Wolnzach (WZ) "Kannst Du mir was vorlesen" Viele Eltern hören diesen Satz täglich, denn Kinder lieben Märchen und Geschichten. Aus einem reichen Schatz an Büchern können die Mädchen und Buben des Kindergartens Sonnenblume schöpfen, denn sie haben nun eine eigene kleine Leihbibliothek.
Und die hält jede Menge Futter für kleine Bücherwürmer bereit: 730 Bilder-, Lese- und Sachbücher hat der Elternbeirat gesammelt, seitdem er vor einem Jahr das Projekt in Angriff nahm. Die Bücher sind ausnahmslos Spenden und wurden über Aufrufe zusammengetragen. Im Kindergarten selbst war die Ausbeute zwar nicht so ergiebig, "denn die Kinder brauchen die Bücher ja noch selbst", so Judith Huber vom Elternbeirat. Dafür kamen kistenweise Spenden von Grundschülern an, die Bücher hergaben, aus denen sie altersmäßig herausgewachsen sind. Daneben ist ein großer Teil des Bestands eine Spende der Veranstalter des Basars für gebrauchte Kindersachen. Rundum zufrieden ist Judith Huber beim Blick in die Regale: "Wir haben klassische Vorlesebücher genauso wie Lesestoff zu den Themen Musik, Natur und Technik, Jahreskreis - und jede Menge kleine Pixie-Bücher." Und sogar die jüngeren Geschwister dürften etwas finden, denn im Regal stehen auch Bilderbücher für ganz Kleine.
Nach der ergiebigen Sammlung wurde jedes Buch säuberlich erfasst und katalogisiert - wie in einer echten Bücherei eben. Und genauso funktioniert die Kindergartenbibliothek auch, die im Untergeschoss der Einrichtung ihren Platz gefunden hat: Jedes Kind hat eine Karteikarte, auf der seine Ausleihen notiert werden. Drei Bücher darf man sich pro Ausleihe mitnehmen und dann zwei Wochen behalten.
Das Vorlesen zu fördern - gerade im Zeitalter elektronischer Medien - war laut Judith Huber eine Motivation für den Elternbeirat, eine Bücherei einzurichten. "In vielen Familien wird vielleicht nicht mehr so viel gelesen wie früher", vermutet sie. Dazu komme, dass neue Bücher oft teuer sind. Auch zusätzliche Wege fallen laut Huber weg: Im Kindergarten sind Eltern und Kinder sowieso regelmäßig, da sei die Ausleihe und Rückgabe kein zusätzlicher Aufwand. Lesestoff wird übrigens weiterhin angenommen. "Unsere Bücherei darf ruhig noch wachsen", so die Elternbeirätin.
Das Märchenbuch oder doch lieber die Geschichte von der kleinen Ente, die nicht einschlafen kann? Die Qual der Wahl hatten die Mädchen und Buben am allerersten Öffnungstag ihrer Bücherei , den sie fleißig nutzten. Mit dem Besuch jedenfalls war der Elternbeirat, der dazu in einem Elterncafé bewirtete, zufrieden. Die Buben und Mädchen rückten dabei mit ihren Bücherei-Taschen aus Stoff an, die sie selbst mit einem bunten Bücherwurm und ihrem Namen bedruckt hatten.
Überhaupt geht im Kindergarten Sonnenblume derzeit der Bücherwurm um: So heißt jedenfalls das Motto des Projekts, das die Kinder noch einige Zeit beschäftigen wird. "Wir wenden uns in besonderer Weise den Büchern zu", erklärt Kindergartenleiterin Corinna Kreuzer. Eine Autorenlesung mit dem Kinderbuchautor Mike Conley haben die Buben und Mädchen bereits erlebt. Sie werden auch noch erfahren, wie Papier hergestellt und ein Buch gemacht wird. Geplant sind laut Corinna Kreuzer auch Besuche in der Marktbücherei, in der Buchhandlung und in einer Druckerei. "Mit Büchern können wir den Kindern ganze Welten öffnen", ist die Kindergartenleiterin überzeugt. Daneben werde beim Lesen und Vorlesen die sprachliche, geistige und seelische Entwicklung gefördert. "Bücher sind verborgene Schätze, die gehoben werden wollen", so Kreuzer. Dazu haben die Sonnenblumen-Kinder nun jede Menge Gelegenheit.
