Ehekirchen
Fundsachen gehen im Eiltempo weg

Überraschungskoffer und Einzelteile unter dem Hammer – 1000 Euro bleiben für Familienhilfeverein

07.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:16 Uhr

Auktionator Josef Mittermeier in seinem Element: In rasendem Tempo brachte er insgesamt 500 Einzelteile an den Mann oder die Frau - Fotos: Hammerl

Ehekirchen (ahl) Vier Überraschungskoffer, dazu einige Überraschungspakete sowie Uhren waren die Renner bei der Auktion der Münchner Flughafen GmbH im Festzelt des Ehekirchener Hochzeitsfestes. Die meisten der mindestens 1200 Zuschauer sind zum Schauen gekommen, doch einige lassen sich auch mitreißen.

Auktionator Josef Mittermeier versteht es, die Aufmerksamkeit hochzuhalten, sein Publikum mitzureißen und insgesamt 500 Einzelteile in knapp zwei Stunden loszuwerden, teils in witzigen Bündelungen wie Weihnachtspaket (mit Christbaumschmuck, Schals und Nussknacker), Kinderpaket (einschließlich einer Kindertheaterrolle) oder einem bayerischen Paket mit Filzhut, Oktoberfesthut, Wanderstöcken, Bierkrug und München-Kühlschrankmagneten. In hohem Tempo peitscht Mittermeier 86 Positionen auf Schmuck- und Elektroliste durch, Uhren, Ketten, Ringe, Armreifen, exquisite Kugelschreiber, Handys, iPads und iPods, MP3-Player, Navigationsgeräte, Kameras und Notebooks wechseln in Windeseile den Besitzer. Zu Preisen, die mitunter staunen lassen. „Wahnsinnig hoch angesetzt“, findet Elisabeth Fent aus Mangelsdorf die Preise für Elektrogeräte, meint aber, es seien wohl viele Ehekirchener da, die den Benefizgedanken im Hinterkopf haben und daher eher hoch rangehen.
 
Zwischen zehn und 15 Prozent des Verkaufserlöses bleiben in Ehekirchen, erklärt Josef Rankl, Leiter des Flughafenfundbüros, je nachdem, wie hoch Erlös und Unkosten seien. Denn vorgeschrieben ist vom Gesetzgeber, dass bei Versteigerungen die Unkosten von Behörden oder Verkehrsgesellschaften gedeckt sein müssen. Am Ende sind es 10 000 Euro Erlös, so dass Rankl abends im Rahmen des Gmoa-Tages einen Scheck über 1000 Euro überreicht. Den nimmt Bürgermeister Günter Gamisch in Vertretung für Pfarrer Thomas Brom, den Vorsitzenden des Familienhilfevereins, entgegen.

Großen Anteil daran hat neben den Überraschungskoffern, die für 360 bis 440 Euro unter den Hammer kommen. Der absolute Spitzenreiter des Tages – eine Uhr der Marke Omega, die für 1020 Euro den Besitzer wechselt. Offensichtlich sind hier Profis am Werk, worauf einerseits die Autokennzeichen auf dem Parkplatz hinweisen, die überregionale Herkunft ihrer Besitzer bis aus Österreich verraten, andererseits stapeln sich bald eine Menge Ersteigertes bei einigen Bietern, was über Eigenbedarf hinausgehen dürfte. Immer seien Wiederverkäufer dabei, bestätigt Rankl. Dann sind da noch Privatleute, die schon mehrfach auf Auktionen waren und das Bieten offenbar schon gelernt haben.

Das Festzelt hat zwar deutlich weniger Atmosphäre als der Hochzeitsstadel, trotzdem ist die Stimmung ausgezeichnet. Oben auf der Bühne hebt Ansager Siegfried Striffler ein Teil nach dem anderen hoch und Mittermeier reißt seine Witze dazu. Da ist ein Kleidersack mit Anzug drin. „Welche Größe“, will Mittermeier wissen und ergänzt, „da steht Boss drauf“. Allerdings nur auf dem Kleidersack, nicht dem Anzug, der auch kein Größenetikett trägt. Das kleine Modellauto stamme „garantiert nicht von Frau Haderthauer“, preist der Auktionator das nächste Stück an, während sich eine junge Frau bei Rankl nach Jobs am Flughafen erkundigt. Schade findet sie es, dass alle Computer aus Datenschutzgründen ohne Betriebssystem und Daten abgegeben werden, würde sie doch gerne fremde Urlaubsfotos anschauen. Aber Rankl winkt ab: „Glauben Sie mir, viele Fotos würden Sie gar nicht sehen wollen“.

Angenehme Überraschungen erleben die frischgebackenen Besitzer der Überraschungskoffer, zumindest gilt das für Nicole Waldbart und Philipp Schubert aus München, die mit 360 Euro den preisgünstigsten Koffer erworben haben und am Ende der Versteigerung umringt von Schaulustigen und den Medien einen ersten Blick hineinwerfen. Eine weiße Handtasche von Dior, Handy, Kamera, silberne Ohrringe und ein iPad lassen die beiden strahlen. „Und ganz viele Kindersachen“, verkündet er. Was das kinderlose Paar damit anfangen wird? „Erst mal in Ruhe zu Hause sichten, dann entscheiden“, lautet die Antwort. Erst zu Hause will Ralf Gusik-Bindemann, der mit Frau, Tochter und seiner fast 90-jährigen Mutter aus Allershausen angereist ist, seinen Koffer öffnen. Sie waren schon öfter auf Auktionen und „wollten es einmal wissen“, wie er sagt, „das haben wir uns jetzt gegönnt“.