Eichstätt
Fürstliche Lage mit Sanierungsbedarf

Erhalt von denkmalgeschütztem Ensemble kostet in einem ersten Schritt rund 6,7 Millionen Euro

07.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:05 Uhr

Der denkmalgeschützte Gebäudekomplex am Residenzplatz, der das Finanzamt und das Forstamt beherbergt, wird saniert. Für den ersten Bauabschnitt sind rund 6,7 Millionen Euro vorgesehen. - Fotos: Bartenschlager

Eichstätt (EK) Der Residenzplatz gilt als einer der schönsten Barockplätze im süddeutschen Raum. Geprägt ist er von repräsentativer Architektur, in der heute verschiedene Ämter untergebracht sind. Um das Ensemble zu erhalten, sind regelmäßig Sanierungsarbeiten nötig - bald ist es wieder so weit.

So einen Dienstsitz hat nicht jeder: ein herrschaftlicher Prachtbau am Residenzplatz, direkt gegenüber der Hauptfassade des heutigen Landratsamtes und der früheren fürstbischöflichen Residenz. Wenn Forstdirektor Roland Beck aus dem Fenster sieht, blickt er direkt auf die Mariensäule, den Brunnen, hat die Domtürme als Panorama im Hintergrund und kann auch mal dem Landrat in dessen Amtszimmer zuwinken. Beck weiß das zu schätzen: "Das ist eine noble Lage, mit Sicherheit eines der schönsten Amtsgebäude in Bayern."

Allerdings eines mit Sanierungsbedarf. Vor allem das Dach muss gemacht werden und auch der Brandschutz ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Finanz- und Heimatminister Markus Söder hat bereits den Planungsauftrag für den ersten Bauabschnitt mit Kosten von rund 6,68 Millionen Euro erteilt. "Wir investieren damit auch in den Erhalt wertvoller historischer Bauten. Die 300 Jahre alten Gebäude stehen als Teil des barocken Eichstätter Residenzplatzes als Ensemble unter Denkmalschutz. Sie sind Bestandteil unserer Heimat Bayern", merkte Söder laut einer Presseerklärung an. Betroffen von der Sanierung ist nämlich nicht nur das Forstamt, sondern auch die Gebäude des Finanzamtes.

Die Geschichte beider Ämter in Eichstätt ist eng miteinander verwoben. Die Forstbehörde ist seit vielen Jahren am Residenzplatz angesiedelt, wenn auch nicht immer im selben Gebäude. Ursprünglich waren die Forstleute in Nummer 8 untergebracht. 1975 erfolgte der Umzug in die Nummer 10 und 1989 dann in die Nummer 12 - das Finanzamt blieb den Förstern stets dicht auf den Fersen: Zunächst belegte es die Nummer 8 und die Nummer 10. Ein bisschen haben sie sich auch schon in Nummer 12 eingenistet, im ersten Obergeschoss - und das Finanzamt hätte gern mehr Platz, vor allem für sein Archiv. Im Zuge der Sanierung ist daran gedacht, den Dachstuhl auszubauen und eine Verbindung zu Nummer 10, dem Finanzamt, zu schaffen. Dann könnten die alten Akten unter den Dachsparren gestapelt werden. Die Forstleute sind Untermieter gewohnt: Sie teilen sich das Haus bereits mit dem Bauamt Ingolstadt, das hier die Bauleitung Eichstätt untergebracht hat.

Das prächtige Haus mit der imposanten Fassade hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Kein Geringerer als Gabriel de Gabrieli hat es entworfen; erbaut wurde es zwischen 1728 und 1730 als fürstlicher Gasthof. Aber die heutige Nutzung klang bereits an: Eingeweiht wurde der Gasthof anlässlich der Himmelfahrtsjagd in Greding durch den Kurfürsten von Mainz und sein Gefolge.

Nach 1800 ging das Gebäude im Zuge der Säkularisation ans "Forstärar" über. 1885 kaufte die Königliche Brandversicherungskammer das Haus, die es 1887 und dann wieder 1912 umbaute. Die nächste Renovierung erfolgte 1967. Das Brandversicherungsamt Eichstätt residierte hier bis 1989. Dann war das Finanzamt am Zug. Es kaufte den Gabrielibau - als Tauschobjekt. Es folgte das bekannte "Bäumchen-wechsel-dich-Spiel": Die Forstverwaltung ging in den ehemaligen Gasthof; das Finanzamt breitete sich im jetzt frei gewordenen Anwesen Nummer 10 aus. Für die Förster kein schlechter Tausch. Sie hatten sich bereits in Nummer 10 mit dem Bauamt die Zimmer geteilt, aber: "Das Bauamt war vorne und wir hinten im Kavaliershof", erzählt Beck. Heute stellt sich die Situation genau andersherum dar. Die Aussicht der Förster hat sich entscheidend verbessert.

Aber nicht nur der kann Forstdirektor Beck etwas abgewinnen: Wenn er das schöne Treppenhaus sieht, kommen ihm einige Ideen. Der Treppenaufgang eigne sich hervorragend für Ausstellungen, findet er: "So wollen wir es in Zukunft auch nutzen." Gezeigt werden könnten Bilder, Fotografien oder Skulpturen. Zudem macht der Forstdirektor auf zwei Jubiläen aufmerksam, die nächstes Jahr anstehen und die gewürdigt werden sollen: 425 Jahre Forstordnung Eichstätt und 25 Jahre Arbeitskreis Forstgeschichte. Bei diesem AK ist Beck Gründungsmitglied. Beste Aussichten also.