Ganz Frankreich wird nach WM-Sieg zur Fanmeile

Macron gratuliert Putin zu "perfektem Ablauf" der Fußball-WM

15.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:04 Uhr
Vladimir (m.) Putin und Emmanuel Macron trotzen dem Regen. −Foto: Adam Davy (imago sportfotodienst)

Paris (AFP) - Frankreich im Freudentaumel: Millionen Menschen haben am Sonntag den Triumph ihrer Nationalelf bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland gefeiert. Paris und andere Städte verwandelten sich nach dem 4:2-Finalsieg über Kroatien in ein Meer aus blau-weiß-roten Flaggen, die Fans feuerten Freudenböller ab und bildeten Autokorsos. Präsident Emmanuel Macron dankte der Mannschaft auf Twitter mit einem Wort: "MERCI".

Die größten Jubelfeiern gab es in einer Fanzone mit 90.000 Menschen vor dem Eiffelturm und auf dem berühmten Boulevard Champs-Elysées. In der Kathedrale Notre-Dame läuteten zu Ehren der "Equipe Tricolore" die Glocken. Bei dem Empfang der französischen Nationalmannschaft am Montagnachmittag auf den Champs-Elysées dürften Hunderttausende begeistert mit ihnen feiern - beim ersten französischen WM-Sieg 1998 waren dort 1,5 Millionen Menschen zusammengeströmt.
 
Der 42-jährige Fan Eric Rodenas aus dem südfranzösischen Cannes feierte den Sieg auf den Champs-Elysées gemeinsam mit seinem 14-jährigen Sohn Raphaël. "Ich habe '98 erlebt, es war magisch. Heute hat mein Sohn das Glück, die gleiche Freude zu erleben", sagte er. "Les Bleus" (Die Blauen), wie die französische Mannschaft unter Anspielung auf ihre blauen Trikots heißt, erhielten Glückwünsche aus aller Welt: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gratulierte auf Twitter auf Französisch und Deutsch "zum zweiten Stern nach einem tollen Turnier". Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) twitterte, Frankreich sei "ein würdiger Weltmeister" und Kroatien habe sich "den Titel Weltmeister der Moral verdient". US-Präsident Donald Trump gratulierte ebenfalls via Twitter. Frankreich habe "außergewöhnlichen Fußball" bei der Weltmeisterschaft gespielt, schrieb er. Zugleich gratulierte Trump dem Staatschef von Gastgeber Russland, Wladimir Putin, für die Organisation "eines wahrhaft großartigen Weltmeisterschaftsurniers - eines der besten überhaupt". Der US-Präsident trifft Putin am Montag in der finnischen Hauptstadt Helsinki zu ihrem ersten bilateralen Gipfel. Auch Macron gratulierte Putin vor dem Finale bei einem Empfang im Kreml zum "perfekten Ablauf" der Weltmeisterschaft. Angesichts der Sicherheitsrisiken sei die Ausrichtung des Turniers "eine gewagte Sache" gewesen.
 
Putin sagte nach dem Finale in einer Fernsehansprache, beide Final-Mannschaften seien "großartig" gewesen und auch Russland könne "sicherlich stolz" sein auf die Organisation der WM. "Wir haben dieses große Ereignis in jeder Hinsicht zu einem Erfolg gemacht." Während in Paris Temperaturen um die 30 Grad herrschten, regnete es in Moskau in Strömen, als Macron die siegreiche Elf im Stadion beglückwünschte, an der Seite von Kroatiens Staatschefin Kolinda Grabar-Kitarovic. Auch in Kroatien feierten die Menschen trotz der Niederlage. In der Hauptstadt Zagreb ließen hunderte Fans ihr Team mit Gesängen, Feuerwerk und Applaus hoch leben. "Wir sind ein kleines Land, der zweite Platz ist für uns super", sagte ein junger Fan namens Luka. Der kroatische Regierungschef Andrej Plenkovic sagte, die Nationalmannschaft habe dem ganzen Land etwas "über Herz und Einheit" beigebracht und "eine phantastische und unvergessliche Zeit" beschert. Für den Nationalfeiertag am Samstag und das WM-Finale hatte Frankreichs Regierung ein beispielloses Sicherheitsaufgebot mobilisiert: 110.000 Polizisten und 44.000 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Am Eiffelturm kam es vor dem Finalspiel zu einem Gerangel zwischen Fans und Sicherheitskräften, als letztere versuchten, die überfüllte Fanzone zu schließen.
 
Dabei wurden nach Angaben der Polizei mehrere Menschen leicht verletzt. Im ostfranzösischen Lyon gab es Zusammenstöße zwischen der Polizei und Fans, die auf einen Laster geklettert waren. Friedlich feierten deutsche, französische und kroatische Fans nebeneinander auf der Berliner Fanmeile am Brandenburger Tor, der größten Public-Viewing-Veranstaltung Deutschlands. Dort mussten während der ersten Halbzeit die Eingänge wegen Überfüllung geschlossen werden, wie die Organisatoren mitteilten.