Riedenburg
Fußwallfahrer trauern um ihren Ehrenpilgerführer

Michael Höcker stirbt im Alter von 90 Jahren - Mitglied im Riedenburger Stadtrat und Dritter Bürgermeister

27.04.2022 | Stand 02.05.2022, 3:35 Uhr
Vielen Wallfahrern ist Michael Höcker noch als Pilgerführer der Riedenburger Fußwallfahrt in Erinnerung. Von 1954 bis 1998 leitete er die Wallfahrt nach Altötting. −Foto: Hegenberger (Archiv)

Riedenburg - Der Ehrenpilgerführer der Riedenburger Fußwallfahrer und langjährige Stadtrat von Riedenburg, Michael Höcker, ist am Sonntag im Alter von 90 Jahren gestorben.

Weit über die Grenzen Riedenburgs hinaus bekannt wurde Höcker als Pilgerführer der Fußwallfahrer. 45 Jahre lang lenkte er die Wege der immer größer werdenden Wallfahrerschar. Am liebsten war es dem "Höcker Mich", wie er genannt wurde, wenn seine Wallfahrer in "schönen Dreier-Reihen" nach Altötting marschierten. Die Riedenburger Wallfahrer ernannten Höcker wegen seiner großen Verdienste um die traditionelle Wallfahrt zum Ehrenpilgerführer.

Höcker wurde am 15. Dezember 1931 geboren und wuchs in Harlanden zusammen mit sechs Geschwistern auf. Nach der Schulzeit in Obereggersberg erlernte er das Zimmermannshandwerk. Im Jahr 1959 heiratete er Walburga Knitl aus Neuses. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. Als einfacher Arbeiter mit Dorfschulbildung - wie er es selbst einmal formulierte - war er viele Jahre Mitglied im Riedenburger Stadtrat und gestaltete in den Zeiten des Baus des Main-Donau-Kanals das Bild von Riedenburg als Dritter Bürgermeister mit.

Wegen seiner großen Liebe zur Musik erlernte er das Posaune- und Tubaspielen. In der Kolpingkapelle und später in der Riedenburger Stadtkapelle spielte er 48 Jahre lang diese Instrumente.

"Mein Herz hat schon als kleiner Bub für die Riedenburger Fußwallfahrt geschlagen", verriet Höcker einmal in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Im Jahr 1954 wurde Höcker Pilgerführer. "Die Wallfahrt wäre beinahe zum Erliegen gekommen", liest man in den Aufzeichnungen der Fußwallfahrer. Kreszenz Altmann erklärte sich bereit, der Gruppe den Weg zu zeigen. Altmann war damals fast 70 Jahre alt. Mit 18 Personen machte man sich 1954 dann auf den Weg nach Altötting. "Ohne Glauben könnte ich mir mein Leben nicht vorstellen", sagte Höcker an seinem 80. Geburtstag. Trotz mehrerer Schicksalsschläge hielt er an diesem Glauben fest und er hat ihn auch gelebt, mehr als manch anderer. Als Pilgerführer führte er die immer größer werdende Schar bis 1998 nach Altötting. Sein Neffe Johann Schlagbauer trat dann seine Nachfolge an.

Zwischen 1972 und 1984 war Michael Höcker im Riedenburger Stadtrat vertreten, davon sieben Jahre als CSU-Vorsitzender. Bei der Kolpingfamilie spielte er neben seinen Instrumenten noch eifrig Theater und beim Aufstellen des Maibaumes übernahm er als erfahrener Zimmermann das Kommando. Für seine Verdienste um die Wallfahrt erhielt Höcker das Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten. "Sie sind ein hervorragendes Vorbild für unsere Gemeinschaft", würdigte damals Landrat Hubert Faltermeier (Freie Wähler) Höckers Verdienste bei der Verleihung des Ehrenzeichens.

Die Aussegnung findet am Donnerstag Donnerstag, um 18 Uhr in Riedenburg mit anschließendem Rosenkranz statt. Das Requiem für Michael Höcker ist am Freitag, 29. April, um 14.30 Uhr in der Stadtpfarrkirche St. Johannes. Im Anschluss wird Höcker auf dem Friedhof in Riedenburg beigesetzt.

mby