Hilpoltstein
Für eine Nacht deutscher Meister

Bernd Schreiner aus Hilpoltstein steigt auf der Radstrecke aus, schafft es aber zwischenzeitlich in die Ergebnisliste

21.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:26 Uhr

Da waren es nur noch zwei deutsche Meister aus Hilpoltstein: Neben den beiden schnellsten Landkreisstartern Marius Schuhmann und Alexander Schrüfer, die ihre Altersklassen M20 und M35 gewinnen, darf sich bei der Challenge-Siegerehrung aber noch der Allersberger Michael Knautz (von rechts) völlig überraschend über den 3. Platz in der Altersklasse M20 und den Gewinn der Bronzemedaille freuen - Foto: R. Münch

Hilpoltstein/Roth (rom) Jedes Jahr aufs Neue stellt sich am Morgen nach dem Challenge vor den Ergebnistafeln am Festzelt die gleiche Frage: Stimmt das erste Ergebnis vom Renntag tatsächlich mit der offiziellen Zeit und der Platzierung überein? Denn selbst den größten Zeitmessexperten gelingt es bei den über 3500 Einzelstartern nicht, eine fehlerfreie Messung zu garantieren. Jeder noch so kleine Fehler im System der Zeiterfassung kann den Gewinn oder eben auch den Verlust eines Titels bedeuten.

Im Falle der hartgesottenen Athleten aus dem Landkreis Roth ist es beim Challenge am Sonntag gleich mehrfach zu Fehlern in den Ergebnislisten gekommen.

Die kurioseste Geschichte dreht sich um Bernd Schreiner von den Radfreunden: Der 58-Jährige wurde am Sonntagabend als Schnellster seiner Altersklasse M55 gewertet. Bei der Siegerehrung gestern Mittag im Festzelt fehlte von Schreiner aber jede Spur. Stattdessen stand Jörg Preiß aus Berlin auf dem Siegerpodest und wurde als deutscher Meister ausgezeichnet. Denn was die Zeiterfassung am Sonntagabend nicht wusste: „Der Bernd ist bei Obermässing vom Rad gestiegen“, verriet sein Vereinskamerad Alexander Schrüfer, der wiederum tatsächlich die deutsche Meisterschaft in der Altersklasse M35 gewonnen hat.

„Er hat gesagt, dass er noch ins Stadion geht“, sagte Teamkollege Fritz Buchstaller. „Ich hab’ halt gemeint, dass er sich das halt noch anschaut.“ Schreiner scheint aber wohl nicht nur ins Stadion, sondern auch noch über die Ziellinie gegangen zu sein. „Vielleicht wollte er einfach nur ins Verpflegungszelt“, scherzten Buchstaller und Schrüfer. Den Erzählungen seiner Radfreunde nach, hat der 58-Jährige ohnehin „ewig auf den Besenwagen warten müssen“, der ihn dann von Greding zurück nach Roth brachte. Bis ins Ziel hatte Bernd Schreiner laut erstem Ergebnis nur 53 Sekunden länger als Buchstaller gebraucht – wenn auch ohne Marathon und mit 60 Radkilometern weniger auf dem Buckel und letztlich auch ohne deutschen Meistertitel.

Auf quasi umgekehrtem Weg kam Michael Knautz noch zum 3. Platz bei der deutschen Meisterschaft in der Altersklasse M20. Der 23-jährige Allersberger, der für die TSG Roth startet, erreichte am Sonntag tatsächlich nach 10 Stunden, 38 Minuten und 18 Sekunden das Ziel. In den Ergebnislisten im Internet tauchte Knautz dann aber nicht auf. Es schien, als sei er auf der Radstrecke aus dem Rennen gegangen. „Die Leute von der Zeitmessung haben mir dann erklärt, dass mein Chip wegen einer defekten Messmatte nicht mehr ging“, sagte Knautz.

Umso größer war dafür die Freude am Montagmorgen, als er von seinem dritten Platz erfuhr. „Das hätte ich nicht gedacht. Eigentlich war ich schon zufrieden, dass ich im Ziel angekommen bin.“ Immerhin habe er auf der Laufstrecke mehrmals überlegt, aufzugeben. Gut, dass er es nicht gemacht hat. Schließlich hat der Allersberger beim Schwimmen und Radfahren den Grundstein für seinen Erfolg gelegt. „Aber jetzt wird auf dem Heidecker Heimatfest gefeiert.“

Zum Feiern war Marius Schuh-mann vom La Carrera TriTeam Rothsee am Sonntagabend nicht mehr zumute. „Ich bin eigentlich nur in die Badewanne gestiegen und danach gleich ins Bett“, sagte der 23-jährige Hilpoltsteiner. Immerhin hatte der zweitschnellste aller Landkreisstarter zu diesem Zeitpunkt schon die Gewissheit, dass er den größten Triumph seiner jungen Karriere erreicht hat. „Nach dem Rennen habe ich mir noch eine Infusion geben lassen und danach habe ich auf die Ergebnisse geschaut. Aber lange Zeit kannst du dir da ja nicht sicher sein“, sagte Schuhmann. „Es kann ja immer sein, dass da noch jemand kommt, der schneller ist.“

„Das kann man immer nur schwer einschätzen“, sagte auch Schrüfer, der mit dem erneuten Gewinn der Landkreiswertung geliebäugelt hat. „Mit dem deutschen Meistertitel habe ich aber nicht gerechnet.“ Am Tag nach dem Rennen war die große Enttäuschung auch schon wieder verflogen, dass Schrüfer zum zweiten Mal in Folge über neun Stunden blieb. „Letztlich kann ich doch zufrieden sein.“