Neuburg-Herrenwörth
Fußball verbindet, Fairness siegt

"Externe" Mannschaften kommen zum Gastspiel hinter Gittern in die JVA Neuburg-Herrenwörth

04.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:37 Uhr

Kick hinter Gittern: Beim Soccer-Cup der JVA Herrenwörth traten auch „externe“ Mannschaften an - Foto: JVA

Neuburg-Herrenwörth (DK) Nachdem der Soccer-Cup 2013 witterungsbedingt abgesagt werden musste, war Petrus dieses Jahr milder gestimmt. So konnte die 9. Auflage des Turniers in der JVA Neuburg-Herrenwörth, an dem, wie auch in den Jahren zuvor, externe Mannschaften teil nahmen, bei guten äußeren Bedingungen ausgetragen werden. Unter den insgesamt acht Teams befanden sich zwei Mannschaften der Mittelschule Neuburg, die von den Lehrkräften Silke Männel und Uli Zech betreut wurden. Eva Kapaun war als begleitende Lehrerin für die Schüler des Descartes Gymnasium aus Neuburg verantwortlich.

Vor Turnierbeginn wurde von einem Mitarbeiter des Bayerischen Landessportverbands (BLSV) und einigen Gefangenen ein zehn mal 15 Meter großer „Street-Soccer-Käfig“ aufgestellt. Das Event stand wie jedes Jahr unter dem Motto „Integration durch Sport“, einem Projekt des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Durch das Projekt soll unter anderem versucht werden, unterrepräsentierte Gruppen durch den Sport, in diesem Fall den Fußball, in die Gesellschaft einzugliedern und ihr Freizeitverhalten positiv zu beeinflussen.

Darauf basierend stand beim Soccer-Cup neben dem sportlichen Wettkampf vor allem der Fairnessgedanke im Fokus. So starteten die einzelnen Teams, die sich jeweils aus drei Feld- und mindestens zwei Auswechselspielern zusammensetzten, in jede Partie mit zwölf Fairnesspunkten. Die Schiedsrichter Joachim Münch und Fredi Winhard bewerteten den Umgang mit den Gegnern und Mitspielern vor, während und nach dem Spiel. So wurde nicht nur bei einem Regelverstoß ein Punkt abgezogen, sondern es wurde auch darauf geachtet, ob zwischen den Mannschaften vor und nach den Spielen das obligatorische „shake hands“ zustande kam, ob die einzelnen Spieler ihre begangenen Fouls selbst anzeigten und ob es eventuell zu verbalen Auseinandersetzungen kam. Die gesammelten Punkte aus allen Begegnungen kamen dann bei der Auswertung der Vorrunde zum Tragen. Konnten hier zwei oder sogar drei Mannschaften die gleiche Punktebilanz vorweisen, zählten primär nicht der direkte Vergleich oder das Torverhältnis, sondern die erhaltenen Fairnesspunkte. Bei den anschließenden Platzierungsspielen wurden diese ebenfalls berücksichtigt, so dass es bei Unentschieden weder Verlängerungen noch Elfmeterschießen gab.

Diese Regeln verfehlten ihre angedachte Wirkung nicht. Unter den Augen des Anstaltsleiters der JVA Neuburg-Herrenwörth, Regierungsdirektor Ernst Meier-Lämmermann, sowie des Leiters der dortigen Schulabteilung, Günter Kapaun, zeigten sich alle Mannschaften im Umgang mit den Gegnern, den Mitspielern und den Schiedsrichtern äußerst bemüht und fair, so dass es zu keinen Zwischenfällen oder ernsten Verletzungen kam, was angesichts der Größe des Käfigs, der zahlreichen intensiv geführten Zweikämpfe und dem bestehenden Wettkampfcharakter nicht als selbstverständlich angesehen werden kann.

Nach vielen spannenden und torreichen Begegnungen setze sich mit dem Team II der Mittelschule Neuburg auch eine der fairsten Mannschaften an diesem Tag durch. Die Schüler waren den überwiegend älteren Spielern körperlich zwar unterlegen, konnten dies aber durch ihre technischen Fertigkeiten und ihr präzises Passspiel kompensieren und gewannen im Finale gegen das Descartes Gymnasium, das während des Turniers am fairsten agierte. Platz drei ging an „Loyals“, ein Team der JVA Neuburg-Herrenwörth.

Bei der abschließenden Siegerehrung konnten die Gewinner ihre Urkunden und T-Shirts aus den Händen von Anstaltslehrer Peter Liebelt entgegennehmen.

Während der Veranstaltung, die von Joachim Münch, Fredi Winhard und Peter Liebelt organisiert wurde, konnte den Gästen der zwei umliegenden Schulen ein kleiner Einblick in das Leben hinter Gittern vermittelt werden. Darüber hinaus half es sicher auch dabei, das eine oder andere Vorurteil gegenüber jugendlichen Straftätern abzubauen beziehungsweise zu überdenken. Es bleibt zu hoffen, dass die externen Mannschaften mit ihren Betreuern auch im kommenden Jahr am Turnier wieder teilnehmen und die bayerische Sportjugend dies weiterhin so tatkräftig unterstützt.