Neuburg
Full House

Anita Fröde vom Mieterverein kritisiert die städtische Wohnungspolitik und regt einen Mietspiegel an

30.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:51 Uhr

Der Wohnungsbau in Neuburg, hier im Baugebiet West, floriert durchaus. Doch die Preise bewegen sich permanent nach oben. - Foto: r

Neuburg (DK) Der Neuburger Wohnungsmarkt ist so belebt, wie das Brandlbad im Winter. Für finanzkräftige Leute finde sich immer etwas, meint Anita Fröde vom Mieterverein - doch gerade ältere Menschen und Familien tun sich sehr schwer, eine Bleibe zu finden. Die Stadt habe das Thema verschlafen.

Neuburg (szs) Der Neuburger Wohnungsmarkt ist so belebt, wie das Brandlbad im Winter. Für finanzkräftige Leute finde sich immer etwas, meint Anita Fröde vom Mieterverein - doch gerade ältere Menschen und Familien tun sich sehr schwer, eine Bleibe zu finden.

Die Stadt habe das Thema verschlafen. "Der Wohnungsmarkt in Neuburg ist für den Normalverdiener abgegrast", lautet die Einschätzung der Vorsitzenden des Verbandes mit rund 700 Mitgliedern in der Großen Kreisstadt, in Schrobenhausen aber auch im südlichen Landkreis Eichstätt. "Alles, was geschaffen wurde, waren Wohnungen für Besserverdienende. Da hätte die Stadt schon einiges anders machen können", sagt die 64-Jährige.

Was konkret könnte man denn verbessern? Wer über ausreichend finanzielle Mittel verfüge, komme überall zurecht, holt Fröde zu einer Erklärung aus. Doch die sozial schwachen Leute bekommen den Wohnungsmangel zu spüren. "Da könnte man teilweise preisgebundenen Wohnraum schaffen." Dabei handele es sich nicht direkt um Sozialwohnungen. Doch könnte die Stadt in Baugebieten Mehrfamilienhäuser mit Preisbindung bei den Mieten vorschreiben. Das hindere niemanden, zu investieren, aber: "Man sagt den Bauunternehmern: Wenn ihr hier günstigen Grund erwerbt, dann schafft nicht nur etwas für Audi-Ingenieure!", so die erfahrene Mietberaterin.

Sie kennt mehrere Senioren, bei denen über 50 Prozent der Rente für die Miete draufgehen. Und die Preisspirale dreht sich nach oben. Was ist denn mit der viel beschworenen Mietpreisbremse, die Erhöhungen eingrenzen soll? "Die gilt auch in Neuburg, aber ich halte sie nicht für effektiv", sagt Fröde. Wer nach langer Suche endlich eine Wohnung bekommen hat, frage nicht als Erstes den Vormieter, wie viel Miete der zahlen musste, so die Vorsitzende. Außerdem wolle man nicht gleich gerichtliche Schritte gegen den neuen Vermieter einleiten.

Wenn die Mietpreisbremse nicht zieht - was könnte dann helfen, um der Aufwärtsspirale Einhalt zu gebieten? Die Antwort kommt schnell: "Ein Mietspiegel!", sagt Fröde. Mit dieser Statistik wird erfasst, was Wohnungen kosten, aufgeschlüsselt nach Größe, Lage und Ausstattung. "In dem Moment hätte man Vergleichswerte, dann könnten sich Mieter und Vermieter orientieren." Denn oft meldeten sich auch Vermieter beim Mieterverein und fragten, wie hoch sie gehen könnten, ohne Nachmieter zu überfordern. Der Mietspiegel müsste stets aktualisiert werden. "Der Mieterverein bietet Kooperation an." Intern hat der Verein schon öfter Zahlen erhoben, zuletzt 2011. Damals lag der durchschnittliche Quadratmeterpreis für bezugsfertige Mietwohnungen bei 7,11 Euro. Doch das ist vorbei. "Bei Neubauten liegen wir heute bei acht bis neun Euro, fast bei zehn Euro", sagt Fröde und schimpft über Online-Immobilienmärkte, die anhand ihrer Angebote eigene "Mietspiegel" veröffentlichen. Diese liegen nach Erfahrungen des Mietervereins oft zu weit oben - und Vermieter richteten sich gerne nach ihnen, weil offizielle Vergleichszahlen fehlen. "Das kriegen wir dann bei Mieterhöhungen von Vermietern vorgelegt", erzählt Fröde.

 

Der Mieterverein hat mittwochs von 16.30 bis 18.30 Uhr und alle 14 Tage freitags von 15 bis 17 Uhr Sprechstunden im Büro in der Mazillisstraße in Neuburg. Am 4. Januar wird Rechtsanwalt Florian Brummer beraten, am 11. Januar Bernhard Lang, am 13. Januar Robert Schindler. Für Terminvereinbarungen ist der Mieterverein unter Telefon (08431) 36 86 erreichbar.