München (dpa
"Für Siege gibt es keinen Ersatz"

28.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

München (DK) Ein Endspiel gewonnen, drei vor der Brust: Der TSV 1860 München steht in der 2. Bundesliga weiter unter Zugzwang. Bereits im vergangenen Jahr schafften die Löwen die Rettung nur in letzter Minute in der Relegation, jetzt könnte es wieder so kommen, dass 34 Spieltage nicht reichen werden, um den Klassenerhalt zu sichern und es erneut in die ungeliebte Verlängerung (20. und 24. Mai) geht.

Die Münchner liegen auf Relegationsrang 16, haben aber durch direkte Duelle in den letzten drei Saisonwochen den Klassenverbleib in eigener Hand. Mit drei Siegen zum Abschluss stünde die Rettung fest - und die Spieler sind nach dem jüngsten Erfolg besonders motiviert: Am vergangenen Wochenende war 1860 das einzige Kellerkind, das sein Spiel gewinnen konnte, die Löwen siegten im Duell mit Eintracht Braunschweig mit 1:0. "Es ist wenig Zeit, solche Erfolge zu genießen. Die Situation hat sich grundlegend nicht groß verändert", sagte Trainer Daniel Bierofka vor dem Spiel beim FC St. Pauli heute Abend (18.30 Uhr).

Zurückgreifen können die Löwen wohl auf den zuletzt angeschlagenen Sascha Mölders, der wieder im Training ist. Nach einer Knieverletzung sehe es bei dem Stürmer besser aus, meinte der Trainer gestern. Der Angreifer sei "definitiv eine Option", sagte Bierofka. Nach einer Gelb-Rot-Sperre zurückkehren wird Milos Degenek, der beim 1:0 gegen Eintracht Braunschweig ausgesetzt hatte.

Den Heimerfolg gegen Braunschweig bei seinem Trainerdebüt empfand Bierofka als enorm wichtig. "Für Siege gibt es keinen Ersatz. Man glaubt wieder mehr an sich selbst", sagte er. Auch mit der Leistung war der Nachfolger von Routinier Benno Möhlmann einverstanden. "Wir waren sehr aggressiv und haben viele Zweikämpfe gewonnen. Das ist für mich ganz wichtig."

Ob er auch beim Gastspiel in Hamburg wieder ohne Michael Liendl und Rubin Okotie beginnen wird, ließ Bierofka offen. Gegen Braunschweig hatte das österreichische Joker-Duo den Sieg herbeigeführt. Dass bei St. Pauli der Aufstieg bereits Geschichte ist, spielt für Bierofka keine Rolle. "Der Gegner interessiert mich nicht. Wir müssen unsere Stärken in die Waagschale werfen", betonte der 37-jährige Ex-Profi der Münchner. Auf die anderen Plätze will er dabei nicht schauen: "Ich muss mich auf mein Spiel konzentrieren. Wir müssen uns 90 Minuten in dieses Spiel reinbeißen." Die Stimmung im Stadion am Millerntor, das Bierofka als "Schmuckkästchen" bezeichnete, müsse "man annehmen".

Vor den wegweisenden Endspielen gegen Paderborn (8. Mai) und beim FSV Frankfurt (15. Mai) hat der TSV derweil noch eine andere Baustelle: Mit Jan Mauersberger, Christopher Schindler, Maxi Wittek, Daniel Adlung, Liendl und Okotie sind gleich sechs etablierte Kräfte von einer Gelb-Sperre bedroht, darunter drei Akteure aus der Viererkette.

In Hamburg trifft Bierofka auf seinen ehemaligen Trainer Ewald Lienen, der die Löwen im Mai 2009 übernommen und mit einem Punkt aus zwei Spielen noch vor dem Absturz in die 3. Liga bewahrt hatte. In der darauffolgenden Saison hatte Lienen die Münchner sogar auf Platz acht geführt.

Auch mit St. Pauli ist Lienen erfolgreich: Der Trainer übernahm die Kiezkicker Ende 2014 auf dem letzten Tabellenplatz, heute stehen sie auf Rang vier. Die Hoffnungen auf eine Rückkehr in die Bundesliga mussten die Hamburger nach dem jüngsten 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf allerdings begraben. Der Klub liegt neun Punkte hinter dem 1. FC Nürnberg. Zuletzt hatten die Hamburger in der Saison 2010/11 in der Bundesliga gespielt.

Lienen muss gegen die Löwen weiterhin auf John Verhoek (Bänderriss), Lennart Thy (Gesäßmuskelzerrung) und Jan-Philipp Kalla (Wadenprellung) verzichten. Den Sprung zurück in den Kader wird aber wohl Marc Hornschuh schaffen, der seine Verletzung (Pferdekuss) auskuriert hat.