Galant und brisant

03.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:26 Uhr

Daniel Hopfer: Tod und Teufel überraschen zwei Frauen, Eisenradierung. - Foto: Staatliche Graphische Sammlung

München (DK) Der elegante Jüngling ist ganz in gelb-schwarz gestreifte Seide gekleidet und macht einer jungen Dame den Hof, die ihr dezent graues Kleid ein wenig lupft, um das rote Unterkleid zu zeigen. Eine Szene wie diese hat schon den Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe begeistert. Aus seinem Besitz stammt die Gouache, die in der Ausstellung über Daniel Hopfer in der Pinakothek der Moderne gezeigt wird.

Der Augsburger Meister der Renaissance wird mit insgesamt 140 Werken von der Staatlichen Graphischen Sammlung vorgestellt. Der 1471 in Kaufbeuren geborene Hopfer stammt aus einer Künstlerfamilie und arbeitete in Augsburg, wo er 1536 starb. Er gilt als Erfinder der Eisenradierung. Bei diesem Tiefdruckverfahren wird die Eisenplatte mit Wachs abgedeckt, in welches dann mit einer Nadel Linien geritzt werden. Mittels eines Bades in Essigsäure werden diese offen liegenden Linien geätzt, dann mit Druckerschwärze eingefärbt, und zuletzt wird die Szene auf Papier gedruckt. Hopfer entwickelte in diesem Verfahren Meisterschaft und nutzte seine Kunst vielfältig.

Zu sehen sind in der Ausstellung nicht nur galante Szenen wie die eingangs beschriebene, sondern auch derbe Darstellungen von Tänzen und Bauernfesten, bei denen die Völlerei, die Lüsternheit und die Streitlust ausgelebt wurden, oder der Kampf von drei alten Hexen, die unter einem knorrigen Baum den drachenähnlichen Teufel vermöbeln, während groteske Fledermäuse aus der Luft zuschauen. Hopfer hatte Fantasie, und er stellte sie auch in den Dienst des Buchdrucks, indem er Alphabete entwarf oder Grotesken für Deckblätter.

Aber auch die hohe Kunst kommt nicht zu kurz: Renaissance-Architektur und Innenräume sowie Porträts wie etwa vom Reformator Martin Luther gehören zu seinen Themen. Nicht zuletzt entwarf er Radierungen protestantischen Inhalts und gestaltete moderne Flugblätter mit Texten und Verbildlichungen von Gleichnissen. Auch das evangelische Glaubensbekenntnis illustriert er in zwölf Szenen und zeigt die "Gemeinschaft der Gläubigen" als Schar von Heiligen, vom Kind bis zum Greis, vom Soldaten bis zum Bischof, mit Maria in der Mitte. Politisch brisant war seine Bebilderung der Sprüche Salomons über die "Kornwucherei" und den reichen Kaufmann, der sein Korn zurückhält: 1534, im Entstehungsjahr der Radierung, herrschte in Augsburg eine Hungersnot, weil reiche Bürger das Korn nur zu Wucherpreisen auf den Markt brachten.

Bis zum 31. Januar in der Pinakothek der Moderne, geöffnet tägl. außer montags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr.