Unsernherrn
Fürs Stadtklima gut verträglich

Pflanzaktion mit dem OB: Die Flatter-Ulme, der Baum des Jahres 2019, ziert Allee in Unsernherrn

30.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:05 Uhr
Eine Flatter-Ulme, den Baum des Jahres 2019, pflanzten OB Christian Lösel, Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle, Stadtrat Franz Wöhrl und Gartenamtsleiter Ulrich Linder (von links). −Foto: Rössle/Stadt Ingolstadt

Unsernherrn (DK) Die Stadt will in den kommenden 30 Jahren, wie berichtet, eine Million Bäume pflanzen.

Am Dienstag konnte sich Oberbürgermeister Christian Lösel (CSU) in Sachen grüner Daumen schon mal üben. Zusammen mit Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle, Gartenamtsleiter Ulrich Linder und Stadtrat Franz Wöhrl (CSU) pflanzte er in der Allee der Bäume des Jahres in Unsernherrn den diesjährigen "Baum des Jahres": die Flatter-Ulme.

Die Flatter-Ulme - botanisch Ulmus laevis - ist eine in Mittel- und vor allem Osteuropa verbreitete Laubbaumart, deren natürlicher Lebensraum sich in Bruch- und Feuchtwäldern sowie Flussauen befindet. In Deutschland kommt sie vorwiegend in den östlichen Bundesländern und entlang der Flussläufe von Donau, Main und Rhein vor. Grundsätzlich also liebt diese Baumart feuchte Standorte und verträgt Überflutungen, kommt aber genauso gut mit trockenen Bodenverhältnissen zurecht. Zudem ist die Flatter-Ulme ausgesprochen tolerant gegenüber Bodenverdichtung, Frost, Luftverschmutzung, Streusalz sowie Wind und gilt damit generell als Stadtklima verträgliche und zukunftsfähige Baumart.

Dennoch gilt ihr Bestand aktuell als gefährdet. Besonders durch den fortschreitenden Verlust des natürlichen Lebensraums, durch den auch Tierarten wie etwa der Ulmen-Zipfelfalter betroffen sind, die ihren Lebens- und Nahrungsraum speziell auf diese Pflanze angepasst haben. Der unter den zwei anderen heimischen Ulmenarten weit verbreitete Pilzbefall, der zur Verstopfung der Wasserleitungsbahnen mit einhergehender Vertrocknung des Baumes führt und in den vergangenen Jahrzehnten nahezu alle Berg- und Feld-Ulmen vollständig aus dem Landschaftsbild verschwinden ließ, hat die Flatter-Ulme weitestgehend verschont. Grund dafür ist offensichtlich, dass der Hauptüberträger der Krankheit, der Große beziehungsweise Kleine Ulmensplintkäfer, diese Art offensichtlich aufgrund der differenzierten Rindenstruktur und Inhaltsstoffe nicht als Ulme erkennt, heißt es in einer Presseerklärung des städtischen Gartenamts.

Die Flatter-Ulme wächst durchschnittlich an sonnigen und halbschattigen Standorten bis zu 20 Meter hoch und 15 Meter breit. Namensgebend und Unterscheidungsmerkmal zu den anderen Ulmenarten sind die bis zu vier Zentimeter lang gestielten und in Büscheln an den Zweigen hängenden Blüten und Früchte, die bei Wind anfangen, stark zu flattern. Die zwittrigen Einzelblüten erscheinen ab einem Baumalter von etwa 35 bis 40 Jahren noch vor dem Laubaustrieb. Die Befruchtung über filzig-weiße Narben und rotviolette Staubbeutel erfolgt hauptsächlich mittels Wind, gelegentlich aber auch durch Insekten. Ab etwa Mitte April treiben die zehn bis zwölf Zentimeter langen, eiförmigen Blätter aus.

In Parkanlagen und entlang historischer Straßenverläufe findet man Flatter-Ulmen schon seit dem Barock als eine der wichtigsten Alleebaum-Arten. Durchschnittlich erreichen sie ein Alter von 250 Jahren, können aber nachweislich sogar über 400 Jahre alt werden. Kulturhistorisch fanden alle Ulmenarten, allgemein auch Rüster genannt, als Bastlieferant und eiweißreiches Viehfutter Verwendung. Dafür wurden belaubte Äste geschnitten, getrocknet und über den Winter verfüttert; ein Prozess, der laut Gartenamt als "Schneitelung" bezeichnet wird. Ulmenholz war in der Bauindustrie vorwiegend als Ausgangsmaterial für Bauteile mit hoher mechanischer Beanspruchung bei Mühlen, Glockenstühlen, Kutschen oder ähnlichem von Bedeutung und diente als Furnierholz für Pfeifenköpfe, Schreibwerkzeuge oder Vertäfelungen.