Riedenburg
Ganz nah am Ursprung des Weihnachtsfests

Riedenburger Stadtpfarrer feiert zusammen mit nur wenigen Gläubigen die Christmette in Corona-Zeiten

27.12.2020 | Stand 31.12.2020, 3:33 Uhr
Ganz alleine und ohne Ministranten zelebrierte Pfarrer Edmund Bock die Christmette. Drei Bläser der Stadtkapelle Riedenburg musizierten am offenen Kirchenportal. −Foto: Erl

Riedenburg - Die Glocken der Pfarrkirche läuten auch heuer wie an jedem Heiligen Abend zur Mette, aber sie läuten zur ungewohnten Stunde.

Denn der Corona-Lockdown hat alle Planungen nicht nur der Christengemeinden zunichte gemacht. Auch die der Pfarrei Riedenburg für die Feier der Geburt Christi, und so wird die Christmette um zweieinhalb Stunden vorgezogen.

Die Angst vor dem Virus bewirkt zudem, dass nur ganz wenige Gläubige dem einladenden Ruf dieser Kirchenglocken folgen. Zwar sind die Christbäume zu beiden Seiten des Altars frisch mit rotglänzenden Kugeln geschmückt und die Kerzen leuchten. Auch das Jesuskindlein liegt in seiner fichtengeschmückten Krippe vor dem Volksaltar. Doch nur kaum zwei Handvoll vermummte Gläubige sitzen weitläufig verteilt in den Bänken des großen Gotteshauses. Keiner nimmt seinen Mund-Nasen-Schutz ab und auch Singen ist ihnen verboten. Es fällt schwer, in diesem Ambiente in Stimmung für die von den Christen erwartete Verkündigung der frohen Botschaft zu kommen.

Vor dem offenen Kirchenportal haben drei Bläser der Stadtkapelle Riedenburg Aufstellung genommen, ihr "Vom Himmel hoch" klingt bis in die Kirche. "Der guten Mär bring ich so viel" liest Lektor Bernd Aschenbrenner einen Text dazu, der Hoffnung wecken soll. Doch nichts von dem Glanz und der Glorie aus vergangenen Jahren erstrahlt an diesem Abend neben den elektrischen Kerzen an den Christbäumen. Es liegt lange zurück, dass die Geburt Christi näher an seinem armseligen Ursprung war.

Stadtpfarrer Edmund Bock ist sich der Besonderheit dieses Augenblicks bewusst und er vermittelt sie seinen Zuhörern. "Es ist eine großartige Begegnung, die wir in dieser Stunde miteinander feiern. Gerade in diesem Jahr, das voller Zumutungen ist", sind die ersten Worte seiner Begrüßung. Er steht ganz alleine am Altar, ohne die übliche Schar der Ministranten. Selbst die sonst in der überfüllten Christmette so inbrünstig gesungenen Weihnachtslieder fehlen heuer.

Thomas Übelacker begleitet sich selber als Bariton an der Orgel. Den Part der Kirchenbesucher müssen viele kräftig geblasene Orgelpfeifen als Volksgesang ersetzen. Lisa Koch liest aus dem Lektorenbuch über die Geburtsstunde Christi von einem hellen Licht über einem Volk in der Finsternis und keiner ist im Raum, der dies nicht auch auf die Gegenwart assoziiert. Pfarrer Bock geht in seiner Weihnachtspredigt indirekt auch darauf ein. "Wir verspüren eine große menschliche Sehnsucht nach Glück und Geborgenheit", sagt er und setzt die Zeit von Christi Geburt in Parallelen zur Gegenwart. Er erzählt von dem Mädchen Maria, das ungeplant schwanger wurde und davon, dass es nicht so romantisch war, wie wir das heute sehen.

"Ist Weihnachten eine Art Kurzzeitbetäubung, um danach wieder gnadenlos realistisch zu sein, weil man den Stall von Bethlehem so leicht übersieht? ", fragt er in das fast leere Gotteshaus. "Ich muss für die Botschaft nur empfänglich sein und die österliche Hoffnung auf Erlösung im Herzen bewahren. Unsere Sehnsucht lebt davon, dass wir nicht alleine bleiben", gibt er die Antwort. In den Fürbitten beten die Gläubigen für alle, die an diesem Fest und unter diesen Umständen einsam und traurig sind.

Und dann wiederholt sich, was schon in der Feier der Osternacht die physische Trennung des Seelsorgers zu den Gläubigen so schonungslos offenbarte: das Brechen der Hostie klingt wie ein überlautes Knacken durch die Kirche und kommt als Echo von den Wänden zurück. Denn niemand ist da, der diesen Schall absorbiert, der die ausgesandten Wellen auffängt und in sein Innerstes lässt. Für den Empfang des Abendmahls achten die Gläubigen auf Disziplin und Abstand und selbst in jenem abschließenden Lied, das sonst in jeder Christmette am Ende mit tönenden Jubelstimmen gesungen wird, behalten die Menschen heuer Zurückhaltung. Nur Thomas Übelacker singt das Lied von der Stillen und Heiligen Nacht zum begleitenden Klang der Kirchenglocken. Selten war eben diese besondere Nacht stiller als in diesem zu Ende gehenden Jahr. Den Applaus der Kirchenbesucher für sein eindringliches Solo spendeten alle Gottesdienstbesucher aufrichtig und gemeinsam. Die Hoffnung aus der frohen Botschaft dieser Nacht, das nächste Weihnachtsfest wieder in einer großen Gemeinschaft zu feiern, schwingt darin mit.

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