Parsberg
"Fusion aus Position der Stärke"

Raiffeisenbanken Parsberg-Velburg und Hemau-Kallmünz streben Zusammenschluss an

29.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:21 Uhr
Zufrieden über die geplante Fusion der Raiffeisenbanken Parsberg-Velburg und Hemau-Kallmünz sind die Vorstände und Aufsichtsratsvorsitzenden Roland Pirzer (v.l.), Roland Lehner, Martin Reindl, Klaus Federholzner, Stephan Paulus und Hans Pollinger. −Foto: Sturm

Parsberg/Hemau (swp) Es ist eine faustdicke Überraschung: Unter dem Motto "Gemeinsam noch stärker - ein Markt, eine Bank" wollen die Raiffeisenbank Parsberg-Velburg und die Raiffeisenbank Hemau-Kallmünz durch eine Fusion zur Raiffeisenbank im Oberpfälzer Jura eG ab dem 1.Januar ihre Kräfte bündeln.

Damit soll eine starke genossenschaftliche Regionalbank zwischen den Regionen Nürnberg/Neumarkt sowie Regensburg geschaffen werden. Bei einer Pressekonferenz in der Raiffeisen-Filiale in Hemau erläuterten Vorstandssprecher Martin Reindl und Vorstand Roland Pirzer von der Raiffeisenbank Parsberg-Velburg sowie der Vorstandsvorsitzende Klaus Federholzner und Vorstand Stephan Paulus von der Raiffeisenbank Hemau-Kallmünz, warum die beiden Genossenschaftsbanken ihre Zukunft gemeinsam gestalten wollen, was die Ziele der Fusion sind und wie das weitere Prozedere bis zur juristischen Fusion und dem endgültigen technischen Zusammenführung aussieht.

"Angesichts der dynamischen Veränderungen im Finanzdienstleistungssektor ist die Verschmelzung nach der festen Überzeugung der Vorstände und Aufsichtsräte beider Genossenschaftsbanken, die richtige strategische Antwort auf die künftigen Herausforderungen", erklärte der Vorstandsvorsitzende Federholzner. Es handle sich um eine Fusion identischer Herausforderungen zweier erfolgreicher Partner aus einer Position der Stärke. Beide Banken pflegten seit vielen Jahren vertrauensvolle Kontakte. Die geschäftspolitische Ausrichtung sei sehr ähnlich und beide Häuser stünden auf einem wirtschaftlich gesunden Fundament. "Der angestrebte Zusammenschluss ist somit eine logische Fortsetzung der strategischen Unternehmensent- wicklung beider Kreditinstitute", sagte Federholzner.

Von der größeren Einheit versprechen sich die zwei benachbarten Genossenschaftsbanken Vorteile für alle Seiten. Vorstandssprecher Reindl aus Parsberg sagte dazu: "Im Mittelpunkt stehen die steigenden Kundenanforderungen an eine moderne Genossenschaftsbank. Gemeinsam wird es uns leichter fallen, das zu bewahren, was unsere beiden Kreditinstitute schon heute auszeichnet, es mit noch individuelleren Angeboten und Beratungsleistungen weiterzuentwickeln und technische Innovationen zügig umzusetzen."

Mitglieder und Kunden sollen somit künftig ein noch größeres und spezielleres Beratungs- und Betreuungsangebot nutzen können. Zumal sich beide Genossenschaftsbanken als leistungsstarker und verlässlicher Partner der regionalen Wirtschaft und Privatkunden verstünden. Ein wichtiges Ziel sei dabei der Erhalt der Kundennähe. Die vorhandenen Gebäude erlaubten eine dezentrale Struktur und sicherten die Präsenz genossenschaftlicher Finanzdienstleistung in der Region. So würden auch in Zukunft persönlicher Service, qualifizierte Beratung und schnelle Entscheidungen vor Ort gewährleistet sein.

