Bayerischer Schwimmverband
Gala des BSV in Neuburg mit zahlreichen optischen und sportlichen Leckerbissen

17.10.2021 | Stand 13.12.2021, 3:36 Uhr
Gänsehaut-Feeling: Den Schlusspunkt unter der Schwimm-Gala setzten 34 Donaunixen, die eine aufwendige und begeisternde Choreographie zur Ravels Bolero einstudiert hatten. −Foto: Bartenschlager

Wasserball, Lagenschwimmen und vor allem Synchronschwimmen in vielen Variationen, dargeboten von den besten Sportlern, die Bayern, und in einem Fall sogar Deutschland, in diesen Disziplinen aufzubieten hat - eine begeisternde Gala hatte der Bayerische Schwimmverband (BSV) anlässlich seines 75-jährigen Bestehens zusammengestellt. Dazu gab es eine außergewöhnliche Ehrung. Schauplatz war am Samstag das Parkbad in Neuburg.

Zwar hätte der Verband auch in einem der Landesstützpunkte feiern können oder, wie vor 25 Jahren, in der Olympiaschwimmhalle München, doch hatte er sich für einen anderen Weg entschieden: "Neuburg hat hervorragende Strukturen ohne offiziell Stützpunkt zu sein, und leistet nahezu Gleichwertiges", betonte BSV-Präsident Harald Walter. Neuburg und namentlich der TSV, bei dem die Donaunixen angesiedelt sind, sei für den Schwimmverbund wichtig. "Wenn in allen Kommunen so gut gearbeitet würde wie hier, wären wir insgesamt noch besser", erklärte Walter. Diese ausgezeichnete Arbeit habe der Verband würdigen wollen - ebenso die Verdienste von Barbara Rauscher, der Gründerin und "Chefin" der Donaunixen. Bereits in der Oberpfalz und an der Isar habe sich Rauscher vor ihrem Engagement in der Ottheinrichstadt ums Synchronschwimmen verdient gemacht. Als besondere Würdigung bekam sie an diesem Nachmittag die Ehrennadel in Gold mit großem Kranz des Bayerischen Landessportverbandes verliehen.

In seinem Grußwort betonte der Neuburger OB Bernhard Gmehling, er habe nicht gezögert, das Bad für diese Schwimmgala zur Verfügung zu stellen. Abgesehen davon: "Wer Barbara Rauscher kennt, weiß, dass es gar nicht möglich ist, ihr eine Bitte abzuschlagen", scherzte er. Der OB hob die rund 200 Vereine in der Stadt hervor sowie die Bedeutung von Schwimmbädern. "Unsere beiden Bäder sind Juwele." Und die gelte es trotz immenser Zuschüsse zu erhalten. Landtagsabgeordneter Matthias Enghuber ging auf das Angebot des Freistaats ein, allen Kindern ein Jahr lang die Mitgliedschaft in einem Sportverein zu bezahlen.

BLSV-Präsident Jörg Ammon gratulierte dem BSV als Kernfachverband mit rund 80000 Mitgliedern zum Jubiläum und sprach von zahlreichen Herausforderungen, angefangen von den Energiepreisen und der geforderten Nachhaltigkeit bis hin zum Ganztagsschulanspruch ab 2026. An BSV-Präsident Walter übergab Ammon eine Ehrenurkunde. Alfons Hölzl vom Team Sport-Bayern, eigentlich ein Turner, zeigte sich von den Darbietungen während der Gala begeistert: "Wenn man diese Leistungen sieht, geht einem das Herz auf."

