Fürth
Fürth ganz im Zeichen der Michaelis-Kirchweih

Die Königin lädt ein

01.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:44 Uhr

Fürth (HK) Die Fürther sind sich sicher: Die Michaelis-Kirchweih gehört zum Weltkulturerbe der Menschheit. Am 3. Oktober um 10.15 Uhr auf dem Theatervorplatz startet das Fest, bei dem das Bier garantiert nicht im Mittelpunkt steht.

Die Fürther finden die Michaelis-Kirchweih so schön, dass sie meinen, das Traditionsfest habe das Zeug zum Weltkulturerbe. Eine Lachnummer sei die Bewerbung nicht, sagt Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD). „Wir gehen ins Rennen. Wir haben nichts zu verlieren“, hat Jung am Dienstag kurz vor dem Start der Kirchweih am 3. Oktober in der Kleeblattstadt betont.

Die „Königin der fränkischen Kirchweihen“ brauche sich vor keiner Konkurrenz zu fürchten. „Einen Versuch ist es wert, weil wirklich eine jahrhundertealte Tradition dahinter steht“, ist sich der Oberbürgermeister sicher. Die Wurzeln des Traditionsfestes gehen auf den Bau der Michaeliskirche im elften Jahrhundert zurück. Die erste Kerwa sei bereits im 16. Jahrhundert urkundlich erwähnt. „Damit ist die Fürther Kirchweih wesentlich älter das Oktoberfest in München oder das Annafest in Forchheim“, sagt der Wirtschafts- und Kirchweihreferent Horst Müller. Vor dem schönen Titel muss sich das Fürther Fest freilich noch gegen drei Konkurrenten aus dem Freistaat durchsetzen. Wenn das gelingt, wartet noch die nationale Ausscheidung mit 63 Gegenkandidaten. Demnächst wollen die Welterbeinspektoren selbst ein paar Seidlein auf der Kirchweih trinken.

Die Kärwa in Fürth unterscheide sich fast fundamental von vielen anderen Festen in Franken, sagt das Stadtoberhaupt. „Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt“, behauptet Thomas Jung. Damit grenze man sich bewusst von Gerstensaft-Happenings wie dem Erlanger Berg oder der Münchner Wiesn ab. Dort stünde schließlich nicht das Kleinkind und die Oma sondern „der Biertrinker im Mittelpunkt“ steht, sagt Jung. Das Fest in Fürth sei einfach familienfreundlicher.

„Wir haben keine Festzelte. Wir haben keine Ballermannmusik“, erklärt Horst Müller. Allein deshalb seien die fröhlichen Tage in Fürth so familienfreundlich und friedlich. Während auf dem Annafest in Forchheim gefeiert wird, bis die Polizei kommt, bleibt man in Fürth schön gewaltfrei.

Biertrinker müssen freilich nicht in Panik verfallen. Denn Bier gibt es in Fürth trotzdem. Heuer feiert sogar das Grüner-Festbier seine Premiere. Mit dem festlichen Starkbier (immerhin 6,1 Prozent) will die Brauerei von der Stadtgrenze wohl ihren Beitrag zum Gewinn des Welterbetitels beitragen.

Trotz der Aufregung um das mögliche Welterbe wollen die Fürther freilich am Boden bleiben. „Wir könnten problemlos behaupten, dass wir die größte Straßenkirchweih in ganz Deutschland sind“, sagt Kirchweihreferent Horst Müller. Immerhin stünden in der Fürther Altstadt allein rund 300 Stände. Aber weil Fürth eben Fürth sei, spreche man nur von der größten Straßenkirchweih Bayerns.

Apropos auf dem Boden bleiben: Mit der Zahl der Besucher ist man in Fürth auch zufrieden. Mehr als die rund 1,5 Millionen Gäste sollen es laut Müller auch heuer nicht werden, um die Atmosphäre und den Charakter rund um die Fürther Freiheit nicht zu zerstören. Daumen drücken wollen sie in Fürth während der Kirchweih für etwas anderes. „Das Wetter soll schön werden und Greuther Fürth muss das Kärwaspiel gegen Bochum gewinnen“, sind sich Jung und Müller einig. Am 3. Oktober geht in Fürth die fünfte Jahreszeit los und dauert bis zum 14. Oktober. Einen Slogan haben sich die Fürther rechtzeitig für ihre Kärwa schon ausgedacht: Dou mäi mer hie!

Der große Erntedankzug ist der alljährliche Höhepunkt der Färdder Kärwa. Er findet traditionell am „Bauernsonntag“, dem zweiten Sonntag der Kirchweih statt. Den Zug gibt es im Übrigen „erst“ seit 1817. Dafür ist er so schön und einmalig wie kaum ein anderer, sagen nicht nur die „Färdder“ und per se schon Weltkulturerbe.