erschweren. Oder die gesetzlich vorgeschriebene finanzielle Beteiligung der Bürger bei bestimmten Bauprojekten wie aktuell der Unterhausener Ortsdurchfahrt. „Das ist sehr schwer zu vermitteln und ich kann die Menschen auch verstehen“, sagt Gößl. Doch so sei das Gesetz nun mal.

Von einer erneuten Kandidatur in drei Jahren bringen ihn diese Ärgernisse allerdings eher nicht ab. Trotzdem lässt er sich eine Entscheidung vorerst offen. „Das bedarf reiflicher Überlegung, das lasse ich auf mich zukommen“, sagt er. Wer Oberhausens Bürgermeister kennt, weiß aber: Allzu gerne wird er die Planungen für eine neue Mitte in der Gemeinde nicht aus der Hand geben.