Für den Islam-Unterricht fehlen die Lehrer

23.05.2008 | Stand 03.12.2020, 5:53 Uhr

Kelheim (rog) Werden im Kreis Kelheim manche Kinder bald keinen Religionsunterricht bekommen, weil qualifizierte Lehrer fehlen? Konkret geht es um Muslime, die zwar Anspruch auf islamischen Unterricht haben, aber möglicherweise in Ethik gehen müssen. Auch Schüler aus Riedenburg sind betroffen.

Gegen diese Entwicklung laufen die betroffenen Eltern Sturm. Jetzt schon kündigten sie an, sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden juristischen Mitteln dagegen zu wehren, dass ihre Sprösslinge angesichts des Personal-Notstands den Ethik-Unterricht besuchen müssen.

Parallel dazu starteten die Erziehungsberechtigten einen Hilferuf an den Landtagsabgeordneten und CSU-Kreischef Martin Neumeyer. Der Politiker solle beim staatlichen Schulamt in Kelheim und beim Kultusministerium in München nachhaken.

Hintergrund des Problems ist ein Gesetz aus dem Jahr 2003, in dem der Freistaat an seinen Schulen einen islamischen Religionsunterricht in deutscher Sprache zwingend vorschreibt. Weil so kurzfristig natürlich keine entsprechend ausgebildeten Lehrkräfte zur Verfügung standen, behalf man sich bis dato mit deutsch-sprachigem Personal – zum Beispiel aus der Türkei, aber auch aus anderen islamischen Ländern.

Seit vier Jahren unterrichtet Levent Cakir nun schon 212 Kinder im südlichen Landkreis. Sein Kollege Atilla Saban erteilt im Raum Kelheim und Langquaid 160 Schülern islamischen Religionsunterricht. Darunter sind auch rund ein Dutzend Kinder und Jugendliche aus dem Raum Riedenburg.

Den Lehrern gefällt es nach eigener Aussage sehr gut in Deutschland. Doch nun müssen sie wieder in ihre Heimat zurück. Ansonsten droht den beiden zuletzt für fünf Jahre von ihrem Dienstherrn freigestellten Lehrern der Verlust ihres türkischen Beamtenstatus’, wie es heißt. Gleichzeitig fehlt es aber an entsprechendem Lehrernachwuchs von den Universitäten hierzulande.

"Wir sind sehr traurig darüber, dass wir das so spät erfahren haben", äußerte sich eine der betroffenen Mütter bei einem Treffen mit Neumeyer in der Moschee des Islamischen Kulturvereins in Mainburg. Die Eltern fühlten sich von der Entwicklung schlichtweg überrumpelt. Und auch Levent Cakir kennt das Problem: "Die Eltern fragen mich immer wieder, wie es jetzt weitergehen soll."

Der Abgeordnete Neumeyer hatte bei dem Krisengespräch allerdings auch keine Patentlösung parat. Nachfragen beim zuständigen Kultusministerium blieben bislang unbeantwortet, weil die zuständigen Beamten in Urlaub sind, erklärte der CSU-Politiker.

Das Problem sei, dass die Ausbildung der Islam-Lehrer an den deutschen Unis noch nicht so weit fortgeschritten sei, dass ausreichend ausgebildetes Personal zur Verfügung steht, erklärt Neumeyer.

Eine zweite Unbekannte gebe es auf türkischer Seite, so Neumeyer. Er sagte jetzt zumindest zu, sich über das bayerische Kultusministerium und über die türkische Botschaft dafür einzusetzen, dass die Verträge mit den vorhandenen Lehrkräften noch einmal verlängert werden. Eine ähnliche Lösung hat es seines Wissens schon in Augsburg gegeben. Dann liegt es an Levent Cakir und Atilla Saban, ob sie ihr Engagement in Deutschland noch einmal verlängern.