Für ein "lebens- und liebenswertes Wolnzach"

14.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:08 Uhr

"Bunt und vielfältig statt einfarbig" soll Wolnzach auch nach dem 2. März sein. Dafür machte sich in Geroldshausen Martin Schlicht (links) als Geroldshauser Kandidat auf der SPD-Gemeinderatsliste stark. Eine Forderung, mit der er der SPD-Bürgermeisterkandidatin Sonja Gaul (2.v.l.) geradezu aus dem Herzen sprach. - Foto: Ermert

Geroldshausen (WZ) Stimmlich war Sonja Gaul angeschlagen. Zu merken war das aber nur eingangs der Vorstellung ihrer Ziele, mit denen sie als SPD-Bürgermeisterkandidatin in den Wahlkampf zieht. Ihre Inhalte brachte sie gekonnt vor – und nach wenigen Sätzen war vom Kratzen im Hals nichts mehr zu hören.

Rund 50 Gäste verfolgten "Sonja Gaul und ihr Team", das sich laut Wahl-Flyer "für ein lebens- und liebenswertes Wolnzach" stark macht. Der Gasthof Randelzhofer beherbergte dabei eine lebhafte Runde, die sich nach dem offiziellen Teil samt Vorstellung aller Kandidaten in einer Diskussion mit den Themen Volksfestplatz, Familienpolitik, Radwege, Jugendförderung und innerörtliche Entwicklung auseinander setzte.

Das Tempo gab mit Martin Schlicht der Geroldshauser "Lokalmatador" vor, der an diesem Abend den Moderator gab. Die Darstellung der Wahlziele kam einzig und allein Sonja Gaul zu, die nach kurzer Vorstellung ein Thema nach dem anderen abarbeitete. "Einige sehen es als Problem, dass ich mit drei kleinen Kindern das Bürgermeisteramt anstrebe", sprach sie gleich einen möglichen Kritikpunkt an ihr als Kandidatin an. Die Familie sei zwar ihr Mittelpunkt, doch sie habe immer gearbeitet, entgegnete sie. Daher wäre ihre Wahl eine – auf gut neudeutsch – "Win-Win-Situation für alle Seiten".

Sonja Gaul tritt aus Überzeugung für die sozialdemokratische Sache, sowie aus Hochachtung vor der Demokratie an. Die CSU habe das nie verstanden. Sie proklamiere "eine Art Einparteiensystem, das keinem weiterhilft", holte sie zum Rundumschlag wider die politische Konkurrenz aus. In Richtung FDP fragte sie, was die Liberalen bisher getan hätten, wenn es doch erst jetzt "Zeit sei, das Richtige zu tun". Ein neues Gesicht würden die Freien Wähler präsentieren, mit Transparenz und Bürgernähe, so Gaul. "Was war denn dann während der Ära Schäch los? Ihr habt jahrelang den Bürgermeister gestellt."

Am meisten stellten die Sozialdemokraten ihre Absicht heraus, eine absolute Mehrheit im Marktgemeinderat zu verhindern. "Das hat sonst nichts mehr mit Demokratie zu tun", formulierte Karl Reisinger seine Hoffnung auf eine ausgewogene Besetzung des Gemeinderats. Franz Paukner möchte alle Sachthemen diskutiert haben – "nicht nur festgesetzt, so wie im Kreistag." Und Martin Schlicht brachte die Forderung abschließend auf den Punkt: "Wir wollen, dass Wolnzach nicht einfarbig wird, sondern bunt und vielfältig bleibt."

Unbedingt nötig sei dafür eine starke SPD-Fraktion, deren Wahlziele Sonja Gaul im Detail ausführte. "Unser Wahlprogramm sind die Bürger aus allen zugehörigen Ortschaften", zeigte sie sich offen für Anregungen aller Art und gab daher nur grobe Ansätze vor.

"Wolnzach an Europa anbinden" – so überschrieb sie die Hoffnung nach einer Autobahnausfahrt Bruckbach, nach besserem Lärmschutz, nach der Ausweisung neuer Gewerbegebiete, nach touristischen Attraktionen. "Wir können eine kleine, aber feine Perle im Bildungstourismus schaffen", sagte sie und schwenkte zu ihrem Lieblingsthema über: der Förderung junger Familien.

Erschwingliche Betreuung in Krippe, Kindergarten und Hort, bezahlbares Wohnen, womöglich eine Art Familienpass und als Vision gar ein Bündnis für Familien, samt Mehrgenerationentreff und einem gebührenfreien letzten Kindergartenjahr. All das setzte sich Sonja Gaul auf die eigene Agenda.

Die bessere Einbindung von Migranten und Senioren spielt bei der erhofften Einführung eines bedarfsgerechten Rufbussystems eine Rolle. Das Umweltthema besetzt die SPD durch die Forderung nach Bebauungsplänen, die Passiv- und Niedrigenergiehäuser nicht ausschließen, sondern fördern. "Mein Traum wäre die Schaffung einer energieautarken Gemeinde – aber der Weg dorthin ist natürlich lang", räumte die SPD-Bürgermeisterkandidatin ein.

Eine andere Vision würde nicht nur die Lebensqualität erhöhen, sondern auch den Tourismussektor anschieben. Ein Bayerisches Kulturfestival möchte Sonja Gaul in Wolnzach aus der Taufe heben. Vom Bauerntheater bis zum Konzert könne dabei alles geboten werden. "Das würde die Tradition bewahren und gleichzeitig Neues schaffen", kam sie zum Ende.