Ingolstadt
G’scheiterhaufen versus Almechd Knud

Improvisationstheater aus Ingolstadt und Nürnberg liefern sich Wettstreit in der Neuen Welt

07.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:05 Uhr

Zeitweise waren sie nicht zu bremsen: Kati Bierschneider und Andreas Kunze vom G’scheiterhaufen legten auf der Bühne im Duett los und begeisterten das Publikum - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Ingolstadt ist seit Donnerstagabend um eine historische Anekdote reicher. Zu verdanken haben die Schanzer dies drei neugierigen Franken, die extra aus Nürnberg angereist sind, um sich vor Ort mit ihren Ingolstädter Pendants einen Wettkampf im gewitzten Stegreifspiel zu liefern.

Mit von der Partie: Heinrich, der Gebartete, seine holde Gemahlin Eva und ein unerschrockener Kurier, der im Auftrag seiner Durchlaucht im Schwabenland nach dessen geliebten Maultaschen sucht. 50 Kilo der schwäbischen Spezialität bringt der Gesandte mit nach Ingolstadt. Die werden prompt im Taschentorturm verspeist, den Heinrich vom „Schanzer Pack“, dessen er längst überdrüssig ist, hat errichten lassen. So also kam das Türmchen aus dem 14. Jahrhundert an der Anatomiestraße zu seinem Namen, glaubt man der nicht ganz ernst zu nehmenden Interpretation von Kati Bierschneider, Daniela Richter und Andreas Kunze vom Ingolstädter Improvisationstheater G’scheiterhaufen. Historisch korrekt verbürgt oder nicht – die Wissbegier ihrer drei Konkurrenten von „Almechd Knud“, vertreten durch Lisa Sprenz sowie Michael und Klaus Müller, zumindest war gestillt und die gestellte Aufgabe, das Rätsel um die Namensgebung zu lösen, nach solider Improvisationstheaterkunst erfüllt.
 
Doch der Reihe nach: G’scheiterhaufen versus Almechd Knud – das war die sportliche Paarung, die in der Kleinkunstbühne Neue Welt für ein restlos ausverkauftes Haus sorgte. Sportlich deshalb, weil der Wettstreit der beiden Improvisationstheatergruppen um die Gunst des Publikums – wie sollte es im Jahr der Olympischen Spiele anders sein – ganz dem olympischen Gedanken gewidmet war. Ein anfangs entzündetes olympisches Feuer, wenn auch nur aus bemaltem Sperrholz, durfte da ebenso wenig fehlen wie die dreistimmig intonierte und mit viel Beifall bedachte G’scheiterhaufen-Hymne auf die Melodie des Deutschlandliedes.
 
Zum Warmmachen für einen durchaus unterhaltsamen Abend folgte das heitere Raten bekannter Filmtitel, von den Darstellern pantomimisch dargestellt, das vom offenbar cineastisch stark vorbelasteten Publikum – drei Zuschauer durften zusätzlich als Punktrichter agieren – respektabel gelöst wurde. Die Anforderungen ans Ensemble aber stiegen: Die Zuschauer schickten die beiden Gruppen nun auf Zuruf in die Zukunft und in die Vergangenheit. Die Ingolstädter Laienspieler landeten in der von ihnen kurzerhand erfundenen „Hypoklassizistischten Epoche“ auf dem Planeten Semikon Alpha 6, in der einheimische Tiere nach der Fütterung mit Basebällen zu Heidi Klum oder Seal mutieren („Was“ fragt Richter bei Kunze nach, und der wiederholt betont „Seeaal!“ und meint damit auf einmal den Salzwasserfisch statt den Ex-Mann des einstigen Topmodels).
 
Die Nürnberger Herausforderer indes schlagen sich wacker durch die Mantel- und Degenepoche auf der Suche nach dem „betrunkenen Fußball“. Auch ein Stichwort, das das Publikum vorgab, das von den Franken während ihres Spiels zum Schluss aber gerade noch durchs Hintertürchen mitgenommen wurde. Mit ein Grund dafür, dass die Lokalmatadoren, die bis dahin nach Auffassung der Jury die gekonntere Leistung ablieferten, vorerst in Führung lagen.
 
Weiter ging die Reise auf der Bühne durch Blumenläden, Erotik-Shops und Handyläden, durch die sich die Darsteller abwechselnd switchten und dabei mit einem Gegenstand von 1,43 Meter Länge, der mal als ein Apple-Double-Phone und mal als ein undefinierbares Etwas aus der halbseidenen Spielzeugwelt für Erwachsene fungierte („So ein Ding habe ich noch nie gesehen!“) verbal und gestikulierend hin und her jonglierten.
 
Die Impro-Olympiade endete nach gut zwei Stunden mit einer kleinen Überraschung: Der G’scheiterhaufen musste sich der fränkischen Konkurrenz knapp mit 37 zu 38 Punkten geschlagen geben. Revanche, dem Schlussapplaus nach zu urteilen, nicht ausgeschlossen.