Hohenwart
Funkelnde Münzen

Lehramtsstudent Daniel Speier hat den bislang in Hohenwart nur in Teilen ausgestellten Fund komplettiert

21.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:37 Uhr
Interessante Funde: Manfred Russer, Daniel Speier und Ernst Petz (v.l.) bestaunen sie. −Foto: Marktgemeinde Hohenwart

Hohenwart (pee) 31 mittelalterliche Silbermünzen liegen funkelnd auf dem Tisch des kleinen Sitzungssaales im Rathaus Hohenwart und werden von Bürgermeister Manfred Russer bestaunt.

Neben ihm steht Daniel Speier, der den bisher nur in Teilen ausgestellten Fund in diesen Tagen komplettiert hat.

Bereits vor 14 Jahren erschien er mit seinen zwei Freunden André und René Carrié im Rathaus und präsentierte als damals Zwölfjähriger stolz den Fund einiger dieser uralten Münzen. Ein guter Teil des Schatzes bestand allerdings aus einem Klumpen mehrerer zusammengebackener Geldstücke, die sich nicht so ohne Weiteres trennen ließen. Dieses Problem löste unlängst hervorragend ein Doktorand im Fachbereich Archäologie aus Tübingen, den Speier im Laufe seines Studiums kennengelernt hatte - der Wissenschaftler trennte den Klumpen fachmännisch und säuberte die kleinen Silbermünzen.

Daniel Speier ist selbst überrascht, als er nun erstmals den kompletten Fund vor sich liegen sieht. Er zeigt auf eine Münze von knapp zwei Zentimetern Durchmesser und erklärt, es handle sich hier um einen Etschkreuzer aus Tirol. Aus dieser im Mittelalter wirtschaftlich mit Bayern stark verbundenen Region stammt fast ein Drittel der Münzen, die restlichen Geldstücke wurden in bayrischen Städten geprägt. So prangt auf manchen der Landshuter Helm, ein Augsburger Bischof oder der Mönchskopf von München, den man heutzutage eher als "Münchner Kindl" kennt.

Speier deutet auf eine Münze aus Ingolstadt. "Mit ihr fing eigentlich alles an" , erzählt der junge Mann. Damals war er in einer Baugrube in Hohenwart unterwegs auf der Suche nach antiken Gegenständen. Meist waren es nur alte Tonscherben, die er fand. Dann aber fiel ihm bei seiner Expedition ein kleines dunkles Metallstück auf, das offen dalag. Bei genauerem Betrachten entdeckte er, wie er damals meinte, das Abbild eines Drachen auf einer Seite des flachen Metallteilchens. Ein befreundeter Archäologe klärte dann aber auf, dass der Fund ein Schwarzpfennig aus Ingolstadt sei und die Abbildung einen heraldischen Panther darstelle. Motiviert von zwei Freunden und mit einem Metalldetektor ging es daraufhin auf große Schatzsuche und die drei Kinder wurden auch tatsächlich fündig. Neben den Münzen, die alle in einem kleinen Umkreis verstreut lagen, gruben sie auch silberne Bruchstücke aus. Es könnte sich hier um Verschlussteile einer Schatulle handeln, meint Speier. Alle gefundenen Münzen lassen sich ins auslaufende 14. beziehungsweise 15. Jahrhundert datieren. Für den ehemaligen Geschäftsleiter der Gemeinde Hohenwart und Hobbyhistoriker Ernst Petz ist dies ein weiterer Beweis für seine These, der Markt sei im späten 14. Jahrhundert unten im Tal entstanden. Funde aus dieser Zeit, so Petz, gibt es leider nur spärlich.

Über Umwege erhielt der Markt Hohenwart erst vor Jahren auch Tonwaren aus einer mittelalterlichen Werkstatt in der Häcklstraße, die beim Bau des Kindergartens zu Tage gekommen waren. Daniel Speier ließen die Silbermünzen nicht mehr los. Aus seiner kindlichen Leidenschaft für die Vergangenheit wurde eine Berufung. Speier lebt heute in Frankfurt und studiert in der Justus-Liebig-Universität in Gießen unter anderem Geschichte auf Lehramt.