Greding
Für Toleranz und Vielfalt

Aktionsgruppe will Klima der Offenheit in Greding erhalten - Straßenfest an diesem Freitag als Gegenveranstaltung zu Bockbierfest der AfD

07.05.2019 | Stand 02.12.2020, 14:02 Uhr
Die Aktionsgruppe "Greding bleibt bunt" hat mit Gleichgesinnten am Samstag an der Industriestraße gegen eine Veranstaltung des rechten Flügels der AfD demonstriert. Für diesen Freitag lädt das Team um Sprecherin Maria Dollinger ab 15 Uhr zu einem Straßenfest ein. −Foto: Leykamm

Greding (lkm) AfD, AfD und immer wieder AfD: Als die junge Partei vor gut zwei Jahren ihren Landesparteitag in Greding abhalten hat, wollten dies viele Einheimische nicht einfach so hinnehmen.

Sie fanden sich zusammen und bereiteten den Delegierten der Partei einen Empfang mit lautstarkem Protest: Das war die Geburtsstunde der Aktionsgruppe "Greding bleibt bunt". Am Samstag landete sie ihren jüngsten Coup, demonstrierte gegen das süddeutsche Flügeltreffen wiederum im Hippodrom, das sich allmählich zu einem Stammlokal für die AfD zu entwickeln scheint. An diesem Freitag lädt die Aktionsgruppe nun zu einem Straßenfest ein. Natürlich in der Industriestraße nahe dem Hippodrom.

Es ist die zweite Aktion innerhalb einer Woche - und das nicht ohne Grund: Denn schon wieder tritt die AfD in Greding in Erscheinung. Dieser Freitag nun steht im Zeichen eines Bockbierfests der AfD Bayern. Auch hier will "Greding ist bunt" bewusst dagegenhalten. Zuerst habe man deshalb überlegt, die eigene Gegenveranstaltung wortspielerisch "Kein-Bock-Bierfest" zu nennen, erzählt die Gruppensprecherin Maria Dollinger. Doch kamen sie und ihre Mitstreiter letztlich überein, den Fokus anders zu legen. Nun steht das eigene Motto "Für Toleranz und Vielfalt" im Mittelpunkt des Geschehens - und nicht der politische Gegner.

Deswegen erwartet nun "alle großen und kleinen BürgerInnen", so ein Flyer, ein "buntes Straßenfest für die ganze Familie". Zwischen 15 und 21.30 Uhr soll so ein Zeichen für eine weltoffene Gesellschaft gesetzt werden. Es gibt zahlreiche Infos und Beiträge, ein Vorlesezelt steht bereit, ebenso eine Hüpfburg. Dosenwerfen, Tischtennis, Kinderschminken und Wikingerschach (Kubb) sorgen zudem für Spaß. Die Aktionsgruppe hofft auf rege Beteiligung aus den verschiedenen Gesellschaftsschichten und Generationen. Es soll eben schön bunt werden.

"Bier wird es auch geben", kündigt Dollinger an, dazu Gegrilltes, Kaffee und Kuchen sowie "Brotzeit aus aller Welt". Man wolle genau die Vielfalt zelebrieren, für die die AfD eben nicht stehe, so die Sprecherin. Bei den Vorbereitungen zählt die Studentin der sozialen Arbeit auf ihr Team, das die Veranstaltungsleiterin schon am Samstag unterstützt hatte.

Vor zwei Jahren noch hatten ihre Schwester Julia und Markus Batz zum Protest gegen die Alternative für Deutschland zusammengetrommelt. Beiden war dies nun aber nicht möglich. Und so war es diesmal Maria, die die Ärmel hochkrempelte. "Ich fand es wichtig, wieder etwas auf die Beine zu stellen", betont sie im Pressegespräch mit unserer Zeitung. Über Whatsapp und soziale Medien startete die Gruppe die Aufrufe, die beim knapp 20-köpfigen harten Kern der Gruppe sofort auf positives Echo stießen. Viele weitere Gegner der Partei auch aus dem weiteren Umkreis schlossen sich an.

"Die AfD soll Gegenwind auch im ländlichen Raum spüren", beschreibt Dollinger die Motivation. Der Protest komme dabei von ganz verschiedenen Seiten. Die Aktionsgruppe sei auch absolut parteiunabhängig und eben nicht "linksgrün versifft", baut Dollinger schon mal vor, mit diesem Schlagwort würden Gegner der politischen Rechten gerne in eine Ecke gestellt.

Sie bedauert, dass der besagten Partei in Greding überhaupt immer wieder eine Bühne geboten wird. Im Gegenzug "müsste sich auch die Lokalpolitik viel mehr engagieren", fordert sie. Umso toller sei es, dass es immer wieder gelinge, Protestveranstaltungen "kurzfristig aus dem Boden zu stampfen", ergänzt Markus Batz.

Die Stimmung in der Großgemeinde sieht er mit gemischten Gefühlen. Es gebe nicht nur Ablehnung der AfD-Auftritte, sondern auch die Haltung: "Lasst sie doch machen! " Flugblätter, die Slogans der AfD aufgriffen, machten sogar bewusst Stimmung gegen Flüchtlinge. "Uns aber geht es um Integration, um Menschenrechte und Gleichberechtigung. Wir wollen ein friedliches Miteinander", sagt Batz. Dazu könne jeder seinen Teil beitragen: "Wenn wir dieses Potenzial, das wir alle in uns tragen, auch anzapfen und unsere Talente zusammenführen, dann geht es uns allen gut", beschreibt er die Lage im ganzen Land. Leider sei eben diesbezüglich "die AfD hier der große Quertreiber".