Mit dieser Meinung blieb Hölzl nicht alleine. Allein der Auftakt war sehens- und hörenswert: Der Fanfarenzug marschierte in voller Aufmachung ins Bad, nahm Aufstellung und ließ es so richtig krachen. Und dann tauchten die geladenen Gäste ein in die Welt des Wassersports. Zunächst zeigten die Wasserballer des Landesstützpunktes Nürnberg Auszüge aus dem Trainingsprogramm und anschließend ein Spiel. Angeleitet von ihrem neuen Trainer Zoran Milenkovic glitten die jugendlichen Sportler der Jahrgänge 2004 bis 2012 ins Wasser und legten los. Im Gespräch mit dem Vizepräsidenten des BSV und Moderator der Gala, Bastian Esefeld, erklärte Marc Steinberger, Trainer des Jahres 2017, die Nuancen dieses Sports: "Das ist eine sehr komplexe Sportart. Der Kopf ist oben und man muss sich konzentrieren, wo man hinschaut. Die Beine sind relativ weit oben, wobei die Rumpfstabilität wichtig ist", erklärte Steinberger. Besonders faszinierend war die Fangsicherheit der Athleten. Stets nur mit einer Hand kontrollierten sie den glitschigen Ball meisterlich (kleines Bild). "Die Jüngeren sind pro Woche sechsmal im Wasser, die Älteren neunmal. Dazu kommt das Training auf dem Trockenen", erklärte Steinberger. Die erste Trainingsrunde finde noch vor der Schule statt - von 6 bis 7.30 Uhr. "Wir sind unter den Top 8 in Deutschland mit allen Altersklassen", fuhr der Trainer fort. Das nächste Ziel sei unter den Top 4 zu kommen. "Da sind wir auf einem guten Weg."

Kann Wasserball als harter Sport gelten, dominieren beim Synchronschwimmen Eleganz und Ästhetik. Zunächst zeigten Celine Galiew und Lara Montenegro, zwei noch sehr junge Donaunixen, was sie in relativ kurzer Zeit gelernt haben. Der Bewegungsablauf und die einzelnen Elemente sahen schon recht professionell aus. Melanie Eubel von den Donaunixen, die als Wertungsrichterin über die Fina-A-Qualifikation verfügt und daher sogar bei Olympischen Spielen eingesetzt werden könnte, schilderte die Ansprüche ans Synchronschwimmen. Da gebe es die drei Bereiche "Exekution", also Ausführung, die Artistik und die Schwierigkeit der Übung, die gezeigt werde.

Nach der Darbietung der Kleinen bekamen die Zuschauer höchstes Niveau zu sehen: Das Olympia-Duett aus der Münchnerin Marlene Bojer und der Berlinerin Michelle Zimmer zeigten Ausschnitte aus ihrem Kürprogramm. Hier verschmolzen sportliche Höchstleistungen mit unnachahmlicher Eleganz. Das Publikum kam etwas später noch in den Genuss einer Solodarbietung von Marlene Bojer. Doch zunächst stiegen die Leistungsschwimmer Luisa Rumler, Julia Titze, Noah Lerch und Yael Balz auf die Startblöcke und lieferten sich ein spannendes Rennen im Lagenschwimmen. Die vier Sportler schufen dabei Wettkampfatmosphäre, legten aber auch Wert darauf, die vier verschiedenen Stile optisch gut zu demonstrieren: Schmetterling, Rücken , Brust und Freistil, was auf jeden Fall Kraulen bedeutet, weil es die schnellste Schwimmart ist. Noch etwas außer Atem berichtete dann Julia Titze im Gespräch mit Esefeld über ihren Sport und ihren großen Traum: die Teilnahme an den Olympischen Spielen. Auch plauderte sie über ihre Erfahrungen: Die Deutsche Meisterschaft sei zwar "cool", aber der Weltcup sei noch einen Tick besser, weil international besetzt.

Den fulminanten Schlusspunkt nach Marlene Bojers Solo-Darbietung setzten die Donaunixen. Sie hatten in mehrmonatiger Arbeit ein Potpourri zu Maurice Ravels "Bolero" einstudiert. "Ich wollte Gänsehaut-Feeling", berichtete Barbara Rauscher - und das ist ihr gelungen. Zunächst wurde ein aufblasbarer Flamingo mit der Donaunixe Mia Riehl (Bayernkader) durchs Wasser gezogen. Dann nahmen 34 "Nixen" Aufstellung am Beckenrand und Natalie Mehl (ehemaliges Mitglied der Jugendnationalmannschaft) begann mit der Show. Aus einer wurden zwei, dann vier, dann acht. Immer mehr glitten ins Wasser, bis schließlich alle in die ausgefeilte Choreographie eingebunden waren. Synchrone Schwimmbewegungen lösten sich mit komplexen Hebe- und Wurfkombinationen und ausgeklügelten Figuren ab. Ebenso setzte Lisa Königsbauer (Mitglied der Nationalmannschaft) ihre Akzente. Der Schlussapplaus war riesig und alle waren sich einig: eine gelungene Gala.

DK