Neuburg
Gänsehaut in der Hofkirche

„Sacred Concert“ von Jugendkammerchor Ingolstadt und der swingIN Big Band ergreift die Zuhörer

26.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:26 Uhr
Mit vollem Körpereinsatz dirigierte Peter E. Keegan seine Projektband aus „den besten Jazzmusikern der Region“, der swingIN Big Band und dem Jugendkammerchor Ingolstadt. Die Europameisterin im Solo-Stepptanz, Kira von Kayser, zeigte dazu ihre Kunst. −Foto: Hammerl

Neuburg (ahl) Da ist so manche Gänsehaut den Rücken hinuntergelaufen.

Ergreifend gelingt dem Jugendkammerchor Ingolstadt und der swingIN Big Band unter versierter Gesamtleitung von Bandleader Peter E. Keegan das „Sacred Concert“ von Duke Ellington am Sonntagabend in der Neuburger Hofkirche.

 

Auf das rein instrumentale Intro mit „That’s life“ und „Count Bubba“ im besten Big Band-Sound sowie dem etwas beschaulicheren „Ah – That s Freedom“ der swingIN Big Band folgen zehn Stücke aus Duke Ellingtons drei „Sacred Concerts“, wovon die meisten aus dem zweiten Konzert stammen, allen voran die aufrüttelnde „Freedom Suite“, die in sieben Sätzen, darunter auch ganz ein kurzer Sprechgesang, „Freiheit“ fordert. Wobei es Ellington um innere Freiheiten ging, und zwar der Freiheit von Haß, von Selbstmitleid, Stolz und der Freiheit zur selbstlosen Hilfsbereitschaft, wie Jugendkammerchorleiterin Eva-Maria Atzerodt, als Moderatorin erläuterte.

„Freedom“ beschwört der Chor hartnäckig, unterstützt von der eindrucksvollen Rhythmusgruppe der Band, der sich dann auch die Blech- und Holzbläser zugesellen. Überraschend vielfältig fällt der Ruf nach Freiheit aus – mal fordernd, mal zart bittend, in „Sweet, fat and that“ schon beinahe keck verkündend, dann wieder beschwörend, als sei er sich seiner Sache nicht ganz sicher. Eins aber wird klar: Der Chor wird nicht weichen, keinen Zentimeter, bedingungslos. Damit erinnert er an den Reformator Martin Luther, dessen Satz „Hier stehe ich und kann nicht anders“, zwar nicht gesichert ist, aber wie kein anderer für seine unnachgiebige Haltung der katholischen Kirche gegenüber steht.

Wer könnte diesem hinreißenden Chor und den so akkurat unterstützenden Musikern die in mehreren Sprachen geforderte Freiheit verwehren? Der absolute Höhepunkt des Abends. Kein Wunder, dass das Instrumentalstück „The Shepherd“ anschließend etwas abfällt, zugleich aber den Zuhörern in der gut besuchten, aber leider keineswegs ausverkauften Hofkirche Gelegenheit zum Durchschnaufen gibt, denn im nächsten Lied „The Majesty of God“ lässt ihnen Marianne Steinmetz mit ihrer wunderschönen Sopranstimme mit auffallend warmem Timbre wohlige Schauer über den Rücken laufen. Der Reiz der Musik von Duke Ellington liegt in der Verbindung von Jazz und orchestraler Tanz- und Unterhaltungsmusik zum Swing. Herauskommt eine an Energie und Improvisationskraft reiche und vor allem sehr vielfältige Musik. Gut tanzbare Stücke wechseln mit langsameren Titeln, deren klangvolle Ensemblepartien mit expressiven Soli der Trompeter Oliver Kollmannsberger und Norbert Mair oder des Posaunisten Erhard Rigol versehen sind.

An einen Choral erinnert „Come Sunday“, „Almighty God“ dagegen entfernt an Gospelmusik. Aus dem ersten Sacred Concert Ellingtons stammt „David danced before the Lord“. Wie eine Stepptänzerin in ein Kirchenkonzert passt, den dürfte die Europameisterin im Solo-Stepptanz, Kira von Kayser, mit ihrer temperamentvollen Einlage auf kleinem Podest hinter Schlagzeuger Matthias Gutsche restlos überzeugt haben. Noch einmal erklingt Steinmetz schöner Sopran für „T.G.T.T.“, eine Improvisation ohne Text, ehe alle Akteure zum großen Finale „Praise God and Dance“ ansetzen.