Durch künftig vier attraktive Standorte in einem weitgehend geschlossenen Marktgebiet erhoffe man sich ferner eine höhere Schlagkraft im Warengeschäft. Mit der Betriebsgröße der "neuen" Bank sei man in der Lage, die wachsenden Herausforderungen wie Investitionen in Digitalisierung, die Auswirkungen des demografischen Wandels, Erlös- und Kostendruck oder Regulierungsdichte besser zu meistern. Man werde ein starker Partner des Mittelstandes sein. Wie die Banker betonten, werde sich an der Anzahl der Geschäftsstellen nichts ändern. Beide Kreditinstitute hätten ihre Hausaufgaben auf diesem Gebiet schon im Vorfeld der Fusion getätigt.

Für die Mitarbeiter entsteht nach den Worten der Vorstände Pirzer und Paulus durch das größere Haus ein noch attraktiverer Arbeitgeber, der interessante berufliche Entwicklungsperspektiven biete. Betriebsbedingte Kündigungen werde es nicht geben. Man wolle vielmehr die Chancen von Altersteilzeit und natürlicher Fluktuation nutzen. Die wirtschaftliche Kraft der Bank ermögliche langfristig sichere Arbeitsplätze, und junge Menschen profitierten von einem starken Ausbilder. "Weil Kreditinstitute durch den Gesetzgeber in Deutschland und Europa zudem vor immer neue Herausforderungen gestellt werden, "können wir mit dem Zusammenschluss zu einer genossenschaftlichen Regionalbank diese regulatorischen Anforderungen gemeinsam besser bewältigen und durch die Vermeidung von Doppelarbeiten schließlich auch Kosten senken", erklärten Pirzer und Paulus unisono.

Bei der geplanten Fusion lassen sich die Raiffeisenbanken zeitlich nicht unter Druck setzen. Nachdem in diesen Tagen die Aufsichtsräte beider Häuser jeweils einstimmig grünes Licht für weitere Gespräche gegeben haben, werden die Vorstände auch die nächsten Schritte partnerschaftlich und konstruktiv einleiten. Die Mitglieder und Vertreter beider Banken wurden bereits schriftlich benachrichtigt, weitere Informationen folgen in regionalen Veranstaltungen Ende November. Über ein Zusammengehen entscheiden dann die General- beziehungsweise Vertreterversammlung beider Banken im Mai/Juni kommenden Jahres. Die Genossenschaftsbank soll dann rückwirkend zum 1. Januar 2019 entstehen unter der neuen Firmierung Raiffeisenbank im Oberpfälzer Jura. Bis dahin werden im Zuge des Zusammenwachsens vor allem die Mitarbeiter beider Häuser intensiv einbezogen. "Wir haben keinen Zeitdruck", betonen die Vorstände, "und wollen in dem Prozess alle Beteiligten Schritt für Schritt mitnehmen."

Mit der Fusion der zwei Kreditinstitute würde eine starke genossenschaftliche Regionalbank im Oberpfälzer Jura entstehen. Das gemeinsame Institut käme aus heutiger Sicht auf eine Bilanzsumme von 850 Millionen Euro. Das Kundenanlagevermögen würde bei über einer Milliarde Euro liegen, das betreute Kundenvolumen bei 433 Millionen. Weitere wichtige Kennziffern sind elf Bankfilialen, 34000 Kunden - davon mehr als 11000 genossenschaftliche Anteilseigner - und rund 190 Mitarbeiter.

Das Genossenschaftsgebiet umfasst mit 842 Quadratkilometer in etwa das Gebiet des Altlandkreises Parsberg plus das Gemeindegebiet von Kallmünz. Die Aufsichtsratsvorsitzenden, Roland Lehner aus Parsberg und Bürgermeister Hans Pollinger aus Hemau, werteten die Entscheidung als klares Bekenntnis zum ländlichen Raum. Die Fusion sei nicht aus der Not heraus geboren, sondern aus der Verantwortung heraus, rechtzeitige Weichenstellungen für die Zukunft vorzunehmen.